Der Weihnachts-(Blenden)-Stern von Reims-Gueux

Eine Story von Andreas Krein
06.02.2024

In dieser Story

Für Motorsport interessiere ich mich eigentlich schon, seit ich Alain Prost und Niki Lauda Mitte der 80er Jahre durch die Häuserschluchten von Monte Carlo hab jagen sehen. Damals – mit 6 Jahren – dachte ich mir, wie cool das wäre, dort zu wohnen. Man könnte kostenlos vom Balkon aus Formel 1 schauen. Zu einem Appartement im Fürstentum hat es (bisher) nicht gereicht – geblieben ist die Faszination für den Motorsport in sämtlichen Ausprägungen.

Seit ca. 15 Jahren verbinde ich dieses Interesse mit der Fotografie. Ein Großteil meines Bildmaterials stammt dabei von den jeweils rund eine Autostunde von mir entfernten Rennstrecken Circuit de Spa-Francorchamps (B) und dem als “Grüne Hölle” bezeichneten Nürburgring. Anfangs als “normaler” Zuschauer zugegen, verhalfen mir meine Bilder und meine Affinität blumige Texte zu verfassen, zur Tätigkeit als akkreditierter Teamfotograf und “Pressemensch” zweier Teams, die in der Langstrecken-Szene am Nürburgring aktiv sind.

Noch vor dieser Zeit, fiel mir Mitte der 00er-Jahre das Buch “Vergessene Rennstrecken” von S.S. Collins und Gavin D. Ireland in die Hände und zog mich in seinen Bann . Ganz besonders jene Rennstrecken-Ruine, die auf dem Cover des Buches abgebildet ist (zumindest dem Cover der Auflage, die ich besitze): der Circuit de Reims-Gueux in der Champagne. Ein Dreieckskurs, der über öffentliche Landstraßen führte. Meine Ansicht, dass diese Strecke mit 280 Kilometern Entfernung noch halbwegs in meinem Einzugsgebiet liegt, teilen sicherlich nur ganz wenige Menschen. Im Jahr 2015 kam ich meinem Zielfoto schon sehr Nahe. Wie es der Zufall wollte, hielt ich auf dem Weg zum 24-Stunden-Rennen in Le Mans auf der französischen A4 in unmittelbarer Nähe zum Tanken an. Zu sehen bekam ich die parallel verlaufene D27 dank der Lärmschutzvorrichtungen jedoch nicht. In der Folge sollten mehr als 7 Jahre vergehen, bis mir am 1. Weihnachtstag des Jahres 2022 die Idee kam, meinen Fotorucksack zu packen und mich auf den Weg durch Luxemburg nach Frankreich zu machen. Einige Hörspiele und Stunden später kam ich dann also an meinem Ziel(foto)ort an. Zunächst war der Himmel eher bedeckt, wobei ich dem Wetter da Ende Dezember keinen großen Vorwurf mache. Mein Auto am Straßenrand geparkt, machte ich mich mit meinem Standardzoom auf den Weg, jedoch stets bedacht, auf öffentlichen Wegen zu bleiben. Die letzte offizielle Veranstaltung auf diesem Kurs, auf dem in den 50ern und 60ern sogar auch die Formel 1 zum Großen Preis von Frankreich gastierte, fand vor über 50 Jahren statt und die Bausubstanz ist trotz der offenbaren Pflege durch die “Amis du Circuit de Gueuex” einigermaßen angegriffen. Von einem Stein, der schon Juan-Manuel Fangio und Jim Clark hat vorbei rasen sehen, am Kopf getroffen zu werden, war trotz aller Begeisterung nicht Teil meines Plans.

Vorteil des von mir gewählten Zeitpunkts war aber sicherlich, dass sich der Verkehr auf dieser heute wie damals öffentlichen Landstraße stark in Grenzen hielt. So konnte ich auch ohne warnende Begleitung einige Schüsse in sehr tiefer Position auf der Mitte der Fahrbahn wagen – man bedenke, dass die zum Einsatz gekommene Canon 7D Mark II über kein Klappdisplay verfügt.
Aber, man sollte es nicht glauben: auch an Weihnachten war ich nicht der einzige “Bekloppte”, der sich, statt sich Mastgans zu mästen, zu einem “abandoned Racetrack” fährt. Als der freundliche Herr aus den Niederlanden samt seines Ford Transits wieder verschwunden war, nahm ich die Fotografie wieder auf. Mittlerweile war der Himmel aufgelockert und nur wenige Tage nach der Wintersonnenwende kam der Sonnenuntergang naturgemäß sehr zeitig.

Damals nutzte ich noch nicht Photopills und ich habe mir um den Stand von Sonne, Mond und Sternen relativ wenige Gedanken gemacht. Umso erfreuter war ich, dass sich zum tiefblauen, nur noch leicht bewölktem Himmel die untergehende Sonne gesellte und, von meinem Standpunkt aus gesehen, genau zwischen den beiden Tribünen der Start-/Zielgeraden hindurch schien.

Bei einer Brennweite von 10mm an APS-C schloss ich die Blende (f/22) und erzeugte so den weihnachtlichen Sonnenstern. Zum Einsatz kam dabei das recht günstige Canon EF-S 10-18mm f/4.5-5.6 IS STM. Ein Objektiv, das ich sehr gerne mochte. Ich verwende das Präteritum, weil diese geliebte Linse mittlerweile den Geist aufgeben hat und durch ein Sigma 14mm F1.8 DG ART ersetzt wurde. Dieses hätte sicherlich einen schöneren Sonnenstern fabriziert, aber was Motorsport angeht, wurde dieses Bild ohne Wenn und Aber zu “meinem Bild 2022”.

Nach Abschluss der Fotoarbeiten gönnte ich mir dann noch eine Runde auf der Rennstrecke natürlich unter Berücksichtigung des vorgeschriebenen Tempolimits von 80 km/h . Die Strecke ist vom Layout her sicher weniger aufregend als die Nürburgring-Nordschleife, aber mit 300 km/h sähe das sicher anders aus.

Aus einem weiteren Bild ist übrigens ein halbes Jahr später in Komposition mit einem vor 10 Jahren aufgenommen Bilds eines Maserati Formel 1-Wagen der damaligen Zeit das beigefügte, in Photoshop kreierte, Composing entstanden, das ich auf ein Blechschild habe drucken lassen.

 

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Autor:in
Andreas Krein
Ich fotografiere seit ca. 15 Jahren und bin hauptsächlich im Motorsport unterwegs, habe aber seit letztem Jahr auch die Landschafts- und Astrofotografie für mich entdeckt.
Ich fotografiere seit ca. 15 Jahren und bin hauptsächlich im Motorsport unterwegs, habe aber seit letztem Jahr auch die Landschafts- und Astrofotografie für mich entdeckt.

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