Gen Z die Welt durchs Display

Eine Story von Patrick Roth
12.12.2023

In dieser Story

Hey mein Name ist Patrick, ich bin 23 Jahre alt und komme aus dem wunderschönen Ruhrpott.

Ich gehöre zur Generation Z.
Die Generation die mit der ganzen Technik und den ganzen Socialmediakanälen aufgewachsen ist.
Vor ein paar Jahren habe ich mir eine Kamera gekauft und habe so für die Fotografie für mich entdeckt.
Angefangen habe ich mit einer Canon EOS M50.
Weil mir mein neues Hobby so viel Freude bereitet hat habe ich auch schnell auf eine Sony A7III geupgradet.
Am Anfang hat man natürlich immer diesen „WOW“ Effekt den so ein Objektiv mit offener Blende beim Ottonormalverbraucher erzielt aber mit der Zeit habe ich mich immer mehr mit anderen verglichen dieses typische „wieso kriege ich das nicht so hin wie er“ und das frustrierte mich zutiefst.
Viel ging es dabei um diese typischen Instagram-Looks wie zum Beispiel „orange and teal“ etc.
Ich bin ja schließlich Gen Z wir stehen auf sowas.
Viele knallige Farben die in einer gewissen Art und Weise miteinander harmonieren und einen Look über ein Foto legen.
Das Foto was ich heute vorstelle hat so gut wie nichts an Bearbeitung.
Ich habe mich in meiner kurzen Zeit als Fotograf auch öfter mal an Landschaften versucht bin aber immer kläglich gescheitert, wahrscheinlich, weil ich versucht habe diese so zu bearbeiten, dass ich am Ende das Bild selbst kaputt gemacht habe.
Ich habe mich schon immer gefragt wie Stephan oder auch andere Fotografen so tolle Bilder von Landschaften schießen können da sieht es doch immer so einfach aus wieso kann ich das nicht?
Das Foto was ich euch heute zeigen will ist in Malta entstanden.
Hier war ich mit meiner Freundin dieses Jahr (2023) im Urlaub.
Ich hab auch hier viele tolle Bilder gemacht die ich auch wieder mit vielen tollen Farblooks belegen konnte.
Meine Freundin hat aber an einem unserer Tage dort einen reinen Landschaftsspot herausgesucht.
Also Stativ und Filter eingepackt, los ging es.
Ich bin einfach nicht der Typ der sowa auf sich sitzen lässt.
Ich wollte mein Landschaftsfoto.
Die ganze Theorie wie man ein schönes Bild schießt die kannte ich bereits.
Vom Belichtungsdreieck über Filter bis hin zum Fokusstacking und HDR beherrschte ich alles aber irgendwie sollte es nie sein.
Selbst mit Bearbeitung kam ich immer zu dem Schluss „nein das ist es nicht“.
Da ich grundlegend auch sehr ungeduldig bin habe ich auch immer relativ schnell aufgeben.
Diesmal wollte ich aber Durchhaltevermögen beweisen.
Wir sind ein kleines Stück mit dem Bus gefahren und den Rest wanderten wir bei praller Sonne zum besagten Spot.
Gerade angekommen wurden die ersten Fotos gemacht.
Irgendwie war es aber immer noch nicht das was ich mir vorstellte.
Das konnte es glaube ich auch nicht werden.
Ich war es gewohnt ein Foto zu machen es mit einem Look zu versehen und dann sah es immer so aus wie ich es mir vorstellte aber irgendwie klappte das bei Landschaften nie.
Sie sahen immer langweilig aus.
Normalerweise hätte ich hier schon längst abgebrochen.
Ich meine 30°C pralle Sonne am Mittelmeer ich war jetzt schon total kaputt.
Aber dieses eine mal war warten angesagt.
Aber worauf wartet man? Bis die Sonne richtig steht? Bis die Wolken richtig stehen?
Klappt das alles überhaupt was ich hier mache ist dass die richtige Perspektive? Ist das alles hier umsonst?
Das alles schwirrt einem natürlich im Kopf herum und man überredet sich selbst manchmal dazu aufzugeben.
Ich probierte es einfach weiter bis ich die für mich perfekte Position gefunden habe.
Wie ihr vielleicht schon rausgehört habt ist bei den Fotos die ich sonst mache absolut nichts mit warten.
Fokussieren, Auslöser drücken, Look drüber und fertig.
Dementsprechend groß war die Herausforderung für mich einfach zu warten.
Der Sonnenuntergang kam immer näher.
In der Regel erreichte ich nicht einmal den „Sweetspot“ eines Sonnenuntergangs weil die Goldene Stunde sich meistens immer dem Ende neigte und ich immer noch nicht das Foto hatte was ich wollte, da gab ich dann einfach auf und genoss den Sonnenuntergang ohne Foto, weil mir auf dem Display keins gefiel.
Nun habe ich mich an diesem Tag aber entschlossen die komplette Palette von allem was ich mir bis daher Theoretisch angeeignet habe rauszuholen.
Also HDR Belichtung mit Focusstacking gemacht.
Herje waren das auf einmal viele Bilder kann das überhaupt was werden?
Es wurden gegen Ende immer mehr Bilder ich glaube ich habe an diesem Tag jeden einzelnen Moment dieses Sonnenuntergangs eingefangen.
Wir verbrachten Stunden an diesem Ort und irgendwann war die Fotografie Nebensache.
Ich fotografierte einfach nebenher und genoss den Moment.
Im Hotel angekommen öffnete ich direkt Lightroom, lud die Bilder hoch und begann mit dem zusammenführen der Bilder und auf einmal „WOW“.
Was war das denn?
Das erste mal in meiner kurzen Karriere als Fotograf hatte ich nicht das Bedürfnis auch nur einen einzigen Regler anzufassen.
Es war perfekt.
Perfekt für mich.
Komisches Gefühl so ohne Farblook so zufrieden zu sein.
Und das nur durch ein wenig Geduld.
Dieses Bild wird mit Sicherheit keinen Preis gewinnen und für manche von euch wird es mit Sicherheit auch nicht perfekt sein aber für mich ist das Foto durch den Moment und die Stunden die ich damit verbrachte es zu bekommen perfekt geworden.
Und auf einmal habe ich verstanden, dass es gar nicht darum geht die Perfekte Bearbeitung eines Bildes zu machen sondern das perfekte Bild selbst zu schießen und den Moment, die Reise auf dem Weg zu dem Foto zu genießen.
Das hat für mich die Definition von Fotografie auf den Kopf gestellt.
Für mich war Fotografie Bilder zu bearbeiten.
Aber das hat ein gutes Foto gar nicht nötig.
Ich muss zugeben ich hatte immer ein wenig geschmunzelt, wenn ich mir Videos ansah wo nur 2-3 Regler geschoben wurden und das Bild trotzdem super aussah für mich musste es da noch einen Trick geben den keiner verraten wollte.
Tja manchmal reimt man sich doofe Sachen zusammen wenn man es selbst nicht auf die Kette bekommt.
Aus diesem einzigen Foto konnte ich für mich mitnehmen, dass man manchmal einfach nur ein wenig Geduld dabei haben muss und die meisten Dinge klären sich von selbst.
Dieses Foto ist nicht nur ein Foto für mich.
Es ist ein Schöner Moment.
Der Moment wie ich mit meiner Freundin zum Sonnenuntergang an einem so schönen Ort sein durfte und wir dort wunderschöne Stunden verbrachten für dieses eine Perfekte Foto.
Manchmal ist der Weg das Ziel das weiß ich jetzt.
Und ich hoffe ich werde noch viele solch schöner Momente fotografieren aber vor allem auch erleben können.
Denn das ist es was meine Generation manchmal schnell vergisst.
Man sollte die Momente erleben und nicht festhalten in einem Foto und umdrehen.
Ich hoffe jemand der das ließt nimmt vielleicht ein kleines bisschen daraus mit und kann sich am Ende auch mehr über den Moment als über das Foto selbst freuen.
Beenden möchte mich meine Gesichte mit den typischen Worten die die Gen Z immer zu hören bekommt.
„Früher war alles besser“.
Die Gen Z verdreht dabei oft die Augen aber auf manche Dinge mag es bestimmt zutreffen.
Durch die Fotografie konnte ich so lernen, dass es manchmal wichtiger ist den Moment zu erleben als hinter einem Display zu sitzen und den Moment festhalten zu wollen.

Autor:in
Patrick Roth
Chemikant aus Bottrop
Hey mein Name ist Patrick,
Ich bin 23 Jahre alt und komme aus dem wunderschönen Ruhrpott.
Hey mein Name ist Patrick,
Ich bin 23 Jahre alt und komme aus dem wunderschönen Ruhrpott.

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Diskussionsbeiträge (1)

13.12.2023, 14:05 Uhr
Sascha Puls
13.12.2023, 14:05 Uhr
Ich versuche auch immer, die Einstellungen direkt an der Kamera, so zu tätigen, dass ich hinterher möglichst wenig nachbearbeiten muss.
Fotografie ist mit der Kamera - alles andere ist Post-Production ;-)
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