Road Trippin´ Westcoast

Eine Story von Lichtbildidealisten
09.06.2023

In dieser Story

Weiteres Equipment: Nikkor AF-S 24-70/2.8 G IF-ED N

Erneut zog es mich in den Westen der USA.

Ein Roadtrip sollte es werden, mit diversen fotografischen Zielen. Mögen wir. Leider lässt es sich oftmals, trotz akribischer Planung nicht immer vermeiden, dass man an manchen Tagen mehr Meilen zurücklegen darf, als an anderen. An jenem Tag, als das Foto entstand, war ein solcher Tag. Unsere Tagesetappe führte uns von West Wendover quer durch Nevada, über die Metropole Ely zu der pittoresken Enklave der Area51, Rachel. Leider gab es auf den 300 Meilen nicht wirklich spannende Motive, außer eine relativ karge Landschaft durch die der Highway 93 mäanderte. Einzig die Berge mit noch immer etwas Schnee auf dem Gipfel sorgten für eine optische Abwechslung.

An diesem Tag durfte ich Beifahren, somit hatte ich noch weniger zu tun, was meine Langeweile potenzierte.

Aus weiser Voraussicht, dass sich an diesem Tag mir eh keine Motive bieten würden, hatte ich vorsichtshalber den Fotorucksack mit meiner D850 im Kofferraum unseres SUVs verstaut. Auf halber Strecke passierte es dann aber plötzlich. Es bot sich mir ein Motiv, welches ich für mich durchaus als ablichtungswürdig klassifizierte. Ein gelber Fiat 124 Sport Spider Cabrio. Bildgestalterisch das Motiv einfach nur ins rechte Drittel zu setzen, erschien mir für diesen grazilen Moment als zu profan, deswegen hatte ich eine als genial zu bezeichnende Idee. Dachte ich zumindest. Das Motiv länger zu belichten, um die Dynamik des Fahrens in das Bild zu implementieren. Blurry Asphalt um mal einen Anglizismus zu bemühen. Bei strahlendem Sonnenschein und reflektierender Landschaft ganz easy. Mit einem ND Filter.

Und dann nahm das Unheil seinen Lauf.

Eben nach hinten auf die Rücksitzbank gegriffen und festgestellt das der Fotorucksack -ach ja richtig- im Kofferraum ist. Anhalten war keine Option, da der fotografische Moment ein flüchtiger war. Berge – Straße- Auto. Sie wissen schon. Da mein Fotomotiv die zulässige Höchstgeschwindigkeit unterschritt, fuhren wir bereits auf den vorausfahrenden Fiat auf, sodass der Fahrende immer öfter aufmerksam in den Rückspiegel schaute, Meine Fahrerin wollte bereits zum Überholen ansetzen, als ich sie umgehend maßregeln musste. Offensichtlich war ihr die Schönheit, die diesem Moment inne wohnte, entgangen. Sie verlangsamte also unser Fahrzeug ebenfalls und der Fiatfahrende wurde sichtlich nervös. Mein Problem war aber ein ganz anderes. Meine Technik war nicht greifbar somit lieh ich mir die Nikon D 750 meiner tapferen Fahrerin aus, bestückt mit einem 24-70 ohne Filter und ohne Stabi.
Welche Belichtungszeit brauche ich wegen “Blurry”, ratterte es in meinem Resthirn während ich die Kamera versuchte korrekt einzustellten. Nach ein paar untauglichen Versuchen, über die ich hier nicht weiter reden möchte, erwies sich eine 1/25 als perfekte Belichtungszeit. Dafür musste ich leider wegen akutem Filtermangel auf f18 abblenden. Zum Glück war mir seinerzeit der Begriff der Beugungsunschärfe noch nicht bekannt, so dass ich eine Sorge weniger hatte.
Gleichwohl gab es derer aber genug. Unser fahrendes Auto wackelte und schaukelte auf einer nicht ganz perfekt geteerten Straße nicht unerheblich. 70mm Brennweite bei 1/25 war da nicht unbedingt die unempfindlichste Paarung, was die vorliegenden Umstände anging. Nach 20 Fotos und deren Kontrolle im Kameradisplay verlor meine Fahrerin die Nerven und wollte final überholen, ob der zunehmenden Nervosität des Fiatfahrenden. Neben permanenten in den Rückspiegelschauen setzte er nun den Blinker nach rechts. Wollte er doch, dass Bonnie und Clyde ihn endlich überholten.
Aber nix da. Clyde hatte ja schließlich sein Zielfoto noch nicht im Kasten. Alle verwackelt und keins war knackscharf. Ich köderte meine Freundin mit einer Einladung zu einem tollen Abendessen (wohl wissend, dass es im einzigen Diner in Rachel maximal Burger und Pommes gab) und bat sie noch 1 Minute die Nerven zu behalten. Das würde reichen um DAS perfekte Bild zu fertigen. Jede Faser ihres Körpers signalisierte mir, obwohl sie wortlos nickte und verzweifelt versuchte zu lächeln, dass sie mit meiner Forderung nicht im Geringsten einverstanden war.

Ich komme jetzt mal zu Ende der Story.

70 Fotos und 10 Minuten des weiteren Hinterherfahrens in der Einöde von Nevada später, hatte ich zwei Bilder mit einem zufriedenstellenden Schärfeeindruck. Eins davon könnt ihr hier sehen. Als das Zielfoto im Kasten war, fuhren wir sofort rechts ran, da wir zum einen dem Motivgeber durch ein sportliches Überholmanöver nicht noch mehr Angst einjagen wollten. Zum anderen musste ich meinen Erfolg natürlich direkt mit Bonnie teilen. Da ihre Begeisterung, ob der Gesamtsituation sagen wir mal etwas verhalten ausfiel, entschloss ich mich dazu ihr auch nicht zu berichten, dass der Fahrer kurz zuvor über sein Handy einen Anruf getätigt hatte. Vermutlich war ihm auch langweilig.

Autor:in
Lichtbildidealisten
Fotograf aus Remscheid
https://www.youtube.com/c/Lichtbildidealisten
https://www.youtube.com/c/Lichtbildidealisten

Gefällt dir diese Story?

Schreibe deine Story

Kommentare

Noch keine Kommentare vorhanden. Schreibe jetzt den ersten Kommentar!
Bitte fülle dieses Feld aus
Durch Abschicken meines Kommentares versichere ich, dass ich alle Angaben nach bestem Wissen und Gewissen gemacht habe. Meine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Weitere Informationen zum Datenschutz gemäß Art. 13 und 14 DSGVO findest du hier.
Du bist interessiert an neuen Equipment?
Jetzt Angebot mit Bestpreis-Garantie sichern.