Nicht jeder kann Stephan Wiesner sein – über das Fotografieren als ambitionierter Laie zwischen Stress und der Suche nach dem perfekten Bild.
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Abends, wenn ich so langsam den beruflichen Stress ablege und versuche hinter mir zu lassen, stehe ich favorisiert in der Küche und regele dort das morgige Frühstück, den Abwasch und was dort halt sonst so anfällt. Der Vorteil hieran ist – in der Küche will niemand stören und ich habe Zeit mich mental zu entspannen – hierbei helfen mir neben immer wieder wiederholten (und mitterweile ja auch neuen) StarTreckStaffeln und die YouTubeVideos von Wiesner und co.
Über das Vater werden (vor mittlerweile 16 Jahren) bin ich der Fotografie näher gekommen, zunächst mit einer Canon EOS 450, dann den immer größer werdenden Wünschen, Interessen und auch finanziellen Möglichkeiten folgend über die Canon 7D, Nikon Z6II, Fujifilm x e4 und xh2 nun letztlich hin zu Sony. Die fotografische Technik (und hier insbesondere NEUE Technik) hat mich von Beginn an fasziniert und je nach YouTuber, Test und Empfehlung habe ich es genossen die Möglichkeit gehabt zu haben auch zwischen den Systemen zu wechseln – ich fand alle klasse und jeder Wechsel (ja – hin zu dem Luxus alle Kameras und Objektive auf immer im Schrank zu sammeln bin ich dann doch leider noch nicht gekommen) ist mir genau so schwer gefallen, wie er mich fasziniert und gefesselt hat. Das es nun über alle möglichen Kompromisse in Bezug auf Qualität und Effektivität Sony geworden ist, soll hier nicht das Thema sein – tolle, mir ans Herz gewachsene Fotos habe ich mit jeder Kamera machen können.
Wenn ich dann abends im Küchentrott bin und mir ansehe, über was Stephan Wiesner erzählt, was er plant, was er mit anderen Fotobegeisterten so erlebt hat, fange ich an zu träumen. Und ja, ein bißchen Neid kommt dann bei mir auf. Ich würde so gerne mehr Zeit in die Fotografie investieren, weniger auf die gute Gelegenheit warten (mit zumeist parater Kamera), lieber Fotos geplant und in Ruhe angehen, die LightroomSessions nicht in die Nacht hinein an die Küchensessions anschliessen sondern über den Tag mehr Zeit dafür haben, und … und… und…. Ok, Stephan hat von seinem radikalen Karrierebruch erzählt und er hat es geschafft, scheint zufrieden und sein Hobby ist nun sein Beruf. Da hilft kein Jammern – man muss sich holen, was man will, sonst wird das nichts. So könnte man zumindest denken, aber, ich denke allen hier ist klar, so kann und vor allem muss es nicht immer funktionieren. Bei mir sicherlich auch nicht. Ich mag meinen Beruf, ich stecke zu tief in gemachten Investitionen, es gibt zu viel und viele, die von einem anhaltenden Funktionieren des Systems abhängen – nicht jeder kann Stephan Wiesner sein.
Ich bin mit mir im Reinen. Beruflich, mit der Familie, es ist alles gut und schön. Wenn nur die wenige Zeit nicht wäre. Als fotografisches Fußvolk (und das meine ich gar nicht so negativ, wie es vielleicht klingen mag) muss ich genau so wie wahrscheinlich annähernd 100% aller, die hier mit leicht nerdigem touch die Einträge lesen, die Liebe zur Fotografie mit Geduld und Spucke beibehalten, offen für Neues sein, immer besser werden wollen und mich über das schöne Foto freuen – ob es nun jemand anders gemacht hat und (natürlich noch viel besser!) ich selber.
Meine Familie hat akzeptiert, dass wir unterwegs immer mal stehen bleiben müssen, bzw. sie ab und zu einfach auch mal auf mich warten müssen bis das Foto gemacht ist. Dem gegenüber bin ich mittlerweile ganz gut darin die Kameras rasch und der spontanen Gelegenheit angepasst einzustellen, damit ich den Rest der Truppe nicht zu lange aufhalte. Denn, bekanntlich ist jede Geduld endlich! Und ab und an kommt auch die Gelegenheit, an der ich Zeit habe alle mit etwas mehr Muße zu tun. So wie an einem nass-kalten-verregneten Novemberwochenende in Dresden.
Es war ein schönes Wochenende mit gutem Essen, Zeit, Bummeln und Kultur – für die gesamt Familie war etwas dabei. Die Tage hatten zwar viele Motive und ich habe fleißig geknipst, üben und trainieren können, aber das Wetter war so verhangen und regnerisch, dass nichts wirklich erquickliches heraus kam. Am letzten Abend dann hörte es gegen 22 Uhr auf zu regnen und wir kamen an den Elbbrücken vorbei. Leider kein Sternenhimmel (und kein Nordlicht ;-), aber doch eine wunderschöne Spiegelung in der Elbe und so ist dieses Bild entstanden.
Für mich ist dieses Bild erneut der Beweis dafür, dass JEDER, der Lust und ausreichende Geduld hat Zeit in ein Hobby zu investieren und mit offenen Augen durchs Leben geht, in der Lage ist das Schöne zu erkennen und festzuhalten. Das Bild kann und muss nicht jedem so gefallen wie mir – aber für mich ist es der Beweis dafür in puncto Hobby alles richtig gemacht zu haben.
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