Nachts unterwegs in den unendlichen Weiten von Islands Westfjörden
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Bei unser dritten Reise nach Island, hat es uns diesmal in die Westfjörde verschlagen. Diese gelten als eine der bevölkerungsärmsten Regionen Europas. Wie jedes Mal, wenn wir auf Island unterwegs sind, suchen wir nach fotografischen Ankerpunkten, um Polarlichter zu fotografieren. Seit unserem ersten Besuch in 2019, haben uns diese regelrecht in ihren Bann gezogen.
Auch hier informierten wir uns bereits im Vorfeld, was fotografisch, auch nachts, für uns interessant sein könnte. In einigen Reiseberichten der isländischen Westfjörde, wird das besagte Schiffswrack “BA 64” erwähnt. Schon tagsüber statteten wir dem Wrack einen Besuch ab und kamen zu dem Entschluss, dass es sich auch nachts lohnen könnte. Gesagt getan. Den Rückweg zu unserem Ferienhaus planten wir so, dass unser Weg an dem Wrack vorbeiführte.
Gegen 20:00 Uhr trafen wir auf dem Parkplatz, welcher sich unmittelbar am Wrack befindet, ein. Allerdings schien uns diesmal das Wetter einen Strich durch die Rechnung zu machen. Der Himmel war bewölkt, es waren keine Sterne zu sehen, geschweige denn Polarlichter. Lediglich der aufgehende Mond erleuchtete die Wolken.
Leicht frustriert saßen wir in unserem Bus und redeten über Gott und die Welt, um etwas die Zeit totzuschlagen. Kalt war es ausserdem. Meine Motivation war bereits am berühmten Nullpunkt angekommen, als wir uns entschlossen, einfach rauszugehen und ein paar Fotos zu machen. Zur Belustigung hatte ein Kumpel von mir etwas Stahlwolle und einen Quirl dabei. Mit diesen Sachen, wollte er etwas die Funken sprühen lassen. Dazu kletterte er aufs Wrack und wir konnten einige Fotos machen.
Ständiger Begleiter auf Island, ist eine vernünftige App zur Polarlichtvorhersage. In Kombination mit einer Wetterapp, lassen sich entsprechende Fotos recht gut planen. An diesem Abend schaute ich, schon leicht demotiviert, immer wieder aufs Wolkenradar. Denn die Polarlichtvorhersage versprach einen KP 4 Wert, was auf Island schon für ein recht ordentliches Spektakel am Himmel sorgen kann. Und da stellte sich heraus, dass zu späterer Stunde der Himmel aufreißen sollte und wir freie Sicht gen Weltall bekommen sollten. Selbst wenn wir keine Polarlichter zu Gesicht bekommen würden, hätten wir immer noch den spektakulären Sternenhimmel fotografieren können. Zumindest war das meine Motivation. Und dann ging es los! Von Minute zu Minute zeige sich die Lady Aurora immer deutlicher und klarer am Himmel. Dabei ist dann mein Foto entstanden.
Noch ein paar Worte zum Reisen nach Island im Allgemeinen, gerade wenn man auf der Jagd nach Polarlichtern ist. Es macht aus vielerlei Hinsicht mehr Sinn, eine Reise zum Ende des Jahres zu planen. Hier werden die sonst so total überlaufenen Hotspots zu einsamen Sehenswürdigkeiten, die man, selbst tagsüber, zum grössten Teil für sich alleine hat. Das Wetter stellt kein Problem dar. Alle wichtigen Strassen werden regelmässig geräumt und sind mit Spikes und Winterreifen gut zu befahren.
Zum Schiffswrack. Dieses liegt an der Straße 62 der Órlygshafnarvegur (Straße 612) westwärts in Richtung Látrabjarg. Hier liegt am Strand die Garðar BA 64, die 1912 in Norwegen erbaut wurde. Das Schiff war ursprünglich sowohl mit Segeln als auch mit Dampfmaschinen ausgerüstet und für den Walfang im Südatlantik bestimmt. 1936 verkaufte Norwegen die Globe IV – so der erste Name des Schiffes – an die Färöer Inseln, die es nach dem Zweiten Weltkrieg wiederum an Island weiter verkauften. Dort wurde es in Siglunes SI 89 umgetauft und die Dampfmaschinen durch Dieselmotoren ersetzt. 1963 wechselte das Schiff seinen isländischen Eigentümer und erhielt schließlich den Namen Garðar. Im Dezember 1981 wurde das Fischereischiff ausgemustert. Doch anstatt es im Meer zu versenken, schleppte man es an die Küste des Tals Skápadalur im Patreksfjörður. Seitdem rostet das älteste Stahlschiff Islands einfach vor sich hin.
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