Gemeinsam fotografieren für die mentale Stabilität
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Auszeit auf Island
Die “Corona-Zeit” ist allen noch sehr präsent. Ich hatte zu Beginn des Lockdowns den Arbeitgeber gewechselt, also per Videochat “Tschüss” zu den alten Kolleg:innen und ebenso “Hallo” zu den neuen. Meine Frau ist Krankenschwester auf einer Intensivstation und stand daher auch ständig unter Dampf. Nun ist mein Vater in dieser Zeit schwer erkrankt und durch die Einschränkungen waren die Besuche stark eingeschränkt. Als “Sahnehäubchen” wurde bei meiner Mutter Krebs diagnostiziert…
Anfang 2021 beschloss ich, einen längeren Fotoworkshop zu buchen. Bisher hatte ich das immer nur tageweise gemacht, aber diesmal sollte es mehr sein und länger dauern. Ich entschied mich für ein Reiseziel, das auf der Bucket-List vieler Fotografen steht: Island! Kai Hornung und Daniel Laan boten so etwas für Dezember 2021 an. Kurze Rücksprache mit Frau und gebucht!
Das Jahr 2021 verlief wirklich schlecht: immer schlechterer Zustand meines Vaters, OP und Chemotherapie bei meiner Mutter – beides ohne wirkliche Aussicht auf Erfolg. Im August starb dann mein Vater und nur drei Monate später, im Oktober, meine Mutter. Egal wie “gut” man sich nach einem Todesfall mit organisatorischen Dingen ablenken kann, es nagt an einem! Neben der Unterstützung meiner Frau halfen die Fototouren an den Wochenenden und die Aussicht auf Island!
Anfang Dezember war es dann soweit… Über Island braucht man wohl nicht mehr viel zu sagen – ein Traum zu jeder Jahreszeit. Im Laufe der Reise stellte sich bei den abendlichen Gesprächen heraus, dass nicht nur ich ein “seelisches Paket” zu tragen hatte. Da war zum Beispiel auch ein Todesfall in der Familie oder eine Trennung vom Lebenspartner. Allen Teilnehmern hat dieser Workshop gut getan, das merkte man schnell und unser Busfahrer Diego, Kai und Daniel halfen dabei!
Nun zum Foto: Am zweiten Morgen, noch vor Sonnenaufgang (das ist in Island im Dezember so um 10:00 Uhr…) fuhren wir zum Parkplatz des Leuchtturms von Malarrif. Kaum angekommen, kam plötzlich dieser Polarfuchs auf uns zu und beobachtete uns eindringlich. Ein Einheimischer erzählte uns, dass der kleine Kerl im Sommer oft verbotenerweise von Touristen gefüttert wird und nun hoffte er natürlich auch etwas von uns zu bekommen. Wir gingen weiter in Richtung der Felsen von Lóndrangar und nach kurzer Zeit folgte uns der Polarfuchs. Das Bild entstand auf dem Plateau mit den Felsen im Hintergrund.
Das Bild ist für isländische Verhältnisse weder spektakulär, noch zeigt es einen Hot-Spot, aber dieser Polarfuchs strahlt eine Ruhe aus, die sich im Laufe der Reise auch in mir ausbreitete und zusammen mit dem Gefühl der Zufriedenheit “es geschafft zu haben” für neue mentale Stabilität sorgte!
Für Gudrun und Manfred – Ihr fehlt mir!
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