Zielfoto mit Hindernissen…

Eine Story von Benjamin R
04.09.2023

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Anreise

Ich warte.
Bin extra etwas eher da.
Ab 18.00 darf man die Straße zum Waldparkplatz am Gr. Rachel befahren, sonst ist es nur für die Linienbusse freigegeben.
Sonnenuntergang ist theoretisch gegen 21.00, wahrscheinlich etwas eher…
Es hat oft geregnet die letzten Tage. Eigentlich wollte ich die Tour schon am Anfang des Urlaubs machen.
Je näher man am Datum der Sommersonnenwende ist, desto näher geht die Sonne vom Gr. Rachel aus am Gr. Arber unter.
Es ist jetzt schon einen Monat später, also wird sie etwas weiter links untergehen…naja wat willste mache….
Punkt 18.00 fahre ich los. Es ist nur 5km, aber ich habe keine Lust sie nachts wieder zurück zu laufen.
Am Parkplatz warten ein paar Wanderer auf den letzten Bus. Ich ziehe meine Wanderschuhe an gehe los.
Ich endecke einen Wegweiser auf dem steht: zum Gipfel 2,5h. Ich bin etwas irritiert. Google hatte mir 1,25h angezeigt.
Darauf beruht eigentlich meine Planung.
18.10 ankommen, 19.30-20.00 Gipfel, dann Abendbrot und in aller Ruhe Fotospots aussuchen.
Wer hat Recht? Besser ich beeile mich!

Aufstieg

Ich dampfe.
Eigentlich hasse ich wandern…also wandern an sich…warum laufen wenn das schon der einzige Zweck ist…für ein schönes Foto…na gut…
Eigentlich ist es auch ganz schön hier so abends alleine im Wald. Mir kommen nur noch 2 andere entgegen, ansonsten bin ich alleine.
Da ich nicht weiß ob Google oder Wegweiser Recht hat mit der Zeiteinschätzung, laufe ich recht zügig…aber es geht steil bergauf.
Die App wird mir später verraten, dass es 490m Höhenmeter über reichlich 3km waren.
Nach kurzer Zeit merke ich, dass ich ein Problem habe. Wie gesagt ich wandere nicht gerne….eigentlich so gut wie nie…
Ich habe zwar Wanderschuhe, die sehen nur ganz selten Licht. Und vor allem habe ich nicht an dicke Socken gedacht.
Beide Fersen melden sich unangenehm.
Nach ungefähr der Hälfte des Weges lichtet sich der Forst zur offenen Landschaft.
Nur noch ein paar einzelne Bäume stehen zwischen vielen Sträuchern. Etliche tote Bäume stehen oder liegen herum.
Als Kind war ich hier vor 20 Jahren mit meinen Großeltern wandern. Viele Erinnerungen habe ich nicht mehr daran.
Nur an das allgegenwärtige Grau und Braun der toten Wälder kann ich mich erinnern. Der Borkenkäfer hatte damals schon ganze Berge entwaldet.
Hier oben merkt man auch langsam den Wind. Inzwischen tut jeder Schritt weh und ich beschließe eine kurze Pause zu machen um die Jacke auszupacken, ein paar Nüsse zu essen und meine Füße zu untersuchen.
Beide Fersen zieren Münzgroße Blasen…bzw ist auf der einen Seite die Haut schon weg.
Mangels Alternativen zerschneide ich ein Stofftaschentuch und lege es mit in die Socke.
Weiter gehts!
Kurz darauf kommt das Waldschmidthaus in Sicht. Es ist geschlossen und sieht stark renovierungsbedüftig aus.
Sollt man von hier aus nich auch langsam den Gipfel sehen?….Da sind nur Wolken! Eigentlich war doch schönes Wetter mit ein paar Wölkchen angesagt?!
Naja wie uns der Rest des Urlaubs noch lehren wird, ist auf die Wetterapp hier nur selten Verlass.
Richtung Westen kann man schon den Gr. Arber sehen und auch die Sonne. Aber vor mir….nur Wolken…
Ich wäge kurz ab. Hier bleiben und ein sicheres Bild machen aber nicht von Gipfel aus oder bis hoch und hoffen dass die Wolken sich verziehen.
Ich laufe weiter. Die Wolken kommen aus Westen und die tief hängenden scheinen gleich durch zu sein.
Der Rest des Himmels ist zwar auch recht dicht bewölkt, aber es gibt immer mal ein par kleine und große Löcher die mir Hoffnung auf einen schönen Sonnenuntergang machen.
Nach dem Waldschmidthaus geht es noch eine lange Treppe hinauf und dann….

Gipfel

Ich bin oben!
Die Wolken sind weg.
Die Sicht könnte besser sein, etwas diesig….aber egal…
Google hatte mit seiner Zeitannahme Recht.
Ich habe noch ausreichend Zeit für Abendbrot und Vorberreitungen.
Allerdings das nächste Problem.
Bäume….um den Felsigen Gipfel herum wachsen viele Bäume….einen unverstellten Blick zum Arber zu bekommen ist leider nicht möglich.
Dafür wird der Himmel immer schöner!
Die Wolken werden zwar mehr aber dafür explodiert der Himmel in einem Meer aus Farben.
Ich schieße viele Bilder und freue mich an dem Schauspiel!
Mit dem Tele kann man ein paar Bilder vom Arber ohne Bäume machen aber so richtig gefällt mir die Komposition nicht.
Also mit dem Standartzoom ein paar Belichtungsreihen und Panoramen fotografieren.
Dann verschwindet die Sonne hinter den Wolken.

Abstieg

Ich rufe meine Frau an und sag Bescheid dass ich wieder losmache. Sie informiert mich drüber dass jetzt doch noch Regen kommt.
Schnell packe ich alles ein hole die Stirnlampe und die Taschenlampe raus und laufe los.
Bergab ist deutlich angenehmer.
Schnell ist es finster, aber die Stirnlampe leistet mir gute Dienste.
Als ich den Wald erreiche fängt es an zu regnen. Unter den Blättern werde ich kaum nass.
Ein bisschen unheimlich ist es schon nachts, alleine, bei Regen durch den dunklen Wald zu laufen. Aber außer ein paar Fröschen begegnet mir niemand.
Am Auto wieder angekommen genehmige ich mir noch eine bereitliegende Cola und fahre zurück zur Ferienwohnung.

Autor:in
Benjamin R
Arbeitnehmer aus Chemnitz
Familienvater, Angestellter in der Industrie, Hobbyfotograf
Familienvater, Angestellter in der Industrie, Hobbyfotograf

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Diskussionsbeiträge (1)

05.09.2023, 09:48 Uhr
Oli Ge
05.09.2023, 09:48 Uhr
Atemberaubende Fotos und eine lebendig und spannend erzählte Story! So macht mir das Spaß! :-)
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