Von lebenden Brücken und fliegenden Filtern
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Der nasseste Ort der Erde mit lebenden Brücken
Durch eine Dienstreise hatte ich die Chance zu einem ganz besonderen Ort reisen zu können: Cherrapunji im Indischen Staat Meghalaya, nördlich von Bangladesch. Was diesen Ort so interessant macht: aufmerksame Geographie-Studenten kennen die Stadt Cherrapunji als „nasseseten Ort“ der Welt, da es dort während der Monsunzeit unglaublich viel regnet. Mit über 11.000mm Niederschlag pro Jahr regnet es dort mehr als 20-mal so viel wie in Berlin.
Während der Hinfahrt konnte ich bereits Fotos von größeren Wasserfällen (leider war es sehr diesig, bedingt durch die Höhe) und einem morgendlichen Ausblick nach Bangladesch machen. Das eigentliche Zielfoto war aber weitaus faszinierender: Lebende Brücken, die es nur an ganz wenigen Orten der Welt gibt. Dabei handelt es sich um Brücken, die von lokalen Bewohnern über Jahrzehnte und sogar Jahrhunderten aus Baumwurzeln über Bäche und Flüsse gestreckt und modelliert werden. Da es sich um flachwurzelnde Tropenbäume handelt, sind die Wurzeln auch extrem stabil und können problemlos mehrere Menschen tragen.
Das habe ich natürlich zum Anlass genommen und meine brandneuen Rollei Filter (Stephans Review hat am Kauf natürlichen großen Anteil) in die Widlnis zu bringen, da es dort auch viele Wasserfälle zu sehen gibt (Stichwort Langzeitbelichtung und Polfilter).
Wandern heißt, die Komfortzone zu verlassen
Mit Sack und Pack ging es dann in den Dschungel und einer kleinen Wanderung zu den lebenden Brücken. Dabei sei aber angemerkt, dass ich die Wanderung als stolzer 105kg (eher plus als minus) Fotograf, der seine meiste Zeit in der Stadt und vor dem Computer verbringt, schon als kleine Herausforderung gesehen habe. Es war zwar nur etwas mehr als 1km, aber dafür ging es mehr als 300m hinab. Aber gut, was macht man nicht alles für gute Fotos. Dreiviertel der Strecke bestand aus angenehmen Stein-Stufen, nur die lezte Meile waren Felsbrocken, die als eine Art Treppe fungieren sollten. Das war dann doch schon ein wenig rutschig. Wie ihr sehen könnt, gab es auch die ein oder andere große Spinne (laut Wikipedia auch leicht giftig), die an „Festhalte-Bäumen“ hing, aber ich habe es dann doch irgendwie runter geschafft.
Die Beinahe-Katastrophe
Nach einer ausgiebigen Verschnaufpause habe ich dann die mystische Brücke von verschiedenen Winkeln fotografieren können. Danach widmete ich mich dann dem „Bonus“ zu, zwei kleinen Kaskaden-Wasserfall gleich daneben. Und hier passierte es dann…! Für ein Panorama musste ich meine Kamera zwischen zwei Wurzeln positionieren. Als ich dann fertig war und die Kamera abbaute, bin ich mit der Objektivfront und den Filtern an eine Wurzeln gestoßen, wodurch sich der Pol- und ein ND-Filter abgelöst haben und ca. drei Meter in den Bach gefallen sind. Dort hingen steckten sie zwischen zwei Felsen fest, aber wie sollte ich denn dort hin kommen? An der Seite war eine Böschung, die mich zwar zum Bach gebracht hätte, aber irgendwie so steil war, dass ich Bedenken hatte, wie ich wieder zurück kommen sollte. Beim Fluchen über meine Unachtsamkeit habe ich schon kalkuliert was der Ersatz kosten würde, aber mich dann doch entschlossen, in den Bach zu kommen und die Filter zu retten.
Mit meinem voll ausgezogenen Stativ habe ich mich nach unten abstützen können und es relativ einfach in den Bach geschafft und konnte meine Filter aufheben. Auch die kleine Kletterei zurück ging einfacher als gedacht und ich hatte nicht nur meine Filter zurück, doch war ich auch ein wenig stolz auf mich, es riskiert zu haben (wie gesagt, urbaner Fotograf und so).
Total kaputt, aber glücklich und stolz
Der Aufstieg zurück war dann zwar nochmals extrem anstrengend und hat mich mehrere Pausen gekostet, aber triefend nass vom Schwitzen und weichen Knien kam ich wieder an der Straße an und habe mein persönliches kleines Abenteuer gut üeberstanden.
Am Ende sind doch recht schöne Fotos herausgekommen und auch hier habe ich nochmals viel gelernt, z.B. auf das Histogram zu achten und nichts ausbrennen zu lassen.
Alles in allem war es ein sehr schönes Erlebnis und hoffe, ich konnte auch euch ein wenig mitnehmen.
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