Das erste Mal
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Als Wildtierfotograf im Flachland von Österreich hat man kein einfaches Leben.
Zudem steht man vor einigen Problemen. Hauptproblem: neben Rehen und Hasen tut sich Wildtier-technisch nur sehr wenig. Durch Jagd, Zerstörung des Lebensraumes für Wildtiere usw. gibt es wenig andere Tiere wie Füchse, Wildschweine oder auch größere Raubvögel.
Okay, zugegeben: Turmfalken und Mäusebussarde gibt es wie Sand am Meer. Aber wer schon einmal versucht hat eines dieser gefiederten Geschöpfe zu fotografieren, weiß, wie schwer das ist.
Zielfoto: Eule
Nun gut. So viel zur Ausgangslage.
Ein Ziel habe ich mir dann aber doch gesteckt für 2023: Ich will eine Eule in freier Wildbahn fotografieren.
Denn davon gibt es zumindest eine Handvoll Tiere, die immer wieder gesichtet werden.
Über verschiedene Möglichkeiten (Vogelbeobachtungswebsites, Facebook-Gruppen, Mundpropaganda u.Ä.) habe ich versucht eine Eule zu finden, die ich fotografieren kann.
Ich habe zahlreiche Stunden (ich würde sagen dreistellig) in den Wäldern der Region verbracht auf der Suche nach Lebenszeichen. Größere Kot-Spuren auf Bäumen, heraufgewürgtes Getier, Federn und natürlich auch Geräusche.
Fehlanzeige. 11 Monate lang Fehlanzeige. Aufgeben wollte ich dennoch nicht. Wenngleich die Frustration doch schon hoch war. Aber wer das hier liest und selbst Wildtierfotograf ist, weiß, dass man für das Zielfoto hunderte Stunden investieren muss.
Mundpropaganda regelt
Und nun haben wir Dezember und das Jahr ist fast vorbei. Ich habe andere Zielfotos geschafft, von denen ich euch noch an anderer Stelle berichten werde. Aber die Eule war leider noch nicht dabei.
Und so war ich Anfang Dezember im süd-westlichen Weinviertel (eine Region in Niederösterreich) unterwegs. Dieses Mal aber mit einem sehr konkreten Hinweis:
Ein befreundeter Wildtierfotograf hat mir davon berichtet, dass es gar nicht unweit von meinem Heimatort (ca. 30 Minuten) eine Kolonie von Waldohreulen gibt.
Ich muss euch nicht sagen, wie sehr mein Triggerfinger geleuchtet hat (ihr kennt noch Scrubs? Der Joke mit dem leuchtenden Uterus? You‘re welcome).
Also hab ich mir meine Sony a7rV, mein Sony 100-400mm sowie den 2-fach Telekonverter und mein Ulanzi Stativ geschnappt. Die Mission war klar.
30 Minuten am Vormittag des Nikolaustages bei Neuschnee zu besagtem Gebiet gefahren. Mit dem Equipment aufgeschultert zu den Bäumen gegangen und dann: Ernüchterung. Keine Eule.
Mach doch die Augen auf, Mann!
Da stand ich nun. -3 Grad Außentemperatur, Kamera, Objektiv und Stativ dabei. Keine Eule. So sehr ich mich auch angestrengt habe. Ich fand in der Tanne keinen einzigen Vogel. Tja. Weil ich auf den falschen Baum geschaut habe.
Denn etwa 10 Meter weiter stand noch ein weiterer Tannenbaum. Etwa 8-10 Meter groß. Dicht bewachsen, Schnee auf den Ästen. Perfektes Versteck für einen Vogel.
Da stand ich also vor einem Friedhof und starrte auf einen Baum. Und dann passierte es. „Da ist eine!“ sagte ich leise zu mir selbst.
Innerlich habe ich mich förmlich angeschrien.
Und da noch eine. Und noch eine. Am Ende habe ich etwa 10 Waldohreulen in dem Baum gezählt. Und es war für mich ein wundervoller Moment. Da ich die Tiere nicht nerven wollte, habe ich die Shooting-Zeit auf ein Minimum reduziert. Die Ethik ist mir bei der Fotografie besonders wichtig. Auch wenn die Vögel ob der Nähe ihres Baumes zur Zivilisation wohl Menschen gewohnt sind, wollte ich sie nicht in ihrer Ruhe stören.
Jedes Mal wenn ich das Gefühl hatte, dass mich die Eule, die ich gerade fotografiert habe, entdeckt hatte, habe ich aufgehört und meine Position gewechselt.
Und so hatte ich gut 20 Minuten eine wunderschöne Zeit mit den Waldohreulen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein wird.
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