Die Polarfüchse Islands
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Tagebucheintrag – Polarfüchse auf Hornstrandir – 05.06.2022
11 Tage sind wir – wir, dass sind meine Freundin und ich – nun schon mit einem Dacia Duster und Dachzelt auf Island unterwegs. Nach einer Mitternachtswanderung im Hochland und Whalewatching mit einem Segelschiff steht nun das nächste große Highlight unserer Reise an.
Warum ausgerechnet Ísafjörður bzw. Hornstrandir fragst du dich vielleicht? Grundsätzlich besteht auch an anderen Orten die Möglichkeit Polarfüchse auf Island zu entdecken. Allerdings werden die Polarfüchse auf dem Rest der Insel bejagt und sind entsprechend scheu Menschen gegenüber. Um dem Glück ein bisschen auf die Sprünge zu helfen verschlägt es uns nach Hornstrandir. Die dortige Population ist streng geschützt und zeigt weniger Scheu vor Menschen. In den Sommermonaten ist Hornstrandir zudem ein beliebter Anziehungspunkt für Outdoorliebhaber. Wer Ruhe, Abgeschiedenheit und wilde, unberechenbare Natur sucht, der ist hier genau richtig.
Wir befinden uns auf einem Campingplatz in Ísafjörður – Hauptstadt der Westfjorde. In aller Früh geht es für uns runter in den Hafen, Schwimmwesten an und ab in den kleinen Wind und Wetter erprobten Kahn. Von Ísafjörður aus geht es quer durch den Fjord nach Hornstrandir, der nördlichsten Halbinsel Islands und Naturreservat. Dort angekommen gibt es eine kurze Einweisung zum Verhalten in der Natur und dann geht es auch schon los in Richtung Westen.
Entlang der Küste entdecken wir bereits die ersten Hinweise auf Polarfüchse. Spuren im Sand, aufgeknackte Muschelschalen, Kot und nicht zuletzt angefressene Fischreste sind Belege für die Anwesenheit der wilden Tiere. Jede Bewegung im Gras läßt uns ein ums andere Mal erstarren. Polarfuchs? Fehlalarm. Auch das Wetter droht einmal umzuschlagen. Der Wechsel zwischen strahlendem Sonnenschein und unwetterartigen Regenfällen ist auf Island eine Sache von wenigen Minuten.
Wir wollen gerade zurückwandern…
Nach rund 2 h Wanderung geht es für uns zurück in Richtung unseres Ausgangspunktes -Augen und Ohren stets in Lauerstellung. Und mit einem Mal sind sie da! Polarfüchse! Euphorie! Gleich zwei Stück. Wir können unseren Augen nicht trauen. Jetzt aber Fokus! Aus Angst die Tiere zu verschrecken, lege ich mich Langsam ins nasse Gras. Durchatmen, Kamera an, Einstellungen am 200-600mm und in der Kamera prüfen, Aufnahmemodus: Serienaufnahme Check. UND ACTION!
Die ersten Aufnahmen sind im Kasten, Steigerungspotenzial ist vorhanden, aber wie? Das Wetter schlägt abermals um. Auch die Polarfüchse verhalten sich anders. Anstatt sich das letzte Winterfell auszukratzen, wird jetzt geschaut, wie man sich am besten positioniert, um Wind und Regen die geringste Angriffsfläche zu bieten. Die Serien bei Starkregen und Wind werden schon besser und verleihen den Bildern eine besondere Stimmung.
Ein Gartenstuhl verhilft mir zum Zielfoto
Die für meinen Geschmack schönsten Bilder entstehen aber – Richtig…als mir einen Gartenstuhl vor lauter Wind fast um die Ohren fliegt. Doch wo kommt auf einer nahezu unbewohnten Halbinsel ein Gartenstuhl her? Die Auflösung: von der nahegelegenen bewirtschafteten Hütte. Und wie hilft mir der Gartenstuhl dabei mein ZIELFOTO zu schießen? Ich lege mich dicht vor den Gartenstuhl und nutzte seine Stuhlbeine als aufgelöstes Bokeh im Vordergrund. Die Pflanzen im Vordergrund wirken dadurch leicht entsättigt und verlieren an Kontrast. Dadurch wirken diese nicht mehr so dominant und der Fokus liegt verstärkt auf dem Polarfuchs. Zudem bekommt das Bild – passend zum Blick des Polarfuchses- einen leicht verträumten Look. Für uns sicherlich einer DER Momente im Jahr 2022.
Rund eine Stunde präsentieren sich die Polarfüchse von ihrer besten Seite, ehe sie sich zurückzogen. Wir nutzen die Zwischenzeit, um uns bei Kaffee und Kuchen kurz zu stärken und aufzuwärmen. Anschließend geht es nochmal raus, auch die Polarfüchse zeigen sich kurzzeitig. Im Anschluss geht es für uns entlang der Küste nach Osten. Auf unserem Weg werden wir zu Wasser und aus der Luft von neugierigen tierischen Beobachtern begleitet. Von Goldregenpfeifer über Singschwan bis hin zu Seehunden gab es viel zu sehen. Am Ende des Weges erwartet uns ein Zeugnis aus längst vergangenen Tagen. Die Ruinen einer Walfangstation zeigen eindrücklich, dass es hier nicht immer so friedlich war, wie es heute den Anschein macht.
Die Zeit schreitet voran und so heißt es für uns langsam „Back to base“. Kurz vor dem Abschluss unserer Tour haben wir nochmal das Glück, einen der Polarfüchse aus der Ferne dabei beobachten, wie er den Strand nach etwas Essbarem absuchte. Was für ein gelungener Abschluss.
Zurück auf dem Schiff werden wir direkt vorgewarnt…Die Hinfahrt war der “Schonwaschgang”, jetzt wird es „a little bit wilder”. Bereits nach wenigen 100 Metern haben wir das Gefühl, dass das Schiff mehr hoch und runter anstatt geradeaus fährt. Sicherlich nichts für schwache Mägen. Um ein schlimmeres Unglück im Inneren des Schiffes zu vermeiden, ziehen wir es vor, uns auf dem Freideck am Heck des Schiffes aufzuhalten. Dicke dunkle Wolken über uns, strahlender Sonnenschein am Horizont und zahlreiche Papageientaucher im Wasser sorgen für das große Finale des Tages. Mit zahlreichen einmaligen Erinnerungen und Fotos fallen wir am Ende des Tages K.O. in unser Dachzelt.
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Eine schöne Story.