Die Kamera in Freundeshand, bleibt das Motiv unerkannt

Eine Story von Mattheo Albrecht
12.08.2023

In dieser Story

Letztes Jahr war ich auf Studienfahrt in Berlin und mit meinen Freunden viel in der Stadt unterwegs. Natürlich haben wir dabei immer wieder Fotos gemacht, um die Momente zu verewigen. Aber wir hatten auch geplant, ein kleines Shooting vor Sehenswürdigkeiten wie dem Brandenburger Tor zu machen und da war es für meine Freunde praktisch, dass ich mit meiner Kamera doch deutlich bessere Fotos hinbekommen habe, als ihr Handy.

Schwieriger wurde es dann, sobald ich fotografiert werden sollte. Sie kannten sich mit “richtigen” Kameras gar nicht aus. Wie erkläre ich ihnen das Wichtigste? “Den Auslöser ganz durchdrücken.” musste ich sicher ein paar Mal sagen, damit nicht nur fokussiert wurde. Den Bildausschnitt konnten sie eigentlich ganz gut wählen, aber mit dem Fokus und der Belichtung gab es die ein oder andere Schwierigkeit. Zuerst dachte ich, dass sie im Automatik-Modus am besten aufgehoben wären, der wird schon einigermaßen akzeptable Fotos liefern, dachte ich mir.

Ich bin bei Fotos von anderen deutlich unkritischer als bei meinen eigenen, aber die Fotoautomatik war mit der SItuation völlig überfordert. Der Himmel war sehr bewölkt und hell, was meine Bilder alle dunkel machte. Also wechselte ich in die Belichtungsautomatik und verstellte die Helligkeit, die die Kamera erreichen sollte. Aber auch da spielte das Wetter nicht mit, denn es kamen immer stärkere Winde und die Wolken und damit auch die Lichtsituation veränderte sich innerhalb weniger Momente stark.

Nächster Versuch: Ich stelle alles schnell ein, gehe in die Pose und dann müsste doch alles klappen, oder? Naja nicht ganz. Der Fokus landete leider nicht auf mir, sondern auf Passanten, die durchs Bild liefen oder auf dem Tor im Hintergrund und sonst wo. Dann fing es auch noch an zu regnen…

Da ich als Freiburger im September mit warmem Sommerwetter gerechnet hatte, war ich für diese Berliner Dusche doch etwas zu kalt angezogen und wollte dann auch eigentlich schon aufgeben, die anderen hatten ihre Fotos ja auch schon und dann hab ich halt nur die Gruppenfotos. Aber dann lässt der Regen auf ein Mal nach und es kommt sogar zu einem riesigen Regenbogen, der uns dann auch noch zu weiteren Bildern inspiriert hatte.

Davor aber nochmal kurz vors Brandenburger Tor. Also schnell hingesetzt, viele Bilder schießen lassen, sodass auch eins dabei sein möge, das man verwenden kann und dann ab durchs Tor mit Regenbogen im Rücken.

Auf der Zugfahrt nach Hause habe ich dann erstmal gesichtet und viel aussortiert: Fokus falsch, Bild zu schräg, zu hell, zu dunkel, … Aber dann gab es auch welche, die ganz okay waren. Mal versuchen noch etwas in der Nachbearbeitung zu retten und so zu einem brauchbaren Bild zu kommen. Die anderen fingen schon an ihre Bilder auf Instagram zu posten und da wollte ich dann natürlich nicht mehr lange warten.

Zugegeben: Das Bild ist nicht perfekt, der Himmel etwas weich geworden und vielleicht hätte eine Langzeitbelichtung die Passanten verschwinden lassen – nur hatte ich weder Stativ noch ND-Filter dabei. Und ich muss sagen ich bin zufrieden. Wenn ich mein Bild sehe, dann sehe ich auch all diese Markel, aber sie erinnern mich an die Geschichte hinter dem Foto, wie wir nass wurden, wie viel wir lachten und wie viel Spaß wir dabei hatten.

Also wird es gepostet und sogar mein bis dahin beliebtestes Bild. Und selbst mein Lehrer sagte noch auf der Zugfahrt, nachdem er das Bild auf dem Handy eines meiner Freunden gesehen hatte: „Wow! Ich wusste ja gar nicht, dass wir solche Models in der Stufe haben.“ Das fand ich irgendwie nett und peinlich zu gleich, aber auch diesen Satz verbinde ich jetzt mit diesem Bild.

Autor:in
Mattheo Albrecht
Freiwilligenjahr aus Freiburg
Ich bin am lernen.
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