Haare am Popo

Eine Story von Falk Winkler
23.01.2024

In dieser Story

Inspiration

Um den Jahreswechsel herum war fotografisch nicht viel los – grauer Himmel, graue Städte, keine Modelle verfügbar etc. Da ich aber trotzdem immer wieder Lust habe zu fotografieren, habe ich mich in meinen Facebook-Gruppen nach Ideen umgesehen.

In der Makrogruppe bin ich bei Fotos eines kleinen Insekts hängen geblieben, das ich zwar nicht zum ersten Mal gesehen habe, aber nie weiter beachtet habe. Das lag nicht zuletzt an seiner maximalen Größe von 1,8 mm. Doch diesmal ließen mich die Fotos nicht mehr los, da ich mich im Herbst über Cashback-Aktionen mit professioneller Ausrüstung ausgestattet hatte. Das Olympus 90 mm f/3.5 am OM System OM1 ist eine echte Waffe in der Makrofotografie. Der native Abbildungsmaßstab von 2:1 ergibt durch den Cropfaktor des MfT-Systems einen Bildwinkel von 4:1 im Kleinbildformat. Das muss doch reichen, dachte ich mir. Was soll ich sagen – Herausforderung angenommen.

 

Die Vorbereitung

Da es den bunten Kugelspringer praktisch überall zu kaufen gibt, dachte ich mir, dass ich die Vorbereitungen in Ruhe zu Hause und im Warmen treffen könnte. Also schnappte ich mir eine Glasschale und füllte sie im Garten hinter dem Geräteschuppen mit Laub.

In der Küche konnte ich nun in Ruhe das Laub begutachten und tatsächlich sah ich nach einiger Zeit kleine Tierchen, die bei verschiedenen Störungen plötzlich wegsprangen. Das mussten sie sein. Also positionierte ich meine Ausrüstung und konnte die ersten Fotos von diesen Tierchen machen. Gut waren sie nicht, denn selbst mit Kunstlicht hatte ich gefühlt zu wenig Licht. Die Tiere waren ziemlich schnell und eigentlich hätte ich auch noch einen Stack gebraucht, um etwas mehr Tiefenschärfe zu bekommen. Trotzdem oder gerade deswegen war ich Feuer und Flamme und wollte mehr.

 

Durchführung

Ich bin also an einem Wochenende in einen ziemlich großen Buchenwald gefahren, weil ich dachte, wenn ich schon keine Kugelspringer finde, dann wenigstens ein paar Schleimpilze. Aber schon am ersten Baumstamm sah ich die Kugelspringer wieder, nachdem sich meine Augen daran gewöhnt hatten. Es war ziemlich nass, aber das war mir egal. Hier musste das Zielfoto gemacht werden. Also legte ich mich auf den Waldboden und baute meine Ausrüstung so ruhig wie möglich auf und tatsächlich: Als ich zum Fotografieren bereit war, konnte ich immer noch 7 Kugelspringer auf dem Baumstamm finden. Einer hatte es mir besonders angetan. Nicht nur, dass er fast parallel zum Sensor der Kamera saß, er rastete auch noch. Er saß wie auf einer kleinen Wiese und bewegte nur ab und zu seine kleinen Fühlerchen.

Selbst als ich mein LED-Panel neu ausrichten musste, ließ er sich nicht stören. Voller Aufregung machte ich die ersten Aufnahmen mit möglichst geschlossener Blende an der Nahgrenze. Ich hoffte, dass sich das Tier nicht bewegen würde, während ich im Anti-Schock-Modus mit 2 Sekunden Auslöseverzögerung arbeitete. Jedem ist klar, dass bei diesem Abbildungsmaßstab die Ausrüstung schwingen muss, damit das Bild scharf wird. Das klappte auch ganz gut, aber die Schärfentiefe reichte einfach nicht aus. Da immer noch kaum Bewegung auf dem Tier zu sehen war, habe ich mich nun an einen Stapel gewagt. Ich konnte ca. 5 Stacks mit je 70 Aufnahmen machen, bis das Set unbrauchbar wurde. Das musste einfach reichen.

Nach gefühlten 10 Minuten machte ich mich mit leicht durchnässter Hose wieder auf den Heimweg. Ein Blick auf die Uhr verriet mir jedoch, dass ich 1,5 Stunden auf dem Baumstamm gelegen hatte. Wenn man Spaß hat, vergeht die Zeit wie im Flug.

 

Bildentwicklung

Die Nr. 1 für Fotostacks ist für mich Helicon Focus Pro. Ich habe damit schon sehr gute Ergebnisse bei Makrostacks erzielt, war aber gespannt, ob das auch bei so kleinen Lebewesen funktioniert. Ja, denn schon der erste Durchgang hat mich wirklich umgehauen. Im Stack selbst musste ich kaum Korrekturen vornehmen und war froh, ein so gutes Ergebnis an Lightroom übergeben zu können. Dort habe ich dann den üblichen Feinschliff gemacht, auch wenn das bei JPEGs natürlich seine Grenzen hat. Ich stacke nie im RAW-Format, weil die Menge der Bilder die Festplatten viel zu schnell füllt. Zum Glück ist die JPEG-Engine der OM-1 wirklich gut und die Belichtung hat auch gestimmt.

So kam ein Ergebnis heraus, das ich in so kurzer Zeit nie für möglich gehalten hätte. Außerdem hat es mich für die nächste Makro-Saison unendlich motiviert, noch tiefer in den Mikrobereich unserer Natur fotografisch vorzudringen.

 

Autor:in
Falk Winkler
Produktmanager aus Erfurt
Ich fotografiere seit 30 Jahren und bin wenig konstant in dem was, ich ablichte. Ich lass mich gern von verschiedenen Richtungen der Fotografie inspirieren.
Ich fotografiere seit 30 Jahren und bin wenig konstant in dem was, ich ablichte. Ich lass mich gern von verschiedenen Richtungen der Fotografie inspirieren.

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