Schlafen am Fuße der Drei Zinnen

Eine Story von David Pientka
06.03.2023

In dieser Story

Weiteres Equipment: Canon EF 70-200 F4

Mit dem Camper auf Tour

Letztes Jahr hatten wir uns entschieden, auf ein Auto zu verzichten. Einfach als Test, weil wir wissen wollten, wie gut man in einer Großstadt mit den Öffentlichen zurecht kommt (Spoiler: in Berlin ist das vielleicht eine smarte Idee …). Aber dann kam das Angebot von meinem Kollegen: er verkauft seinen VW Caddy, komplett zum Camper umgebaut. Das vielleicht perfekte Fahrzeug für Landschaftsfotografen!

Im Herbst gab es dann ein ganz kurzes Zeitfenster, in dem ein kleiner Trip noch drin war. In letzter Minute kamen die Winterreifen drauf, denn der Wetterbericht hatte bereits Schneefall in den Alpen angekündigt. Ein bisschen verrückt hat es sich schon angefühlt: um 15 Uhr waren die Reifen drauf, um 16 Uhr ging es dann in Richtung Alpen. Uns war also sonnenklar, dass wir mitten in der Nacht durch die Dolomiten fahren würden, ohne wirklich vorhandene Ortskenntnisse.

Die Milchstraße an den drei Zinnen

Als wir dann nachts ankamen, zog auch noch Nebel auf. Und weil beim Teilen des Standortes was schief ging, standen wir irgendwann buchstäblich mitten in einem Wald und nicht an den Drei Zinnen. Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt, waren wir aber endlich an der Mautstelle, die nach oben führt. Die Maut kostet 40 € für Fahrzeuge wie unseres. Dafür darf man oben auf dem Parkplatz stehen und schlafen. Genialer Deal, dachten wir uns. Also die Mautstelle passiert und hoch die sich windende Straße. Bei Nebel. Gefühl 50% Steigung. Ich saß am Steuer und mir wurde echt anders. Nach ein paar Minuten durch den Nebel kamen wir oben am Parkplatz an, keine Sicht, nichts. Auch zu Fuß und mit Stirnlampen war es nicht besser. Also haben wir unser Auto einfach irgendwo abgestellt. In meiner Fantasy waren wir direkt am Abgrund und es war schon ein komisches Gefühl, sich in das Auto zu legen und dann auch noch ruhig schlafen zu wollen.

Nachts wurde uns dann bewusst: So eine Standheizung ist echt klasse! Wenn man eine hat. Wir haben heute noch keine. Irgendwann waren wir bei Minusgraden und trotz je drei Decken und einem Schlafsack, froren wir echt ordentlich. Es war also abwechselnd zittern und schlafen. Irgendwann in der Mitte der Nacht mussten wir dann doch auch mal raus … und der Nebel war weg! Ich sah nach oben: wir standen direkt an den drei Zinnen, am Fuß des Felsens. Und darüber die Milchstraße in einer Klarheit, wie ich sie noch nie gesehen hab. Da nicht komplett auszuflippen, war wirklich schwer. Und in Ermangelung wirklicher Erfahrung mit Astrofotografie, hab ich einfach die Kamera aufs Autodach gelegt, 16mm eingestellt und 30 Sekunden belichtet. Ich musste wenigstens irgendwas aufnehmen.

Als dann die Sonne aufging, zogen wir los und sind am Fuß der Zinnen entlang gewandert. Es war sehr wolkig, aber die Sonne blitzte immer wieder raus. Die ganze Landschaft wirkte wie eine fremde Welt auf uns. Trotz abartiger Temperaturen in der Nacht, hab ich mich total in die Dolomiten verliebt auf diesem Trip. Und von allen Reisen der letzten Jahre, sticht gerade diese absolut heraus. All inclusive Hotels mögen auch seinen Reiz haben. Aber sowas erlebt man nur, wenn man raus geht und auch mal bekloppte Sachen macht. Wie Ende Oktober mit frischen Winterreifen in die Dolomiten fahren, ohne klare Ahnung, was uns da erwartet.

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Autor:in
David Pientka
Zahlenschubser aus Györ
Ich bin David, wohne aktuell in Ungarn und vermisse die Alpen.
Ich bin David, wohne aktuell in Ungarn und vermisse die Alpen.

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