Ein Abend der stürmischen Kontraste auf Twin Peaks, San Francisco

Eine Story von tbenedikt
08.02.2024

In dieser Story

Manchmal sind es die ungeplanten Fotos, die einem besonders im Gedächtnis bleiben – so auch bei diesem “Zielfoto”. Es entstand bei einem beruflichen Auslandsaufenthalt im kalifornischen San Francisco. Ich hatte die Stadt schon mehrere Wochenenden hintereinander zu Fuß erkunden dürfen, hatte es jedoch nie zum höchsten Punkt der Stadt geschafft: den Twin Peaks.

Das sollte sich am Wochenende der Ankunft eines Kollegen ändern. Wir nahmen seine Ankunft als Anlass, die Stadt einmal von oben zu betrachten. Das Wetter an dem Wochenende war typisch kalifornisch: Sonnig und warm – zumindest unten in der Stadt. Wir beschlossen also, Twin Peaks gegen Spätnachmittag anzusteuern, um sowohl den Sonnenuntergang als auch die Stadt bei “Nacht” von dort oben bestaunen zu können. Auch Zielfotos hatte ich bereits einige im Kopf: Ich wollte unbedingt ein Panoramafoto der Stadt bei Nacht (mit all den Lichtern der Häuser und Straßen) sowie, wenn möglich, ein Nachtfoto der Golden Gate Bridge. Entsprechend equippte ich meinen Fotorucksack: Stativ, Nikon D750 Body, Sigma 24-70mm 2.8 sowie ein Nikkor 80-400mm 4.5-5.6 (speziell für die Golden Gate Bridge) und los ging es gen Twin Peaks.

Wir entschieden uns zu laufen, was bedeutete, dass wir ca. 1h unterwegs waren. Block für Block und Meter für Meter den wir höher in Richtung Twin Peaks liefen, nahm der Wind zu und Wolken zogen auf – das erste Mal seit Tagen (jedoch eigentlich nicht ungewöhnlich für SF). Parallel dazu stiegen natürlich meine Befürchtungen, meine Zielfotos nicht umsetzen zu können.

Am Ziel angekommen ergab sich eine sehr besondere Stimmung. Einerseits stand die Sonne bereits recht tief und warf ein unfassbar schönes Licht auf den Berg, die Gräser, etc. Andererseits war es extrem stürmisch, Wolken fegten über die Spitzen des Berges und es war: kalt. Hinzu kam, dass die Anzahl an Autos (mit Menschen) mit jeder Minute zunahm. Klar, Twin Peaks ist eines der berühmtesten Spots für Touristen in San Francisco. Auch deshalb stiegen die Sorgen, einen geeigneten Spot für mein “Stadt-Zielfoto” zu erhalten.

Mein Kollege und ich entschlossen uns dennoch, anstelle an “vorderster Front” auf den Sonnenuntergang zu warten, noch einmal das besondere Licht mitzunehmen und die Umgebung rund um den Parkplatz (welcher gleichzeitig “Hauptaussichtspunkt” ist) zu erkunden. Wir verließen den Bereich und stiegen auf die kleinen Hügel rund um den Parkplatz herum. Einerseits um zu prüfen, ob es vielleicht doch noch einen “leeren” Spot gibt mit guter Aussicht. Andererseits aber auch, um “off-the-path” die Location zu erkunden und eben nicht nur die “offensichtlichen” und bekannten Spots kennenzulernen. Gerade letzteres mache ich immer gerne, weil man gerade dann Motive entdeckt, die man eben nicht von hunderttausenden Fotos aus dem Internet kennt. Und es hat noch einen Vorteil: Man pusht sein Glück, unvorhergesehene Zielfotos zu erhaschen, wie das Foto dieser Story.

Sturm, Ruhe, Unsicherheit, Standfestigkeit, Mystik, Klare Strukturen, Gezeiten, Kontraste – all dies drückt das Foto dieser Story für mich aus. Es entstand in dem Moment, in dem ich einen der Hügel hochwanderte und gerade so über eine Erhöhung rüberschauen konnte. Es war eine starke Gegenlichtsituation, das Licht wurde durch die Wolken extrem gestreut und es waren eigentlich keine guten Bedingungen für ein Foto. Dazu war es stürmisch und kalt. Dennoch, als ich über den Hügel kam, sah ich diese starke kontrastreiche Szene: Kontrast in Bezug auf die zwei Personen, links ein Mann mit standfester Pose, rechts eine Frau mit dynamischer Pose und dabei gleichzeitig vom Wind gezeichnet – im Gegensatz zum Mann. Unterstrichen wird dies durch die unterschiedlichen Körpersprachen – links standfest und offensiv, rechts konzentriert und leicht passiv. Hinzu kommt der Kontrast des restlichen Bildes – nicht nur farblich (schwarz & weiß). Oben ein unheimlich “dynamischer” Himmel mit all den in sich verschlungenen Wolken, welcher sowohl Ruhe als auch Unruhe für mich ausstrahlt. In Kontrast dazu ein Boden, dessen Steine Stabilität und Standfestigkeit widerspiegeln und somit im Gegensatz zum aufgeregten Himmel stehen.

Das Foto entstand durch “Zufall” und ist sicherlich auch nicht eine perfekte Komposition. Dennoch steckt in diesem Foto soviel drin, was es letztlich zu “meinem Zielfoto” macht von diesem speziellen Abend – und eben nicht das Foto von der Stadt (was auch noch geschossen wurde natürlich – nicht ganz einfach mit all dem Sturm :)).

Autor:in
tbenedikt
Manager Digitalstrategie aus Raesfeld
Die Möglichkeit zu Reisen ist ein Geschenk (heute mehr als je zuvor). Ich reise entsprechend für mein Leben gern - neue Kulturen, neue Menschen, neue Eindrücke. Wenn dann noch die Kamera dabei ist, um all das festzuhalten, bin ich glücklich :)
Die Möglichkeit zu Reisen ist ein Geschenk (heute mehr als je zuvor). Ich reise entsprechend für mein Leben gern - neue Kulturen, neue Menschen, neue Eindrücke. Wenn dann noch die Kamera dabei ist, um all das festzuhalten, bin ich glücklich :)

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