Kein Zielfoto in Sicht

Eine Story von Axel Becker
03.03.2023

In dieser Story

Weiteres Equipment: Tamron SP 15-30mm f2.8 Di VC USD G2; Nikon AF-S Nikkor 200-500mm f5.6 E ED VR; Nikon AF Nikkor 35-70mm 35-70 mm f2.8;

Hast du Morgen Zeit zum Ätna zu fliegen?

Alles fing damit an, dass mein vulkan-erfahrener alltime Foto-Buddy Martin Siering mich an einem Montag anrief und mir ganz aufgeregt erzählt, dass der Ätna mal wieder ausgebrochen sei und wir nächste Woche unbedingt hinfliegen müssen. Das passte aber so gar nicht in meinen Zeitplan. Ein Haufen Termine ließen es nicht zu. “Aber was hältst du von dieser Woche?” fragte ich ihn. “Dann müssen wir aber Morgen früh um 5 im Flieger sitzen” meinte er. Und so beichteten wir unseren Vorgesetzten unseren Plan und holten uns ihren Segen ab.

Die Odyssee beginnt…

Zunächst lief alles ganz gut. Wir bekamen unsere Flieger, obwohl wir zwei mal in letzter Minute zum Gate auf der anderen Seite des Terminal wechseln mussten. Als wir mitten in der Nacht auf dem Ätna ankamen und nirgend etwas von einem Ausbruch sahen, bekamen wir schon ein mulmiges Gefühl. Keine Lava, nicht einmal Qualm und das Hotel haben wir auch erst nach einer viertel Stunde gefunden. Anstatt wie gebucht hatten wir anstatt zweier Einzelbetten, ein Doppelbett mit nur einer Decke! Das um die Wette Schnarchen und Decke klauen konnte also beginnen.
Am nächsten Morgen entscheide ich, dass es eine clevere Idee ist meine Drohne durch das Zimmerfenster fliegen zu lassen. Raus war leicht, aber rein endete in einer Bruchlandung auf dem Bett. Puh! Alles ok. Die Drohne geht noch.
Zunächst mal Location-Scouting. Nach zwei Spots dann die Ernüchterung. Alle Bergführer meinten, dass ein Aufstieg zum Lavafluss unmöglich ist, da das Wetter umgeschlagen hat. Letzte Woche noch super Bedingungen, diese Woche auf 2.500 m Höhe bis zu 100 km/h Wind und alles ist vereist. Wenigstens haben wir einen netten Bergführer am zweiten Spot kennengelernt, der uns eine kleine Geschichtsstunde gegeben hat und ein Buch mit wunderschönen alten Kupferstichen zeigte. Nein wir sprechen kein Italienisch, aber der Bergführer ist halb Deutscher und Englisch hätte auch geklappt.

Plan-B

Wenn der Ätna nicht will, dann halt auf zum Stromboli. Da fließt die Lava gerade ins Meer und Martin war schonmal da und kennt die guten Spots. Also dann, 2 h mit dem Auto nach Milazzo, danach 3 h mit der Fähre zum Stromboli und glücklich sein. So zumindest der Plan…
In Milazzo wurde uns dann wieder Angst gemacht. Die Fähre fährt vielleicht aufgrund zu hohen Wellengangs nicht. Nach einer halben Stunde warten, dann die vermeintliche Erlösung. Wir durfen an Board gehen. Auf dem Weg zum Stromboli mussten wir mehrere Inseln anfahren. An der letzten Insel vor dem Stromboli, er war schon sichtbar und zum greifen nahe, waren wir gezwungen aufgrund eines erneuten Wetterumschwungs umzukehren. Glücklicherweise ging gleich eine Fähre zurück nach Milazzo. Nach nochmals 3h auf der Fähre und weiteren 2 h im Auto, waren wir wieder wo wir am Anfang waren. In unserem Hotel auf dem Ätna. Ab ins Bett und Morgen…

Plan-C

Der Ätna ist auch ohne vulkanische Aktivität schön anzusehen und so beschlossen wir ein großes altes Lavafeld zu besuchen. Auf dem Weg dorthin und auch schon die Tage zuvor nahem wir ein paar schöne Stellen mit. Eigentlich wollte ich die Drohne über flüssige Lava fliegen lassen, nun musste erstarrte ausreichen. Sportmodus an, Sensoren aus und losgeballert. PENG! Oh nein, die Drohne ist auf die Felsen geprallt. Ein Glück habe ich vorher noch ein paar Szenen im Kasten gehabt und die Versicherung hat die neue Drohne bezahlt. Trotzdem hat es weh. Die Kamera wurde abgerissen und wart nie wieder gefunden.
Letztendlich haben wir den perfekten Spot gefunden, um uns bis zum Sonnenuntergang auszutoben. Ein alter toter Baum inmitten eines Lavalfeldes mit schneebedecktem Ätna wurde zu unserem neuen Zielfoto. Lavafels im Vordergrund, Baum in der Mitte und Ätna im Hintergrund. Die perfekte Komposition und das Licht stimmte auch. Um die Vegetation einzufrieren, die sich stark im Wind bewegte wählte ich folgende Einstellungen: Blende f13, ISO 800, 1/200 Sek. bei 21mm auf Stativ. Ein Fokus-Stack und HDR war nicht nötig.
Wir spielten noch bis in die Nacht hinein mit Langzeitbelichtungen. Meine Versuche haben mich leider nicht nicht überzeugt. Egal, es waren schon tolle Bilder im Kasten und jedes Bild sehe ich als Übung an.
Am letzten Tag hatten wir noch etwas Zeit. So erkundeten wir noch einen alten Lavatunnel. Hier durfte ich Martin wieder Modell stehen, während er eine Langzeitbelichtung im Tunnel machte. Das Ergebnis lässt sich echt sehen. Die knallorange Jacke und die Kopflampe haben schöne Schlieren durch das Bild gezogen. Das Ergebnis gibt es auf seinem Insta-Account zu sehen. @masigraphy

Fazit

Alles in allem hatten wir trotz aller Strapazen viel Spaß bei dieser spontanen Schnapsidee. Vielleicht wird es ja beim nächsten Vulkan etwas mit DEM Zielfoto.

Weitere Bilder

 

 

 

Autor:in
Axel Becker
Freiberuflicher Fotograf / Sachbearbeiter Artenschutz Untere Naturschutzbehörde Pankow aus Rangsdorf
Zunächst habe ich mich auf Insekten gestürzt. Dann wurden die Motive immer vielfältiger. Zu jedem Bild erzähle ich eine Geschichte, die zum nachdenken anregen und informativ sein soll.
Zunächst habe ich mich auf Insekten gestürzt. Dann wurden die Motive immer vielfältiger. Zu jedem Bild erzähle ich eine Geschichte, die zum nachdenken anregen und informativ sein soll.

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