Schnupperkurs Indien – zum Holi-Fest nach Vrindavan mit Abstecher zum Taj Mahal

Eine Story von Tino L.
23.04.2024

In dieser Story

Die Idee
Meine Frau und ich sind schon viel rumgekommen – sogar mehrmals um die Welt! Und wir haben unsere Komfort-Zone schon oft verlassen, ohne es je bereut zu haben. Vietnam, Nepal, Simbabwe, Ecuador, Peru, Kuba, Malaysia – aber Indien? Das war uns immer zu schrill und echt ´ne Hausnummer zu hoch. Bis…
Ja, bis meine Frau den tollen GEO-Bericht zum Holi-Fest in Vrindavan gelesen und dieses verrückte Foto mit den glücklichen, aber vom vielen Farbpulver völlig eingesalbten Gesichtern im Tempel gesehen hat. Kurzer Check – liegt doch in den Osterferien und damit endlich auch mal für uns machbar… Und so konnten die Vorbereitungen ein Jahr zuvor beginnen…

Fast wäre es nichts geworden…
Unsere kleine Reisefamilie – meine Frau, meine neunjährige Tochter und ich – sehnen schon seit Wochen den Abflug herbei. Das triste „Winter“-wetter in Deutschland gibt alles – grau in grau, mit viel Wind, mit viel Regen und noch mehr Wind und Regen, aber kein Schnee. Selbst die alljährliche Aufheiterung durch die Winterferien-Skifahr-Bilder unserer Freunde fällt dem Klimawandel in 2024 zum Opfer. Check-in ist 30 Stunden vor Abflug erledigt – dann der Schock: unser Flug ist storniert – in Helsinki wird gestreikt. Aber zum Glück werden wir „automatisch“ umgebucht – über Wien nach Neu-Delhi – mit zusätzlichen 5 Stunden Aufenthalt in Schwechat. Die Wettervorhersage aus Indien mit 32°Grad und Sonnenschein pur lässt es uns ertragen. Einziger echter Nachteil: unsere geplante Schlafzeit im Flieger wird durch die kürzere Strecke erheblich dezimiert, was gerade für unsere Tochter doch etwas schwieriger zu verkraften sein wird.

Neu-Delhi
Ankunft in Neu-Delhi kurz vor 8 Uhr morgens – hier tobt bereits das volle Leben. Gefühlt wollen gerade alle Einwohner vom Flughafen in die Stadt – auf 4-spurigen Alleen wird die Kapazität nebeneinander daherschleichender Fahrzeuge aus Mopeds, Tuk-Tuks, PKWs und LKW kurzerhand vervielfacht. Die Betätigung des Blinkers ist völlig sinnlos und entfällt. Dafür ist das Konzert aus 1.000 Hupen von nun an unser ständiger Begleiter. Und Überholregeln sind allenfalls Vorschläge, an die sich sowieso keiner hält – links, rechts, quer. Indien ist echt schrill!

Unterwegs
An Tag 2 schaffen wir es, wohlbehalten Vrindavan zu erreichen – statt mit dem Zug, der auch vier Stunden nach der geplanten Abfahrtszeit immer noch ca. 1,5 Stunden Verspätung haben wird, mit einem kleinen UBER-Taxi, dessen Fahrer uns seine indischen Fahrkünste auf den knapp 140 km zur Genüge zeigt. Da der Ort bereits vollständig wegen der anstehenden Feierlichkeiten abgeriegelt ist, verweist uns die Polizei am Ortseingang auf einen Parkplatz. Wir steigen um in ein Tuk-Tuk, die heute Hochkonjunktur haben. Der kleine „Indian Helicopter“ bringt uns über Nebenstraßen & -wege, durch ein ausgetrocknetes Flussbett und vor allem vorbei an den bereits in Feierlaune (heißt mit Farbpulver „bewaffneten“) auf den Straßen umherziehenden Einheimischen und Besuchern vorbei bis ca. 100 m vor unser Guesthouse. Den Rest des Weges ziehen wir unseren einzigen Rollkoffer und finden uns in einer kleinen Oase wieder – ruhig und grün.

Taj Mahal im Morgengrauen
Das Taj Mahal ist nur 1,5 Stunden in Agra entfernt und wir können unseren Taxi-Fahrer überreden, uns bereits um 5 Uhr abzuholen. Meine Überlegung: Sonnenaufgang am Taj Mahal (Streiflicht von rechts) und vielleicht nicht völlig überlaufen. Und außerdem kann ich mit einer Langzeitbelichtung die Leute ganz ohne KI vom Foto nehmen. Leider kommt man erst nach Sonnaufgang rein, damit war die blaue Stunde gleich gestrichen. Also Kamera, Superweitwinkel, Filter und Stativ eingepackt – Tickets haben wir schon online gebucht. Die wilde Fahrt durch die Nacht endet um kurz nach halb 7 auf dem Besucherparkplatz, wo sich Bus an Bus an Bus reiht und bereits einige Hundert Besucher zum Eingang „wälzen“. Von wegen nicht überlaufen! Und die Rückschläge häufen sich: leider muss ich das Stativ am Eingang zurücklassen, da es von den Securitiy-Leuten aussortiert wird – Diskussion zwecklos. Als wir das Eingangsgebäude betreten und das Tja Mahal in Sicht kommt, stehe ich hier mit gut 200 anderen Besuchern, die gefühlt 100 Handys in die Luft halten, um einen tollen Shot zu erhalten. Meine Aufnahme mit dem Torbogen als Rahmen kann ich knicken… Es ist einfach zu voll und zu hektisch. Der Blick auf das Wasserbecken mit der Spiegelung des Tja Mahals darin wird durch ein Geländer erschwert, an dessen Front ich mich durch die Massen „kämpfen“ muss. ABER – hier erhält jeder seine Chance und die meisten Besucher nehmen aufeinander Rücksicht (toll!). Nur meine Filter-KI kann ich auch hier vergessen…
Ich fotografiere mit der Canon R6 und dem 70-200mm f4.0 bzw. dem 14-35mm f4.0. Sicherlich hätte ich mir vielleicht hier eine lichtstärkere Brennweite mit f1.8 gerade für die Portraits gewünscht, aber auf Reisen macht man halt Kompromisse.
Was auffällt – vielen Frauen haben sich wirklich extravagante Kleider angezogen und posieren vor den Kameras – viele lokale Foto-Profis, die natürlich die besten Locations mit dem Taj kennen. Der eine oder andere Shot gelingt auch mir, mal mit iPhone, mal mit meiner Canon, aber meine geplante Ruhe dafür habe ich wohl bereits am Flughafen gelassen. Dazwischen ist bereits halb Indien bereits vor 8 Uhr auf den Beinen und genau heute hier… Wir genießen entspannt den Blick auf dieses wirklich beeindruckende Gebäude und lassen uns von diesem Touristen-Spektakel unterhalten, bis uns die Sonne zu heiß wird. Auf dem Rückweg kann ich mein Stativ wieder in Empfang nehmen und weiter durch Indien und Thailand schleppen.

Holi Holi in Vrindavan
Zum Holi-Fest am nächsten Tag ist die Stadt bereits früh unterwegs. Unser Guesthouse liegt in einer Nebengasse, aber keine 100 Meter weiter auf der Hauptstraße ist die Luft zum Schneiden: Das Farbpulver kommt aus allen Richtungen und über jeden – egal, ob Mensch, heilige Kuh oder Straße. Die heitere und ausgelassene Stimmung ist ansteckend und wir sind schon nach kürzester Zeit bereits bunt „zurechtgemacht“ – pink, grün, blau, gelb. Tücher und Kappe halten die meisten Gesichtsöffnungen zu, aber der Rest wird Preis gegeben. Immer wieder streicht man uns fast zärtlich, aber bestimmt das Pulver auf die Wangen, gerne aber auch auf Kopf und in den Nacken. Und immer wieder findet sich jemand, der uns fragt: „Hi, where are you from?“ Da dürfen die Selfies natürlich nicht fehlen, aber meine Ausrüstung habe ich bewusst zurückgelassen. Heute hilft uns eine Hülle für Unterwasseraufnahmen mit dem Handy – die hält zumindest mal den ganzen Staub draußen und wir können Fotos und Videos nach Belieben aufnehmen. Bis zum Tempel schaffen wir es gar nicht, da wir nach mehr als einer Stunde fortgesetzter „Schlacht“ völlig alle sind und uns zurück in unsere kleine Oase wünschen. Dennoch ein fantastisches, intensives Erlebnis, das sicherlich zu den „memories of a lifetime“ gehört.

PS: Auf dem Rückweg kamen uns einige echt verwegene Fotoenthusiasten entgegen, die tatsächlich ihr Equipment mit Frischhaltfolie und ähnlichem zu schützen versuchten. Davon würde ich in dieser Situtation abraten, es sei denn, die Versicherung übernimmt auch solche Schäden. Denn beim Holi-Fest kommt auch gern an der einen oder anderen Ecke Wasser aus Wasserpistolen oder gar aus Eimern zum Einsatz… die Kleidung ist hin und kann da bleiben, meine Kamera würde ich schon gerne weiter nutzen.

 

Weitere Bilder

 

 

Autor:in
Tino L.
Hobbyfotofan aus Zeuthen
Fotofan seit dem Alter von 8 Jahren - damals leider erfolglos. Um die Jahrtausendwende habe ich mehrfach die Chance gehabt, auf Safari zu fotografieren, was mich nie losgelassen hat. Jetzt habe ich den Umstieg auf spiegellos geschafft - weiter geht es als ambitionierter Hobby-Fotofan....
Fotofan seit dem Alter von 8 Jahren - damals leider erfolglos. Um die Jahrtausendwende habe ich mehrfach die Chance gehabt, auf Safari zu fotografieren, was mich nie losgelassen hat. Jetzt habe ich den Umstieg auf spiegellos geschafft - weiter geht es als ambitionierter Hobby-Fotofan....

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