Auf der Suche nach dem letzten Nashorn im Ngorongoro Krater

Eine Story von Adrian
14.03.2024

In dieser Story

Vom knacken des noch lodernden Lagerfeuers werden wir noch in nahezu vollständiger Dunkelheit am letzten Morgen unserer Safari geweckt. Den Reisverschluss unseres mobilen Zeltes öffnend, folgt ein ungläubiger Blick auf die angrenzende Lichtung, die sich um kurz nach 6 noch in tiefem orange präsentiert. Wir werden mit einem unglaublichen Sonnenaufgang an unserem letzten Tag inmitten der Serengeti beschenkt. Allmählich wandelt sich das tieforange in ein hellgelbes Licht, das unser Lager beleuchtet. Die pechschwarze, verbrannte Erde, auf der unser Zelt steht, verschafft einen beeindruckenden Kontrast.

Wir steigen in unseren Jeep und sehen zunächst eine grazil am Horizont entlang schreitenden Warzenschweinfamilie. Es folgenden Pawiane, die wie Bhuddas in einem Baum sitzen. Ein beeindruckender Anblick. Einige hundert Meter weiter frühstückt ein ausgewachsenes Löwenweibchen im Schutz einiger Dornenbüsche. Für uns gleich ein Highlight zum Start unserer Pirsch, wenngleich der Löwe als Teil der Big Five schon ein Kreuz auf unserer Liste erhalten hat.
Alleine die ersten Minuten dieses Tages geben uns ein gutes Gefühl, dass wir auch hinter das letzte Tier der Big Five heute noch ein Kreuz bekommen und sich unsere Träume und Hoffnungen erfüllen. Diese Reise ist schon jetzt unvergesslich, doch würde die Sichtung des seltenen Nashorns unser Erlebnis vergolden.
Ludo, unser Guide vermag uns keine Hoffnungen zu machen. Stets bemüht und ununterbrochen am Funken mit seinen Kollegen versucht er, uns diesem Traum noch zu erfüllen ehe es gegen Nachmittag Richtung Kilimandscharo Airport für die Heimreise geht.

Die Hoffnungen ruhen auf dem Ngonrongoro Krater. In den Weiten der Serengeti werden wir zu dieser Jahreszeit mit großer Wahrscheinlichkeit kein Nashorn sehen, versichert er uns. Wir machen uns auf den holprigen Weg zurück. Vorbei an Massai Dörfern verschwindet unser Jeep im sandigen Staub der Piste. Ein Schlagloch jagt das nächste…
Ein plötzliches Aufheulen des Motors holt uns aus unserem scheinbaren Schlaf, in den wir versuchen zu flüchten, um die holprigen Schläge durch die zahlreichen Schlaglöcher entlang der Straße zu vergessen.

Unser Auto kommt zum stehen. Ratlosigkeit, Hilflosigkeit, ein Jeep nach dem nächsten rauscht an uns vorbei, hüllt uns in Staub. Wir kommen hier nicht weiter. Was ist Defekt? Wie und wann kommen wir weiter? Die Uhr tickt! Werden wir den Ngorongoro Krater garnicht mehr erreichen, was ist mit unseren Flügen, was ist mit dem Nashorn?!?

Ratlosigkeit stellt sich ein. Eine Massai mit Kind am Straßenrand betrachtet unsere Situation frei von Emotionen. Will uns ihren selbstgemachten Honig, abgefüllt in einer Cola Flasche für 5 Dollar, verkaufen. Hilfe können wir von ihr wohl nicht erwarten.
Vielleicht doch???

Ludo hat sich in der Zwischenzeit das Auto genauer angeschaut. Unter dem Auto hervorkriechend scheint er den Defekt wohl gefunden zu haben. Sein Hemd…. Eine Mischung aus Leinen, Motoröl, Diesel, Schweiß und Wüstenstaub. Voller Körpereinsatz mit dem Ziel uns heil nach Hause zu bringen. Von einem Nashorn redet zu diesem Zeitpunkt keiner mehr.

Die Kraftstoffpumpe des Zweittanks ist der Übeltäter. Es gelangt kein Diesel in den Motor. Wir müssen dem Kraftstoff umfüllen, um weiter fahren zu können. Nur wie?

Die beschriebene Massai hat neben Ihrem „Cola-Honig“ noch einige, knallig farbige Plastikeimer bei sich. Widerwillig ist sie bereit, einen davon für einen Dollar zu opfern. Unsere Rettung. Ludo kriecht wieder unter das Auto, zapft die Kraftstoffleitung an und lässt den Diesel ablaufen. Mit einer abgeschnittenen oberen Hälfte einer Plastikflasche lassen wir den Diesel trichterförmig in den anderen Tank laufen. Teamarbeit!

Nach einer Weile ist all der verbliebene Diesel umgefüllt, der Moment der Wahrheit steht bevor. Wird der Motor starten?

Im dritten Anlauf heult die Front unseres Toyota laut auf. Der Motor rasselt wie eine Klapperschlange im Verteidigungsmodus, nur langsamer.
Wir können weiterfahren. Nur haben wir wichtige, wertvolle 2h unserer Pirschzeit verloren.

Dennoch kommen wir mit etwas Verspätung am Rand des beeindruckend großen Ngorongoro Kraters an. Wir nehmen die steile Abfahrt der gepflasterten Straße. Erste Zebras und Büffel können wir durch die Scheiben des Wagens beobachten. Weit in der Ferne sehen wir Büffel. Nach einiger Zeit verschwimmen unsere Sichtungen.
Sehen wir rein aus unserem Willen auf einmal Nashörner, wo es keine zu sehen gibt?
Ja!
Mehrere große schwarze Tiere in der Ferne haben für uns auf einmal ein Horn im Gesicht. Der vernichtende Blick durch das Ferngals oder das Teleobjektiv bestätigt jedoch lediglich das Horn/ die Hörner auf dem Kopf. Es handelt sich um Büffel, keine Nashörner.

Nach einiger Zeit bemerken wir jedoch weit am Horizont einen schwarzen Punkt. Verwunderlich, dass bei all der Tierdichte dieser schwarze Punkt wie ein ruhender Fels in der Landschaften zu liegen scheint. Keine Tiere in der Nähe. Ein Blick durch den Sucher macht neugierig. Das wird doch nicht wohl…

Unser Ludo ist auch zunächst skeptisch. Wir fahren ein Stück näher heran, soweit es die Wegführung zulässt. Ludo schnappt sich das Fernglas, wir schauen in unser Tele…

Nashorn in Sicht! Majestätisch und kolossal hat es sich im hohen Gras niedergelassen. Keine Spur von Bewegung. Welch eine Ausstrahlung von diesem riesigen Tier ausgeht ist schier unbeschreiblich. Wir sind dankbar, diesen Moment mit unseren Mitstreitern teilen zu können und denken an eine unvergessliche Reise zurück.

 

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Autor:in
Adrian
Ing. aus Rodgau
Bin leidenschaftlicher Tier- und Eventfotograf.
Ich mag es verschiedene Looks auszuprobieren und bin aber auch ein kleiner Technik-Nerd :)
Bin leidenschaftlicher Tier- und Eventfotograf.
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