Auf der Suche nach einem Phantom

Eine Story von Bastian Bayer
19.09.2023

In dieser Story

Weiteres Equipment: Nikon AF-S 400G f/2.8 VRII

Als Kind jagten mir meine Eltern unabsichtlich Angst vor Eulen ein. Damals waren es die Schleiereulen im Kirchturm, deren Klagefauchen und Kreischen wir über den Friedhof hinweg bis in unser Kinderzimmer hörten. Genau dann, wenn es draußen schon dunkel war und ich mich eh schon nicht mehr aus meinem Bett traute. Es war die Angst vor der Dunkelheit, vorm Unbekannten. Vielleicht auch der Kontrollverlust, der einem am Horizont der Wahrnehmung erwartet. Nachts ist unser Horizont eben bereits sehr nah. Und somit auch der Verlust des Greifbaren. Je älter ich wurde, desto mehr verlief sich diese Angst. Ein kleiner Rest blieb jedoch noch immer. Gemeinsam mit meiner Faszination für diese Tiere, die nachts leben, jagen, miteinander in Kontakt treten. Mit der Zeit lernte ich Waldkäuze kennen, sichtete gemeinsam mit Freunden den ersten Uhu und begann mit der Fotografie. Ein Tele konnte ich mir lange nicht vorstellen zu besitzen. Neupreise über 1000€, unvorstellbar. So dauerte es noch bis nach meinem Studium, bis ich mein erstes großes Teleobjektiv besaß. Ich setzte mir zum Ziel, diese Kreaturen der Nacht aus meiner Kindheit aufzusuchen. Sie zu beobachten, ja sogar auf natürliche Weise wollte ich sie ablichten. Kein Blitz, keine Laserfalle, möglichst nicht in Menschennähe. Ich suchte…. aber fand nichts. Keine Schleiereulen an dem Ort an dem ich nun lebte. Ein Waldkauz gab mir seinen Tageseinstand nicht preis. Der Uhu im Nachbardorf brütete so hoch und versteckt, dass ich ihn nicht ablichten konnte. Enttäuscht war ich von den Jahren, in denen zwar andere Motive gelangen, aber keines einer Eule. Eines Tages kam ich von einer Tour mit dem Mountainbike nach Hause. Die Tour war mies. Direkt bei der ersten Abfahrt schon einen Platten und kein Ersatzzeug dabei. So spät wie es war ging auch kein Bus mehr. Also musste ich nach Hause schieben. Mit heißen Füßen vom Laufen, berstenden Nerven vom platten Vorderrad und hungrigem Magen schob ich mich durch die Weinberge. Kurz vor meinem Heimatort dann die Überraschung! Ein lautes aber entferntes Fiepen, eine kleine Waldohreule! Ich schmiss mein Rad in einen Rebgang und rannte in Richtung des Fiepens, einer kleinen Gruppe Bäume rund um ein Kapellchen. Und tatsächlich, weit oben in einem Nußbaum sah ich einen kleinen Ästling sitzen, der mich anschaute und wieder zu Fiepen begann. Diesen Abend saß ich bis spät in die Nacht noch unter diesem Baum, im Bann der Eulen. Die nächsten Tage begann meine Pilgerung samt Fotoequipment zu diesem Baum. Aber immer saß das Kleine weit oben, verdeckt von Nußblättern, immer das gleiche Grün. In den folgenden Tagen gesellten sich noch drei weitere Geschwisterchen der kleinen flauschigen Eule hinzu. Und erst nach mehreren Wochen gelangen mir die ersten besseren Bilder dieser Waldohreulen im schmalen Zeitfenster, das einem zwischen goldener, blauer Stunde und der finsteren Nacht blieb. Fünf Wochen nach meiner traumhaften Entdeckung gelang mir mein Zielfoto: Die kleine Eule trennte sich schon früh am Abend von ihrer Familie und flog in eine Rotbuche ein. Als sie Momente später von ihren Eltern als erstes Kind mit der Maus gefüttert wurde, blickte sie sichtlich verdutzt. Als wüsste sie nicht, was sie so früh schon mit einer Maus im Schnabel tun sollte. Der Moment füllte in meinem Gedächtnis Stunden. Und doch waren es nur wenige Sekunden, in dem es mir gelang, dieses Foto festzuhalten, bis zuerst die Maus, und dann die Eule wieder im hohen Geäst verschwand. Mein Traum wurde nach jahrelanger Suche wahr. Und wie es so schön heißt: ‘Gut Ding mag Weile haben.’

Hier entstand das Foto

Koordinaten
49.19888599999999, 8.1185622
Autor:in
Bastian Bayer
Umweltwissenschaftler aus Landau
Locker
Wagemutig
Offen
Locker
Wagemutig
Offen

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