Vom gewünschten Zielfoto zum Postkartenmotiv (mit Selbstzweifel)
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Hintergrund zur Reise
Mitte Juni 2023 ging es für meine Partnerin und mich erst einmal per Auto nach Düsseldorf. Wohl der einzige Flughafen in Deutschland mit einem Direktflug nach La Palma. Ich hatte mich schon sehr auf diese Reise gefreut. Zum einen da ich unbedingt meine Milchstraßenfotos auf ein neues Level bringen wollte (im Zentrum von Baden Württemberg ist sehr schwer mal vernünftig dunkle Orte zu finden) und zum anderen da mir nach dem Urlaub eine sehr stressige Woche im Büro bevorstand und ich dringend frische Energie gebrauchen konnte. Wer die Automobilzuliefererindustrie kennt kann sich vorstellen was eine Zertifizierungswoche mit gleich fünf Normen / Managementsystemen bedeutet.
Da der Flug schon morgens kurz nach 06:00 Uhr losging war eine Übernachtung in Düsseldorf unerlässlich. Wie schön dass gleichzeitig Messe war, ich habe selten so viel Geld für so wenig Schlaf bezahlt.
In der Abflughalle konnten die weiteren Workshopteilnehmer auch sehr schnell identifiziert werden, wir Fotografen fallen mit unserem Handgepäck ja deutlich auf.
Die erste Workshop-Nacht bringt direkt die Entscheidung
Am ersten Abend war aufgrund der Anreise und Eingewöhnung noch keine Astro- bzw. Milchstraßenfotografie eingeplant. Die Teilnehmer durften sich erst einmal etwas genauer kennenlernen und es gab neben mir tatsächlich einen zweiten Nikonfotografen. Am zweiten Tag ging es dann schon relativ früh auf den Roque de los Muchachos. Bei der Anfahrt konnten wir schon einmal die Sternenobservatorien bestaunen und auf dem Roque die wundervolle Vulkanlandschaft bei Tageslicht auf unsere Speicherkarten bannen. Da die Observatorien Nachts für wissenschaftliche Untersuchungen in Betrieb sind, müssen jegliche Fahrzeuge und Lichtquellen vor Sonnenuntergang das Gelände verlassen. (Man kann sich danach durchaus wieder “reinschleichen”, solange man keine Lichtverschmutzung verursacht). Daher ging es für unsere Gruppe zu einer von unserem Guide gut bekannten Location. Dort warteten wir auf den Sonnenuntergang und das Erscheinen der Milchstraße. Das komplette Equipment stand bereit. Leider ging es meiner Partnerin an diesem Abend nicht so gut und nach ca. zwei Stunden sind wir mit der ersten Gruppe wieder Richtung Unterkunft aufgebrochen. Selbstverständlich war ich hin und hergerissen zwischen Sorge um die Gesundheit meiner Freundin und etwas Wehmut über eventuell verpasste Fotochancen. Auf der Hacienda angekommen ist meine Partnerin direkt in unsere Hütte und ich habe nochmals die Kamera samt Stativ aufgebaut. In diesen fünf Minuten ist mir mein absolutes Lieblingsbild gelungen. Hier war keine Planung im Spiel; alles nur Glück, Zufall und eventuell ein kleines bisschen Können…
– Meine Partnerin hatte in unserer Hütte alle Lichter angeschaltet, so dass wohl genau die richtige Menge Licht nach außen gedrungen ist um den Vordergrund zu beleuchten
– Die Milchstraße stand genau in der richtigen Position (Höhe, Winkel, …)
– Der Fotograf hat genau die richtigen Einstellungen gewählt und zur richtigen Zeit ausgelöst
Weiterer Verlauf
In dieser Nacht habe ich mir die Bilder nicht mehr angesehen, sondern bin zu meiner Freundin ins Bett und habe direkt gemerkt wie sehr auch mich die Anreise und der erste Tag mitgenommen haben. Da ich ein langjähriger Frühaufsteher bin, saß ich direkt morgens um 06:00 Uhr bereits am Rechner und habe die Ausbeute der letzten Nacht begutachtet und die Daten gesichert. Das letzte Foto ist mir direkt ins Auge gestochen und nach einer Quick-and-Dirty Bearbeitung von weniger als zehn Minuten war die JPG auch schon auf dem Handy. Seitdem habe ich, egal mit wieviel Motivation ich dran war, diesen Prozess nicht mehr wiederholen können. DAS IST DAS FOTO! Was hier noch dazu kommt: Alle Workshopteilnehmer als auch der Workshopleiter wollten das Bild nachstellen. Wir hatten Nächtelang die Lichter an… Es ist keinem gelungen. So hatte ich ein ZIELFOTO im Kopf und habe dafür sogar mein TRAUMFOTO bekommen.
Die weitere Reise
Auch hier gab es diverse Highlights. Weitere Milchstraßenbilder, meine erste Milchstraßen-Timelaps und diverse Landschaftsfotos sowie die wunderschönen Kanaren-Eidechsen. Ebenso eine Wal- und Delfintour bei der wir sogar die seltenen und scheuen Schnabelwale sehen und fotografieren konnten. Es war eine Woche mit ganz vielen tollen Erlebnissen, tollen Fotos und wunderbaren Menschen. Man merkt allerdings schon wie dies alles im Vergleich zu diesem “einem Shot” etwas in den Hintergrund rückt.
Was bleibt für mich dabei?
Wir haben uns auf viele Situation sehr gut vorbereitet, haben uns informiert, uns abgestimmt und hatten eine ganz tolle Workshopleitung. Und ganz oft ist Planung der wichtigste Schritt für den Erfolg. Aber, manchmal, ja nur manchmal… Da sind die Kollegen Zufall und Glück doch die Wegbereiter für das ZIELFOTO an der heimischen Wand.
Ich wünsche euch allen (und auch mir) diese tolle Mischung aus Planung, Geduld und Glück!
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