Starlight
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Ca. 2 Jahre lang habe ich in Norddeutschland immer mal wieder nachts die Sterne, insbesondere die Milchstraße, fotografiert. Und tatsächlich gibt es Leute, die nicht wissen, was die Milchstraße ist, bzw. haben diese noch nie mit eigenen Augen gesehen. Und natürlich wird sie auch nur sichtbar, wenn die Lichtverschmutzung der dichtbesiedelten Gebiete entsprechend gering ist. Kann man in den Städten leider komplett vergessen.
Die Kamerasensoren sehen aber so viel mehr, als es das menschliche Auge vermag, und als ich das erste eigene Bild der Milchstraße aufgenommen hatte, war ich infiziert. Das muss doch auch noch besser gehen! Also Bücher gelesen, YouTube-Videos angeschaut, und von Leuten wie Katja Seidel, Gunther Wegner, und vor allem Alyn Wallace gelernt. Dazu natürlich nach dem richtigen Equipment gesucht, vor allem lichtstarken Objektiven, rauscharmen Sensoren und Zubehör. Der Markt dafür ist riesig, das Budget leider nicht.
Was man jedoch vor allem braucht: Übung! Jeder, der schon mal in finsterer Nacht alleine auf einem Acker stand und sich oft auch den Hintern abgefroren hat, weiß, wovon ich rede. Man findet die richtigen Einstellungen nicht, Objektivkappen verschwinden im Dunkeln, Kondensat bildet sich auf dem Objektiv…und alle schönen Fotos, die in der Voransicht noch gut aussahen, sind im Detail später leider unscharf. Und man fragt sich…warum fotografiere ich nicht einfach Katzenbabys oder so.
Irgendwann möchte man es dann aber haben: das perfekte Bild der Milchstraße! Was es natürlich niemals wird. Trotzdem habe ich zusammen mit einem Freund den Entschluß gefasst: Auf nach LaPalma! Die Insel ist von Hamburg gut zu erreichen, es ist dunkel, die Landschaft ist spektakulär, und an über 300 Tagen im Jahr gibt es sternenklare Nächte. Was leider nicht so ganz stimmen kann, aber dazu gleich mehr.
Um das perfekte Datum zu bestimmen, braucht man natürlich auch noch diverse Apps, die einem sagen, wann die Milchstraße wo über dem Horizont steht, ob gerade Neumond ist, wie die Wolkenvorhersage aussieht etc.. Im April 2023 war es dann soweit, und mit zu viel Übergewicht im Fotorucksack ging es los.
Im Anflug auf LaPalma schon mal die erste Enttäuschung: Wolken. Soweit man sehen konnte. Und der Wetterbericht verprach nichts Gutes. Kann echt nicht sein…Unser Gastgeber der Ferienwohnung sagte nur, das wäre kein Problem, die besondere Lage der Insel würde die Wolken um die Insel herumleiten, also fast immer. Fast ist nicht ganz, und von den 7 Tagen, die wir auf der Insel waren, waren tatsächlich nur ca. 3 Nächte einigermaßen klar.
Der Weg zum Zielfoto war dann ziemlich abenteuerlich. Am Tag haben wir uns den Platz zum Aufbau der Stative gesucht, damit wir das nachts überhaupt wiederfinden. Man fährt erstmal 1,5 Stunden die Berge in Serpentinen nach oben, und muss von der Straße nochmal ca. 20 Minuten auf kleinen Pfaden bis zum Gipfel wandern. Höhenangst sollte man nicht haben, aber eine gute Stirnlampe. Gegen 0.00 Uhr waren wir da, und sahen wieder einige Wolken am Horizont, die sich dann aber zum Glück aufgelöst haben. Also erstmal alles aufgebaut, vor allem die Ausrichtung der Nachführung (Ausgleich der Erddrehung um den Polarstern) für eine perfekte Abbildung der Sterne war schwierig, da ich Polaris nicht in den Sucher bekommen konnte. Zu wenig Übung!, zu kalte Finger. Es war extrem windig, bei ca. 3-4 °C. Bis 2.00 Uhr gewartet, bis das Band der Milchstraße perfekt über dem Horizont stand. Im Endergebnis ist dann das Zielfoto herausgekommen.
Aufgenommen auf dem Pico de la Cruz, in der Nähe des Roque de los Muchachos, auf einer Höhe von ca 2.350m. Nicht ganz so wie geplant, aber doch so gut, das es jetzt hinterleuchtet in 120cm Breite bei uns Zuhause hängt. Das Panorama besteht aus insgesamt acht hochkant Einzelaufnahmen bei 20mm Brennweite (das Foto hochkant zeigt eine unbearbeitete Originalaufnahme). 4 Fotos vom Himmel nachgeführt mit 60s bei ISO 1600, und 4 Fotos vom Vordergrund ohne Nachführung für eine scharfe Abbildung der Landschaft. Alle Bilder dann Zuhause mit PTGui zu einem Panorama zusammengesetzt, und mit verschiedenen Presets in Lightroom nachbearbeitet.
Der Weg zu dem Foto war ziemlich lang, von ersten Versuchen, bis zum Ergebnis im April 2023. Aber ich weiß schon jetzt, das ich ein ähnliches Foto nochmal machen möchte. Dann aber noch besser!
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