Durch den Nebelsturm im Fanal

Eine Story von Bosse Althaus
01.03.2023

In dieser Story

Weiteres Equipment: Novoflexstativ, Mülltüten

So kam ich auf Madeira

Als ich das erste mal Bilder vom Feenwald auf Madeira gesehen habe, war ich hin und weg. So ein magischer Ort, so magische Bilder. Ständiger Nebel, dazu diese besonderen Bäume. Es klingt nach einem fotografischen Paradies. Also beschloss ich:
“Da musst du hin!”

Also buchte ich kurzer Hand meine erste Fotoreise nach Madeira. Natürlich gibt es noch andere tolle Fotospots auf der Insel über die ich mich informiert habe, aber der Feenwald im Nebel als mein Zielfoto ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Da es meine erste Fotoreise war, überlegte ich lange über das nötige Equipment. Ich kam zu dem Entschluss, das ich mich nicht entscheiden konnte und nahm alles mit. Die Holy Trinity im Sigma/Sony Mix, eine lichtstarke Festbrennweite sowie 150mm Filterset und mein stabilstes Stativ. Zusätzlich auch noch eine Drohne, die ich mir extra für die Reise gekauft hatte. Wie sich später herausstellen sollte – viel zu viel. Aber dafür habe ich die Erfahrung gemacht, wie man clever und heimlich 15kg Handgepäck mit mulmigem Bauchgefühl ins Flugzeug manövriert.

Von 2 Grad im Januar in Deutschland flog ich also zu 20 Grad auf Madeira. Als ich ankam, wurde mein Mietwagen kostenlos auf einen SUV upgegradet. Ein rießen Auto für einen chronischen Kleinwagenfahrer, aber es sollte sich als lohnenswert herausstellen.

Direkt ins Hotel gefahren, kurz den Koffer abgestellt und sofort das Kameraequipment vorbereitet für den nächsten Tag. Natürlich hatte ich alles oben aufgezählte in meinem rießigen Kamera/Wanderrucksack. Ich checkte zunächst den Wetterbericht für morgen im Feenwald: 70% Luftfeuchtigkeit und ein wenig Regen. Klang gut. Dann legte ich mich schlafen.

Der erste Versuch

Am nächsten Tag fuhr ich nach ausgedehntem Frühstück 1 Stunde über steile Bergstraßen, durch etliche Tunnel, holprige Wege und neben Wasserfällen direkt auf der Straße zum Feenwald. „Der SUV ist doch ganz praktisch!“, dachte ich. Ganz gespannt hoffte ich auf Nebel.

Vor Ort stellte sich Ernüchterung bei mir ein. Heller Sonnenschein und klarer Himmel. Kein Hauch von Nebel. Ich stieg aus dem SUV aus und bestaunte trotzdem die atemberaubenden Bäume. Sehr alte Lorbeerbäume, die durch den Wind und die Witterung ihre charakteristische Form im Laufe der Zeit erlangt haben. Tolle Bäume, trotzdem war ich durch den nicht vorhandenen Nebel tief enttäuscht.

Nichtsdestotrotz wanderte ich mit meinem 15kg Rucksack für 5 Stunden umher und versuchte mein Ideales Motiv zu finden. Der Baum auf meinem Zielfoto tat es mir besonders an, da er sich so mächtig ins Bild windet. Trotzdem waren mir im Hintergrund zu viele Störfaktoren. Ich musste hoffen, dass sie durch den Nebel verschwinden würden.

Nach dem ernüchternden ersten Tag fuhr ich wieder ins Hotel und hielt noch kurz bei einigen kleinen Spots. Ich war geknickt. Neuer Plan: Am nächsten Morgen direkt bei Sonnenaufgang hier erscheinen. Ich hatte gelesen, dass die Wahrscheinlichkeit dann höher sei. Gesagt, getan erschien ich bei unverändertem Wetterbericht übermüdet am nächsten Morgen im Feenwald. Immernoch kein Nebel. Nach kurzer Spazierrunde fuhr ich wieder. Ich entspannte an dem Tag.

Am nächsten Tag das gleiche. Wieder früh da, wieder kein Nebel. Ich nahm mir vor, es noch einmal bei Sonnenaufgang zu probieren und sollte es nichts werden, mir andere Spots für den Morgen zu überlegen.

Am Abend schaute ich mir nochmal den Wetterbericht an und stellte eine Veränderung fest: Gleiche Luftfeuchtigkeit, aber mehr Niederschlag. Hm. Vielleicht bringt der Nebel mit sich, dachte ich. Da ich keinen Regenüberzug für meine Kamera habe, nahm ich mir aus dem Mülleimer im Bad ein paar Mülltüten und packte sie in meinen Fotorucksack. Eine weise Voraussicht, wie sich noch zeigen sollte.

Das Warten hat ein Ende!

Am Nächsten Morgen bin ich wieder im Dunkeln um 6 Uhr aufgestanden, um pünktlich vor Sonnenaufgang um 7:45 Uhr dort zu sein. Übermüdet fuhr ich wieder eine Stunde zum Feenwald. Mit steigenden Höhen stieg auch meine Freude. Im schwachen Licht der Scheinwerfer erschien zunehmend der lang ersehnte Nebel. Endlich! So lange habe ich gewartet, so innig gehofft, so viel Zeit investiert. Mit dem Nebel, stellte ich allerdings auch leichten Regen auf der Frontscheibe des Autos fest.

Am Feenwald angekommen sah ich wenig, denn alles war wie gewollt in Nebel gehüllt. Ich freute mich riesig. Geblendet vor Freude stieg ich bei leichtem Regen aus dem Auto, schnallte mir den Kamerarucksack um und strotzte Los zu meinem Zielfoto-Spot. Den Weg kannte ich durch die Vortage sehr gut, zumindest ein Vorteil des Wartens.

Mit den ersten Bäumen kam mir ein anderer Fotograf entgegen. Er rief auf Englisch: „The Rain is coming“ und lief an mir vorbei in Richtung der Autos. Drei Meter weiter wusste ich was er meinte: eine Regenfront brach über mich hinein, es schüttete wie verrückt. Ehe ich mich versah, waren ich und mein Rucksack klitschnass und ich kehrte so schnell es ging zum Auto um.

Das konnte es nicht sein. Die ersehnte Nebelstimmung, aber ich komme nicht aus dem Auto, da ich sonst untergehe. Klitschnass und ernüchtert saß ich im Auto und versuchte mich und den Rucksack etwas zu trocknen. Ich ging die Optionen durch: Aufgeben? Nein! Zu lange gewartet, zu viel investiert. Mit dem Rucksack zum Wald stürmen? Nein! Zu unhandlich, zu schwer, zu viel hin und her mit dem Equipment.

Also? Ich schnappte mir meine Kamera zusammen mit dem flexiblem 24-70 2.8 und befestigte sie im Auto auf dem Stativ. Ich stellte auf Blendenautomatik und entschied mich für eine Blende f5.6. Den ganzen Aufbau wickelte ich in die Mülltüten, sodass ich noch etwas vom Display erkennen konnte und vorne die Linse herausguckt.

Ich passte einen Moment ab, in dem es etwas weniger schüttete. Als er kam, sprang ich aus dem Auto und rannte so schnell es ging zu meinem Fotospot. Ich kannte ihn gut, wusste sofort wohin ich ungefähr das Stativ stellen muss und wie die Linse ausgerichtet sein muss. Flüchtiger Kontrollblick auf das Display. Dann den Auslöser durchgedrückt und für 2 Minuten Fotos gemacht. Währenddessen schüttete es wieder stärker. Als ich feststellte, dass das Wasser sich in der kürze der Zeit schon durch meine Mülltüten durchgekämpft hatte und ich einige Bilder im Kasten hatte, schnappte ich mir meinen Aufbau und lief ins Auto zurück.

Nass als ob ich mit Kleidung im Meer gewesen wäre, saß ich im Auto und versuchte mit meinem trockenen Unterziehshirt die Kamera vom Wasser zu befreien. Als ich auf der noch leicht feuchten Kamera dann die Bilder ansah, war ich mir sicher: es hat sich gelohnt! Da ist es! Mein Zielfoto!

Zurück im Hotel und mit der Zeit wurde ich immer überzeugter von dem Bild. Denn es hat alles für mich: Die Bäume, den Nebel und die passige Geschichte dazu. Besonders gefällt mir im Nachhinein auch, dass man den Regen am Baum gut erkennen kann. So werde ich immer an die Geschichte hinter dem Zielfoto erinnert.

 
 

Weitere Bilder

 

 

Autor:in
Bosse Althaus
Gesundheits- und Krankenpfleger aus Niedersachsen
Hey,
ich bin Bosse ?? Ich bin seit 2020 Hobbyfotograf aus Niedersachsen. Ich fotografiere hauptsächlich Landschaften und Portraits. Ich versuche mich stets weiterzuentwickeln und neues auszuprobieren.
Hey,
ich bin Bosse ?? Ich bin seit 2020 Hobbyfotograf aus Niedersachsen. Ich fotografiere hauptsächlich Landschaften und Portraits. Ich versuche mich stets weiterzuentwickeln und neues auszuprobieren.

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Kommentare (5)

20.03.2023, 10:40 Uhr
bettina-hitzl
20.03.2023, 10:40 Uhr
Wunderschöne Aufnahme, ja Madeira ist ein Eldorado. War schon 2x auf dieser wunderschönen Insel und sicherlich nicht das letzte Mal. Gibt immer wieder Neues zu entdecken.
17.03.2023, 08:33 Uhr
TJ
17.03.2023, 08:33 Uhr
Madeira ist schon was Besonderes und wer genau guckt findet dort viele tolle Motive. Wetter.... ja, da kann die Insel überraschen :-D
Tolles Foto!
06.03.2023, 20:54 Uhr
Uwe Schröder
06.03.2023, 20:54 Uhr
Alle Achtung! Das ist Einsatz, und der hat sich wirklich gelohnt. Tolle Geschichte.
06.03.2023, 14:13 Uhr
Michel
06.03.2023, 14:13 Uhr
Wirklich eine tolle Lichtstimmung, der Nebel, die Bäume. Da hat sich das aushalten und warten auf die Regenpause wirklich gelohnt.
01.03.2023, 14:18 Uhr
luisa.henze
01.03.2023, 14:18 Uhr
Das ist eine tolle Geschichte! Ich finde es klasse, dass du nicht aufgegeben hast. Und das Ergebnis kann ist wirklich atemberaubend!!
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