Weißabgleich der Kamera verstehen und nutzen
Kerzenlicht: Weiß oder Gelb?
Beginnen wir mit einer Quizz-Frage: Du fotografierst ein weißes Blatt (oder eine weiße Tapete) in einem dunklen Raum. Die einzige Lichtquelle ist eine Kerze neben dem Blatt. Welche Farbe hat das Blatt auf dem Foto?
Wenn du das noch nie ausprobiert hast, dann solltest du das wirklich mal tun! Die scheinbar so einfache Frage hat überraschend vielseitige Antworten. Entsprechend verrate ich es hier auch nicht. Lernen kommt mit dem Ausprobieren, wie ich ausführlich beschrieben habe in dem Artikel: Die schnellste Art ein alter Hase zu werden.

Falls du wissen möchtest, wie man solche Selfies wie hier gezeigt erstellt: Dazu gibt es ein Video.
Wie gut ist der AWB in der Kamera?
An dieser Stelle würde ich gerne sagen: Sehr gut. Denn meistens ist der automatische Weißabgleich tatsächlich sehr konsistent und gut. Dennoch filme ich meine YouTube-Videos mit fixem Weißabgleich, weil ALLE Sony Kameras dazu neigen den Weißabgleich bei laufendem Video zu variieren. Nicht stark, aber doch störend in der statischen Szene bei mir im Studio. Draussen und in Bewegung sieht man das meistens aber gar nicht.


Die Vergleichsfotos zeigen die Sony A7C (6150K) und Leica Q3 (8900K). Ein Unterschied von fast 3000K. Offensichtlich können nicht beide “richtig” sein, auch wenn beide “gut aussehen können”. Mein persönlicher Favorit ist übrigens eine manuelle Anpassung auf etwa 6600K.
Hier noch ein stärkeres Beispiel: Wieder die Leica Q3 in einer Mischlichtsituation. Der manuelle Weißabgleich ist an der Tapete ermittelt (die wirklich mal weiß war). Irgendwie ist der manuelle Wert richtiger, aber er berücksichtigt nicht die Farbwirkung der gelben Lampen. Wenn du die Kerzen-Aufgabe vom Anfang gemacht hast, verstehst du das Problem.
Der Automatische Weißabgleich von Kameras ist seit Jahren sehr gut!
Stephan Wiesner
Mein manueller Wert läge wieder irgendwo dazwischen. Ist der AWB also unbrauchbar? Auf keinen Fall. Die Technik ist seit Jahren sehr ausgereift und in normalen Situationen ist der Wert mehr oder minder korrekt. Die Beispiele hier habe ich bewußt herbeigeführt, um Problemfälle zu zeigen.


Weißabgleich als Stilmittel in der Fotografie
Zweimal das gleiche Foto, einmal mit AWB und einmal mit Automatik-Weißabgleich in Lightroom. Also beide ohne manuelles Tuning. Welche Variante ist besser? Persönliche Präferenz!


Die Wirkung von Fotos kann durch den Weißabgleich stark beeinflusst werden. Das ist daher auch einer der größten Vorteile der Fotografie in RAW statt JPG: In der Nachbearbeitung kann man einen beliebigen Wert einstellen. Zwar kann man den auch bei JPG-Fotos noch anpassen, aber nur noch eingeschränkt.
Das Foto von mir ist zum Sonnenuntergang im Harz aufgenommen (by Sebastian Meinhold). Die Automatik lässt den Himmel blau aussehen, von Hand habe ich das Foto dann wärmer gedreht. Richtiger oder Schöner war hier die Frage.


Weißabgleich in der Schwarzweiß Fotografie
Noch eine Quizz-Frage: Der Weißabgleich bestimmt die Farben. Also ist er in der Schwarzweißfotografie irrelevant. Richtig oder Falsch?
Bitte ausprobieren an den eigenen Fotos!
Wer noch analog unterwegs war kennt die Antwort: Früher hat man Farbfilter vor das Objektiv geschraubt, um eine Wirkung auch bei BW-Fotos zu erhalten.
Insbesondere bei Hauttönen macht der Weißabgleich potentiell sehr viel aus. Bei BW-Portraits spiele ich nach der Schwarzweißwandlung immer noch kurz mit den Reglern für Rot und Orange, um Hauttöne zu “verschönern”! Die Fotos unten zeigen das gleiche Bild, nur der Weißabgleich wurde verschoben. Im Gesicht deutlich zu sehen.


Fazit zum Thema Weißabgleich in der Fotografie verstehen
Zwar liefert der AWB moderner Kameras erstaunlich gute Werte, aber als Fotograf kann und sollte man den Weißabgleich gezielt nutzen, um die Bildwirkung zu beeinflussen. Produktfotografen werden mittels Graukarten einen möglichst korrekten Wert ermitteln. Nachtfotografen werden einen Standardwert irgendwo unterhalb von 4000K haben. Sonnenuntergänge möchte man möglichst warm haben (aber bitte keine Karotten-Haut erzeugen).
Das Fazit lautet wie fast immer: Ausprobieren und üben. Den eigenen Stil entwickeln. Und im Zweifel gilt: Richtig ist, was gefällt!
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