Fotografieren mit Handicap
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Fotografieren mit Handicap
Stell dir vor…
Stell dir vor, du hast nur ein Auge. Stell dir vor, auf dem einen Auge siehst du weniger als 10% in einem kleinen Gesichtsfeld. Und stell dir vor, du hast nicht die Hobbys, die Sehbeeinträchtigte Leute häufig so haben, sondern du brennst – ausgerechnet – für die Fotografie. Hm. Du fotografierst gerne Tiere und Menschen in tollen Landschaften.
Hürden und Wege
Große Wanderungen über steinige Pfade kannst du einfach nicht laufen, obwohl du körperlich topfit bist. Du fällst einfach über jede Unebenheit. Die Location sollte gut zugänglich sein. Ok. Ein See. Prima. Das Model, das du am häufigsten fotografierst, ist im Idealfall dein eigener Hund, den du bestens erzogen hast. Am Tag bevor du das Bild machen willst, läufst du das Seeufer ab. Mit den Füßen erspürst du die Topografie der Location. Ist sie abschüssig? Sind Erhebungen zwischen Kamera und Model, so dass später auf dem Foto die Füße im Untergrund “verschwinden”? Sind andere Dinge im Weg wie z.B. Gräser? Den Hintergrund scannst du mit einem Teleobjektiv oder einem Fernglas nach störenden Elementen ab. Du überprüfst routinemäßig Sonnenstand und -aufgang und machst ein paar Testfotos. Ok. Alles klar für den nächsten Morgen.
Das Foto
Der Tag, an dem du das Foto machst, beginnt recht früh, da du das Foto im Sonnenaufgang machen willst. In der Dunkelheit zur Location laufen ist nicht einfach, aber du hast dir ja am Vortag den Weg gemerkt. Hindernisse, Löcher, abschüssige Stellen, alles auf der internen Festplatte. Dein Hund zeigt dir an, wenn etwas Ungewöhnliches passiert. Das gibt dir Sicherheit. An der Location platzierst du alles wie du es brauchst. Zum Glück modelt dein Hund so lange wie nötig. Er ist das lange Warten gewönnt. Das Verschafft Zeit für… für… das Bezwingen des finalen Gegners: den Fokus! Der Hund steht perfekt mit den Vorderbeinen auf dem einen Stein, mit den Hinterbeinen auf einem zweiten. Der Blick perfekt nach vorne zu einer Entenfamilie. Schuss. Fehlfokus.
Canon könnte mal mit Barrierefreiheit anfangen. Dass man im Sucher Linien und Felder benutzerdefiniert verstärken kann für besseren Kontrast.
Mist. Weiter versuchen. Warum triffst du das Auge nicht? Ah da: Endlich. Der Hund schaut zwar nicht mehr nach vorne, sondern zurück, aber immerhin sitzt der Fokus. Zur Sicherheit machst du noch ein paar Fotos. Glück gehabt: Denn beim ersten Foto mit passendem Fokus hatte der Hund die Augen zu. Das fällt dir aber erst später auf, wenn du das Foto auf dem PC importierst und auf 200% zoomst. Nicht vergessen, den Hund zu belohnen!
Wer wirklich will, kann alles.
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