Mein erstes Mal… Berge!
gefällt diese Story
gefällt diese Story
In dieser Story
Die Reise
Der Grund für meine Reise war simpel. Eine gute Freundin hat vor kurzem ihren Lebensmittelpunkt in die Schweiz verlegt und feierte in diesem Jahr einen runden Geburtstag.
Der Resturlaub für dieses Jahr hielt nur noch ein paar Tage bereit, und so wurde es leider nur ein Kurztrip. Egal. Hauptsache sehen!
Ich wählte die Bahn. Einen Zug, der von Kiel bis Basel durchfährt, mit dem Gedanken „was kann da schon passieren?“ Weit gefehlt, aber ich möchte hier auf Bahn-bashing verzichten und nur am Rande erwähnen, dass die roten Warnungen im DB Navigator gerade noch auf einen Handybildschirm passten… Mit einer Stunde Verspätung erreichte ich im strömenden Regen Zürich und konnte endlich seit langer, langer Zeit meine Freundin in die Arme schließen.
Von der Schweiz habe ich bis zu diesem Zeitpunkt wenig gesehen. Es war schon lange dunkel und nach 12 Stunden Zug war ich eh nicht mehr aufnahmefähig.
Von einer, die auszog, die Berge zu sehen…
Mein Trip stand unter einem guten Stern, denn der Regen hörte am nächsten Tag auf. Es war zwar auch nicht sonnig, aber der Fotograf liebt ja Wolken. Mein Wunsch im Vorfeld war einfach für Schweizer Verhältnisse: Ich möchte die Berge sehen! Ich war zwar als laufender Meter schon mal irgendwie in der Schweiz, aber die Erinnerungen daran… Ich habe keine.
Ich bin die Weitsicht der norddeutschen Tiefebene gewohnt, falle von zu Hause direkt in die Ostsee und habe Meer, soweit das Auge reicht. Auf Reisen verschlug es mich dann auch eher noch weiter gen Norden, als in die Alpen. Es wurde also mal höchste Zeit!
Der Weg ist das Ziel
Das Wetter versprach jetzt nicht die allerbeste Aussicht, aber die Zeit war knapp und der Drang sehr groß, trotzdem einen Berg aus der Nähe zu betrachten. Während man sich im Auto quatschend alle Neuigkeiten erzählte, wurde ich mittendrin von meinen eigenen Eindrücken unterbrochen, die ich kaum in Worte zu fassen vermag. Wenn sich hinter der Kurve plötzlich das erste Mal schneebedeckte Bergkuppen zeigen, fühlt man sich wie ein kleines Kind, klebt am Autofenster und hält zwischendurch mal die Kamera hoch. Und das links, wie rechts. Man weiß gar nicht, wohin man zuerst gucken soll. Und merkt erst, wenn die Zunge trocken wird, dass man doch mal wieder den Mund zu machen könnte.
Rauf auf den Berg
Über einen Umweg fiel die Wahl auf die Rigi. Die „Königin der Berge“. Mit 1798m ein eher kleiner Riese, aber zur Erinnerung: Die höchste Erhebung in meiner direkten Umgebung ist ca. 80m hoch. Dieser Hügel hat für den Norddeutschen schon ein „Berg“ im Namen verdient.
Vom Wind unabhängig, fährt hier eine Zahnradbahn auf die Rigi. Mitten im November bei Bewölkung, hielt sich die Zahl der Touristen in Grenzen, und so war die Fahrt ein entspanntes Erlebnis, bei dem es weiterhin galt, den Mund nicht austrocknen zu lassen. Wann hatte ich das letzte Mal so große, leuchtende Kinderaugen? Ich weiß es nicht.
Je weiter wir nach oben kamen, desto schlechter wurde leider das Wetter. Oben angekommen steckten wir mitten in einer Regenwolke. Es war kalt, nass und windig. Also irgendwie ein bisschen wie zu Hause. Man sah allenfalls bis zur Kante. Darunter und dahinter: Nichts!
Aber wie das so ist mit dem Wind. Der peitscht die Wolken zügig weiter und eine Stunde später, die wir im trockenen Bistro verbrachten, waren wir raus aus der Wolke. Es zeigten sich Sonne, Weitsicht und Regenbögen. Für mich auch schon fast ein Zielfoto…
Abfahrt
Eine weitere Stunde später war es dann Zeit für die Rückkehr. Kopf und Kamera voll mit Eindrücken und Bildern, sollte dieses Erlebnis trotzdem noch mit einem Highlight aufwarten. Wir saßen im ersten Wagen, direkt hinterm Führerhaus. Ich klebte weiterhin mit meiner Kamera an der Scheibe, als der Lokführer kam und uns mit in sein Führerhaus einlud, um Fotos zu machen.
Die gut halbstündige Abfahrt war gespickt mit persönlichen Geschichten und Hintergrundwissen von jemandem, der sich seinen Lebenstraum auf der Rigi erfüllt hat. Die Sonne färbte schon langsam den Himmel, als aus der Bahn heraus mein persönliches Zielfoto entstand.
Dieser kleine Trip war für mich so viel Urlaub und so viel Emotionen, dass ich beim Schreiben schon wieder Pipi in den Augen habe.
So in etwa dürfte sich der ein oder andere Tourist bei mir zu Hause fühlen, wenn er zum ersten Mal das Meer sieht.
Und obwohl ich noch in den Kinderschuhen der Fotografie stecke, habe ich für mich doch ein paar Fotos mit nach Hause genommen, die für mich das ausdrücken, was ich gesehen habe. Dieses Zielfoto ist eines davon. Und das mit meiner besten Geschichte.
Diskussionsbeiträge