Der (lange) Weg zur Milchstraße über dem Bernina Massiv und der Kirche “San Gian”
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Der erste Versuch
Im Sommer des Jahres 2021 war ich mit meinem Jüngsten Sohn (damals 11 Jahre alt) in Celerina im Engadin. Wir besuchten dort meine Schwester und verbrachten eine tolle Woche, mit schönen Wanderungen, Stand-up paddeln auf kleinen Bergseen, einer Zugfahrt mit dem Bernina Express über den Bernina Pass und natürlich einigen Gelegenheiten dort zu fotografieren.
Wie es der Zufall so will, wohnt meine Schwester in unmittelbarer Nähe zu der kleinen Kirche “San Gian” in Celerina. Bei einem kleinen Scounting-Spaziergang hatte ich direkt ein Zielfoto vor Augen: Die Milchstraße über dem Bernina-Massiv mit der Kirche im Vordergrund.
Zurück in der Wohnung habe ich direkt mal in meiner bevorzugten “Milchstraßenfotoplanungsapp” gecheckt wann das Zentrum der Milchstraße zu sehen ist. Zum Glück war das gar nicht mal so spät der Fall. Das war so zwischen 23:00 und 01:00, wenn ich mich recht entsinne.
Allerdings sah ich in der App auch, dass wir wohl Halbmond hatten und dass dieser irgendwann nach 01:00 untergehen sollte.
Als Junior im Bett war, packte ich meine Ausrüstung (damals noch ein altes analoges 20mm Objektiv), ein bisschen Proviant und machte mich so gegen 22:00 auf den Weg.
An meinem Spot angekommen baute ich auf, richtete die Kamera aus, machte ein paar Testaufnahmen und “programmierte” dann den Intervallometer und ließ mein Equipment arbeiten und genoß den Sternenhimmel.
Da der Mond, wenn auch nur halb, doch sehr sehr hell strahlte hatte ich die ganze Zeit die Befürchtung, dass ich mein Zielfoto nicht realisieren würde.
Am nächsten Morgen habe ich die Bilder am Laptop gesichtet und die besten zu einem Bild verrechnet (zur Rauschreduzierung) und final bearbeitet.
Nun, das Ergebnis ist ok-ish. Mit viel Fantasie kann man die Milchstraße schwach zwischen dem Nadelbaum und der Kirche im Bildzentrum erahnen, aber das war nicht, was ich mir vorgestellt hatte.
Der zweite Versuch
Ich beugte mich meinem Schicksal und wusste, ich kann ja wiederkommen. Das war sogar schon geplant, weil meine Schwester im folgenden Jahr vorhatte zu heiraten. Kurz vor dem Ende des Urlaubes verkündete mir meine Schwester den geplanten Hochzeitstermin.
Ich hatte natürlich nichts besseres zu tun, als zu schauen ob die Mondphase in der Woche unseres geplanten Aufenthaltes passt. Als ich sah, dass am Tag nach unserer Ankunft Neumond sein solle, konnte ich mein Glück nicht fassen.
Der Weg zum Zielfoto
Und so begab es sich ziemlich genau ein Jahr später, dass ich wieder im Engadin war. Da diesmal nicht nur unser Jüngster, sondern auch meine Frau und unsere älteste Tochter dabei waren, hatten wir uns in Pontresina in einer Ferienwohnung einquartiert.
Die Mondphase passte, allerdings spielte das Wetter die ersten Tage nicht mit. Es war bewölkt, es regnete, es gewitterte. Am Abend des 27. Juni riss die Wolkendecke endlich auf. Ich packte meine Ausrüstung, sprang ins Auto und fuhr nach Celerina zur Kirche. Ich habe allerdings dann weiter unten im Tal Blitze zucken und leuchten sehen und war mir nicht sicher in welche Richtung das Gewitter zog. Ich wollte mich der Gefahr nicht aussetzen, vor allem weil es vom Parkplatz zu meinem Spot schon ein Stück zu laufen ist.
Ich bin dort also gar nicht ausgestiegen, sondern habe mich wieder auf den Weg zurück gemacht.
Auf dem Rückweg kam ich am Parkplatz der Talstation der Standseilbahn auf den “Muoattas Muragl” vorbei und hielt dort kurzentschlossen an um vom Parkplatz aus die Milchstraße zu fotografieren. Ich baute also neben dem Auto mein Stativ mit der Kamera auf und machte ein paar Aufnahmen.
Die waren auch ganz ok-ish (nicht so perfekt bearbeitet) aber halt wieder nicht mein Zielfoto.
Das Zielfoto
Naja ich hatte ja noch ein paar Tage. Die Hochzeit war am 2.7., unsere Abreise am 3.7..
Am Abend vor der Hochzeit war auch ein Großteil unserer Familie bereits im Ort und wir trafen uns zu einem kleinen Vorab Familientreffen in einer Pizzeria in Pontresina. Wir saßen auf der Terrasse, genossen das leckere Essen und ich beobachtete den Himmel.
Gegen 21:00 Uhr verabschiedete ich mich von den anderen, marschierte zur Wohnung, packte meine Ausrüstung und machte mich auf den Weg zur Kirche.
Dort angekommen, das gleiche Spiel. Die Ausrüstung aufgebaut, fast genau an der gleichen Stelle mit fast genau dem gleichen Equipment. Die größte Änderung zum Vorjahr war dieses Mal das RF16mm 2.8 und die Funkversion des Intervalometers.
Also das gleiche Spiel wie 2021, das Equipment arbeitet, ich genieße die Ruhe, den Sternenhimmel und mein Hörbuch. Ich bin mir dieses Mal so sicher, dass ich mein Zielfoto im Kasten habe. Das Zentrum unserer Galaxie war sogar mit bloßem Auge zu erkennen, oder habe ich mir das nur eingebildet? Wer weiß es schon so genau.
Trotz dem etwas gruseligem Gefühl, so ganz alleine im Stockdunkeln hinter einer Friedhofsmauer zu sitzen, habe ich die Stunden doch sehr genossen.
Am Morgen der Hochzeit habe ich natürlich erstmal meine Bilder gesichtet, mich über gelungene Aufnahmen gefreut und eine der “Keeper” schonmal grob bearbeitet. Die finale Bearbeitung machte ich dann in der folgenden Woche zuhause.
Mein Zielfoto ist eine Einzelaufnahme mit 12s bei f/2.8 und ISO 5000. Bearbeitet habe ich das Bild in Lightroom classic und zum Schluss in Topaz DeNoise AI entrauscht.
Fazit:
Ein Besuch in der Schweiz lohnt natürlich immer, nicht nur aus fotografischer Sicht. Nachtaufnahmen in den Bergen sind natürlich toll, da sich die Lichtverschmutzung in den Bergen in Grenzen hält. Der “Aufwand” hat sich gelohnt und ich bin richtig glücklich, dass ich meine Bildidee umsetzen konnte. Und da das “urbane Habitat” von tollen Bildern ein Druck ist, ziert die Milchstrasse über dem Bernina-Massiv nun in 75x50cm gedruckt auf Alu-Dibond unser Wohnzimmer.
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