Ein Jedi am isländischen Vulkan

Eine Story von Dennis Burghardt
15.09.2023

In dieser Story

Weiteres Equipment: Rollei Lion Rock Traveller M

Ein Blick in die Nachrichten
Am 10.07.23 habe ich nichts ahnend, wie jeden Tag, die Nachrichten durchstöbert. Plötzlich bin ich über die Schlagzeile „Isländischer Vulkan erneut ausgebrochen“ gestolpert. Der Puls erhöhte sich und die Aufregung stieg. Sollte es sich tatsächlich noch Mal die Chance ergeben an einem ausbrechenden Vulkan zu stehen. Bei den letzten Ausbrüchen in Island war ich entweder privat oder beruflich verhindert. Total euphorisch begann ich zu recherchieren. Die nächsten Tage lief permanent ein Livestream des Ausbruchs und ich begann mit der Planung.

Die Hindernisse
Beruflich war ich zu diesem Zeitpunkt sehr eingebunden. Aber es durfte einfach nicht an ein paar Tagen frei scheitern. Dank einer Kollegin, die in ihrem Urlaub für mich eingesprungen ist, konnte ich schließlich 3 Tage frei schaufeln. Meine Freundin war sofort mit dabei und wir wollten einen Flug buchen. An diesem Tag sperrten jedoch die isländischen Behörden den Zugang zum Vulkan, da die Gefahr für Besucher zu hoch gewesen ist. Nun hieß es warten. Die freien Tage kamen immer Näher und der Vulkan blieb weiterhin für Besucher gesperrt. Knapp zwei Tage vor Abflug dann die erlösende Nachricht. Der Besuch war wieder möglich. Sofort wurden zwei Flugtickets und ein Mietwagen gebucht.

Der Plan
Auf Grund der Flugzeiten und einem nur sehr begrenzten Zeitfenster von 3 Tagen hatten wir letztendlich einen geplanten Aufenthalt von 36 Stunden in Island. Wir entschieden uns, keine Unterkunft zu buchen. 36 Stunden (ohne Flugzeiten) würden wir schon ohne Schlaf auskommen. Da Island sehr teuer ist haben wir uns im Vorfeld folgendes überlegt: Wir kochen uns eine Bolognese-Soße vor und frieren diese ein, damit wir sie im Handgepäck mitnehmen können. Gaskocher, Topf, Campinggeschirr und Nudeln sollten uns ein Abendessen am Vulkan ermöglichen. Ein Candlelight-Dinner der besonderen Art.
Natürlich habe ich mir im Vorfeld Gedanken über ein potenzielles Zielfoto gemacht. Als großer Star Wars Fan habe ich mir zwei Lichtschwerter und einen Jedi-Umhang besorgt.

Der Weg zum Zielfoto
Wir landeten kurz vor Mitternacht und haben sofort den Mietwagen abgeholt. Kurz Wasser in einem 24 Stunden Shop eingekauft und dann sofort in Richtung Vulkan gedüst. Schon von weitem konnte man die durch die Lava angestrahlte Rauchwolke sehen. Ich konnte es kaum fassen. Gegen 03:00 Uhr am Parkplatz angekommen wurden wir von der Polizei angesprochen. Der Zugang zum Vulkan war bis 09:00 Uhr gesperrt und wir mussten den Parkplatz verlassen. Nicht sehr erfreut von der Nachricht haben wir unser Auto so nah wie möglich geparkt und harrten der Dinge. Ich war so aufgeregt, dass ich auf keinen Fall einfach so nichts tun konnte. Also kurzerhand einen nahegelegenen Berg gesucht, von dem man möglicherweise etwas mehr sehen könnte. Nach 30 Minuten schweißtreibenden Aufstieg musste ich feststellen, dass man natürlich nicht mehr davon gesehen konnte. Also wieder zurück zum Auto und versucht sich etwas auszuruhen. Uns war klar, dass ein langer Tag vor uns liegt.
08:30 Uhr wurde der Parkplatz geöffnet und wir sind sofort losmarschiert. Nach etwa 8 Kilometern konnten wir dann die Lava aus dem Vulkan sprudeln sehen. Unglaublich! Voller Euphorie wurde ein etwas erhöhter Spot gesucht und wir genossen den Anblick. Ich brachte meine Drohne in die Luft und machte erste Erkundungsflüge. Nach dem ersten Flug wollten wir eine kleine Pause machen und etwas essen. Plötzlich kollabierte ein Teil des Kraters und der Lavasee strömte aus dem Krater. Sofort war die Drohne in der Luft und mit Sportmodus ging es Richtung Vulkan. Ich konnte einige spektakuläre Aufnahmen machen. Dann stellte ich fest, dass die Kamera unscharf war. Ich holte die Drohne zurück und hoffte, dass nur ein kleiner Neustart erforderlich ist. Nach der Landung stellte sich heraus, dass die Drohne von unten vollständig geschmolzen ist. Ich hatte die Hitze des mittlerweile großen Lavasees unterschätzt. Die Drohne war unwiederbringlich dahin. Und das nach dem zweiten Flug. So ein Mist. Dabei waren für die Dunkelheit die eigentlichen Bilder geplant.
Es war im Vorfeld klar, dass die Drohne vermutlich nicht mehr heile nach Hause kommt, aber doch nicht direkt am Anfang.
Hinfallen, Aufstehen, Krone richten und weitermachen. Wir haben den gesamten östlichen Bereich erkundet und entschieden uns, dass wir es noch Mal von Westen aus versuchen wollten. Wir hatten im Vorfeld erfahren, dass die Parkplätze um 17:00 Uhr wieder geschlossen werden. Also hatten wir Zeitdruck. Zurück am Auto, mit mehreren großen Blasen an Füßen (→ Falsche Wanderschuhe, in Island war es ausnahmsweise mal warm), war ich hin und hergerissen ob wir es tatsächlich noch Mal von Westen aus versuchen sollten. Meine Freundin überzeugte mich schließlich. Nach 30 Minuten Pause wurde ein Blasenpflaster aufgelegt und die Wanderschuhe neu geschnürt. Man muss wissen, es wird lediglich der Zugang zum Parkplatz gesperrt, sobald man auf dem Trek ist hat man alle Zeit der Welt.
Also machten wir uns wieder auf den Weg. 10 Kilometer bis zum Vulkan. Nach einer wunderschönen Wanderung an den älteren bereits erloschenen Kratern vorbei kamen wir kurz vor Sonnenuntergang am Vulkan an. Unfassbar. Diese Seite war viel Näher am Krater und noch viel beeindruckender. Ich konnte zwar kaum noch laufen aber das war es definitiv Wert. Nach einem kleinen Aufstieg hatten wir den perfekten Platz für unser besonderes Candle-Light-Dinner. Der Wahnsinn!
Nach dem Essen wurden die letzten Kräfte mobilisiert um Fotos zu machen. Nach ein paar Stunden entschieden wir uns aufzubrechen. Schließlich ging der Rückflug schon bald und wir mussten noch gute 10 Kilometer in der Nacht zurücklaufen.

Das Zielfoto
Als wir uns auf den Rückweg machten kam mir noch eine Idee. Ich sagte meiner Freundin, dass wir unbedingt noch dieses Foto machen müssen.
Die Idee: Mit einem Tele (Sigma 100-400) die Hintergrundkomprimierung ausnutzen und eine Person im Vordergrund so darzustellen, als ob sie fast am Krater stehen würde. Alles aufgebaut und 2-3 Testshots gemacht. Dann wusste ich, dass ist DAS Foto des Trips. Wir haben verschiedene Dinge ausprobiert und schließlich kamen noch Mal die Lichtschwerter und der Jedi-Umhang aus dem Rucksack. Das Resultat seht ihr oben.

Das Fazit
Ein unfassbares Erlebnis. Möglicherweise das spektakulärste Naturschauspiel was ich bislang in meinem Leben beobachten durfte. Die zurückgelegten 44 Kilometer, wenig Schlaf, kaputte Drohne, hohe Kosten waren es in jedem Fall wert.
In diesem Sinne, möge die Macht mit euch sein.

Autor:in
Dennis Burghardt
Fotograf aus Ense
Hobbyfotograf mit großem Fernweh
Hobbyfotograf mit großem Fernweh

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