Der <1% Mitzieher-Shot – Bilder der Sportfotografie

Eine Story von Axel Lettmann
22.01.2024

In dieser Story

Einleitung und Ziel

„Der Tag ist sonnig. Es ist warm, ein Rennwochenende steht vor der Tür, ebenso der nächste Tag und die Ausrüstung ist noch relativ neu. Ich stieg Anfang des Jahres von Pentax auf Canon um und hatte noch relativ wenig Erfahrung mit dem neuen Equipment. „Beste Voraussetzungen für ein schönes Wochenende“.

Obwohl es ein schönes, sonniges Wochenende war, waren auch Wolken am Himmel. Ich bin früh morgens losgefahren, sodass ich mir die freien Trainings und das Qualifying anschauen konnte. Nur für das Rennen musste ich auf meinem zugewiesenen Platz sein. So konnte ich mich bis zum frühen Nachmittag relativ frei bewegen. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag gab es ein Qualifying und ein Rennen.

Am Veranstaltungsort angekommen, musste man erst einmal den Weg vom Parkplatz zur Rennstrecke zu Fuß zurücklegen. Dort angekommen hörte man schon das „Aufheulen“ einiger Motoren. Neben den angestrebten Fotos genoss ich auch die Atmosphäre, die bei solchen Motorsportveranstaltungen herrscht.

Bei den vorbeifahrenden Fahrzeugen konnte man in den Kurven hören, wie der Unterboden über den Asphalt schabte. Ab und zu sah man auch Funken fliegen.
Wie ich schon von früheren Besuchen an Rennstrecken weiß, wird die Sicht durch Fangzäune (FIA-Zaun) behindert. Rund um die Rennstrecke befinden sich drei bis vier Meter hohe Fangzäune zum Schutz der Zuschauer, diverse Masten und Medientechnik. Da ich relativ früh vor Ort war, waren die Tribünen noch nicht so gut gefüllt. In die Fangzäune sind so genannte Schießscharten eingebaut. Diese waren gut – um nicht zu sagen teilweise sehr gut – gefüllt.

Das gesuchte Zielfoto sollte ein Mitzieher werden, bei dem das Auto im Fokus steht und die besagten Funken fliegen.

 

„Finde deinen Standort und deine Einstellungen“

Eine passende Kurve war gefunden. Nun galt es den richtigen Blickwinkel/Spot zu finden. Schnell wurde mir bei dieser Kurve klar, dass ein Foto durch die „Schießscharte“ nicht in Frage kommt. Wir stehen auf der Kurvenaußenseite und das Gelände fällt nach innen ab“. Letzteres führte dazu, dass die Autos im unteren Bereich teilweise verdeckt wurden. Ich musste also höher hinaus.

Dazu bin ich auf die noch frei begehbare Tribüne gegangen und habe mir einen Platz gesucht, von dem aus ich über den Fangzaun schauen, noch einen Teil des Kiesbetts sehen konnte und der in der direkten Flucht nicht durch ein Maßt mit Medientechnik eingeschränkt war.
Kamera mit Objektiv ausgepackt, ND8 Filter aufgesetzt und die Kameraeinstellungen auf die Lichtverhältnisse eingestellt.

Manueller Modus mit Blende zwischen 2,8 und 3,5 (um die Autos zusätzlich besser freistellen zu können), Verschlusszeit hatte ich zwischen 1/160 und 1/400 variiert und den ISO-Wert je nach „Helligkeit/Dunkelheit“ angepasst. Dabei hatte ich die ganze Zeit wieder die Ergebnisse in der Kamera begutachtet und die Einstellungen nachjustiert.

Eine „Key-Lesson“, die ich schon früh lernen musste, ist, dass man immer eine längere Verschlusszeit braucht, wenn man mitzieht. Bei strahlendem Sonnenschein ist das nur mit extrem geschlossener Blende möglich. Ein unscharfer Hintergrund kann den Mitzieheffekt noch verstärken. Seitdem ist ein ND-Filter immer dabei.

Die Boliden kamen vorbei. Manchmal allein, manchmal zu zweit, manchmal zu mehreren. Einige Fahrer bevorzugten die Ideallinie auf der Außenseite der Kurve, andere fuhren auf der Innenseite. Einige Boliden waren tiefer gelegt als andere und viele weitere Faktoren sorgten dafür, dass ich mich nicht auf eine feste Situation einstellen konnte. Ich drückte bewusst etwas früher auf den Auslöser der Kamera, um den entscheidenden Moment nicht zu verpassen. Nicht nur die Fahrer und die Autos machten Fehler, sondern auch ich dahinter und die Kamera selbst.
Bildserien von 20 Fotos und mehr pro vorbeifahrendem Rennwagen sind keine Seltenheit. Aus Erfahrung wusste ich bereits, dass sehr viele Bilder zusammenkommen, die sofort aussortiert werden.

 

Bildbetrachtung mit Ergebnis – Frust oder Freude?

Zu Hause angekommen, werden die mitgebrachten Fotos von den vollen Speicherkarten in Lightroom eingelesen.

Im ersten Durchgang schaue ich mir die Bilder nur in der größtmöglichen Rasteransicht an und sortiere alle offensichtlich unscharfen, verwackelten oder misslungenen Bilder aus. Etwa 85% (oder mehr) der Fotos werden so aussortiert. Bei über 6.000 Fotos pro Tag muss man schnell und schmerzfrei aussortieren können.

Im zweiten Durchgang geht es nochmals in die Einzelansicht, zusätzlich werden hier auch zu viele doppelte oder sehr ähnliche Bilder aussortiert. Hier fallen nochmals 7-8% der Bilder raus. Rest cira 7%.

Übrig bleiben nun Bilder die technisch größtenteils in Ordnung sind oder einen schönen Moment eingefangen haben (~5%) und eine Erinnerung an den Tag sind. Das Bild, das ich vor Ort für 5 Sterne gehalten habe, hat sich als unscharf herausgestellt. Übrig bleiben die Bilder, bei denen technisch alles stimmt und die aus der Masse herausstechen. Bei diesen Bildern muss man dann hoffen, dass der Moment (das Zielfoto unter 1%) dabei ist. In diesem Fall war ein Bild dabei.

 

Autor:in
Axel Lettmann
Architektur aus Hünstetten
Häufig zwischen Büro und Projekten unterwegs und an Sportplätzen und Rennstrecken anzutreffen.
Das alles bei so gut wie jedem Wind, Wetter und Tageszeit.
Häufig zwischen Büro und Projekten unterwegs und an Sportplätzen und Rennstrecken anzutreffen.
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