Über Maulwurfshügel und Alpenglühen

Gebürtig bin ich aus Brandenburg und die höchsten Erhebungen sind dort i.d.R. Maulwurfshügel. Das ist insofern frustrierend, als das ich Berge mag jedoch als Kind nie die Möglichkeit hatte welche zu sehen.
Wie das Leben so spielt, bin ich erst durch das Studium und dann der Liebe wegen nach Süddeutschland in die Region Stuttgart gezogen. Da ist der Weg Richtung Berge schon mal kürzer. Das Fotografieren als Hobby entwickelte sich erst so richtg in den letzten 1.5 Jahren und schnell habe ich gemerkt, dass Handys zwar nette Bilder machen, diese aber nicht das gewisse WOW liefern. Mein Schlüsselerlebnis war eine Reise nach Island bei welcher ich Nordlichter beobachten konnte, aber diese mit dem Handy nicht habe fotografieren können zu diesem Zeitpunkt. Spätestens seit dem wollte ich eine richtige Kamera haben. Jetzt wird der ein oder andere sich beim eingesetzten Equipment für mein Zielfoto vielleicht denken…hä, dass ist doch keine richtige Kamera mit großem Sensor und Wechselobjektiv…dem entgegne ich: mit irgendeiner Kamera musste ich nun mal anfangen Fotografieren zu lernen 🙂 Getreu dem Motto: Die beste Kamera ist die, die man dabei hat!

Genug Vorgeplänkel – Hier nun meine Story zum Bild:
Ich war 2020 das erste Mal in Berchtesgaden und ich war sofort begeistert von der Region. Damals noch mit altem Handy ausgestattet, waren die gemachten Bilder eher enttäuschend als schön. Über Pfingsten sollte es daher nun erneut nach Berchtesgaden gehen. Im Gepäck nun auch zum ersten Mal meine kleine Sony-Kamera und kompatibles Filterset. Und dieses Mal hatte ich mir eine Art Bucket-Liste gemacht, was ich unbedingt fotografieren wollte. Mein größter Wunsch jedoch war es einmal das Alpenglühen zu sehen und zu fotografieren. Der Wetterbericht war nicht sonderlich vielversprechend für die Tage. Aber wie so oft hat der Wetterbericht nicht recht behalten und wir hatten wirkliches Kaiserwetter.
Angekommen im Hotel gab es den ersten, positiven, Schockmoment. Zimmer im höchsten Stockwerk mit direktem Blick auf den Watzmann. Genial! Bei diesem Ausblick wusste ich sofort, morgen stehst du auf und schaust, ob du das Alpenglühen sehen kannst. Gesagt…getan. Noch schnell checken wann Sonnenaufgang sein wird. Okay, 5.28 Uhr. Also Wecker auf kurz nach 5 Uhr gestellt. Am nächsten Morgen dann war ich recht aufgeregt, ob die Wetterbedinungen ein Alpenglühen möglich machen würden. Zu meiner Überraschung war der Watzmann zwar noch in Nebel und Wolken gehüllt, aber es deute sich schönes Wetter an und die Wolkendecke war bereits am aufreißen. Die Temperaturen waren noch recht kühl, also warme Hose und Pullover angezogen und mit Kamera bewaffnet auf den Balkon gesetzt. Und im Minutentakt änderte sich die Wolken- und Nebelsituation am Berg. Mal war der Watzmann zu sehen und im nächsten Augenblick war er schon wieder verschwunden. Es wurde allmählich heller draußen und pünktlich um 5.28 Uhr zeigten die ersten Wolken eine leichte Rotfärbung. Jetzt wurde ich aufgeregt – würde ich Alpenglühen sehen können? Dann ging es los. Die Wolkendecke ließ die ersten Sonnenstrahlen durch und der westlich vom Watzmann gelegene Hochkalter erstahlte im warmen Rot-Orange-Tönen. Und der Watzmann selbst? Keine Spur! Scheinbar war die Wolkendecke noch so dicht, dass der Watzmann nicht angestrahlt werden konnte. Es wurde immer heller draußen und die Chance noch ein wenig Licht auf dem Berg oder sogar Alpenglühen zu sehen, schwindeten von Minute zu Minute. Und dann für einen kurzen Moment um 5.42 Uhr ließ die Wolkendecke ein paar Sonnenstrahlen durch und tauchte den Watzmann in rot und organge. Die Kamera klickte und das Bild war im Kasten! Zusammen mit den angestrhalten Wolken hat sich an diesem Morgen mein persönliches Zielfoto ergeben. Ich war mega stolz und bin beschwingt in den Tag gestartet.