Alle Jahre wieder – Eine Geschichte von Bienchen und Blühmchen und kaputten Händen
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Alle Jahre wieder…
Wir haben in unserem sehr kleinen Garten einen verhältnismäßig großen Mirabellenbaum. Den Baum wollte ich Anfangs gar nicht behalten, weil er viel Platz nimmt und die Früchte sehr sauer und nicht so wirklich pur essbar sind. Aber gleich im ersten Frühling habe ich entdeckt, was die Natür und am Ende auch wir an dem Baum haben und so langsam, über die Jahre hinweg, haben der Baum und ich uns aneinander gewöhnt und uns angefreundet (oder eher andersherum). 😉
Also wie schon erwähnt: Jedes Jahr im März ungefähr, wenn die Tage schon wieder etwas länger sind und die Temperaturen so langsam wieder anfangen frühlingshafter zu werden, da fängt unser Baum dann an sein erstes Gesicht zu zeigen. Überall an Baum erwachen kleine, weiße Blüten. Da die Sonne, von uns aus gesehen, auch meistens hinter dem Baum steht, haben wir in der Zeit immer ein weiß strahlendes, wunderschönes Spektakel im Garten stehen. Und genau in der Zeit, wenn die Sonne die Bienen und Wespen und Hummeln und manchmal aus einzelnen Hornissen aus ihrem Winterschlaf holt, da haben genau diese einen gewaltigen Appetit. Da die restliche Natur noch erwachen muss und in der nährern Umgebung eher Felder, als Blumen und Büsche zu finden sind, ist unser Baum eines der größten Buffets für unsere summende Nachbarschaft.
Und genau dann stehe ich bereit und versuche Jahr für Jahr erneut, ein Wildtierfoto á la Chris Kaula hinzubekommen. Aurüstungstechnisch habe ich schon aufgerüstet: In Jahr 1 habe ich einen Canon fd 80-200 f/4 L genommen und an meine Sony A7III adaptiert. Das war gut, aber noch zu wenig Brennweite. Im Jahr darauf hatte ich ein Sigma 100-400 für den Baum, das war auch gut, aber ich hatte keinen anderen Anwendungsfall und nur, um es 1x im Jahr rauszuholen, war es mir zu schade. Deshalb ist es wieder gegangen. Dieses Jahr nun bin ich mit einem Canon fd 100-300 f5.6 dran gegangen und dazu hatte ich noch einen 2x Teleconverter. Das fühlt sich der normale Hausmann dann auch schon fast, wie ein richtiger Chris Kaula. 😉
Die Bildqualität ist damit tatsächlich nur mittelmäßig. Von der Schärfe her ist es noch brauchbar, aber die Lila Farbsäume sind schon heftig und können auch nur bedingt weg korrigiert werden, weil Lightroom das Lila rausnimmt, aber der helle Schein um die Kontrastkanten bleibt und sieht dann aus, wie ein Überstrahlen.
Das Arbeiten mit der Combo ist doch eher kompliziert. Da alles manuell fokussiert wird, ist meine Taktik hier, dass ich mir einzelne Äste mit Blumen raussuche und dort dann auf Bienen im Anflug warte. Einer Biene hinterherzukommen ist ausgeschlossen. Das war aber auch mit dem Sigma mit Autofokus nicht machbar zwischen den Ästen.
Generell gefallen mir Kompositionen am Rand vom Baum besser als mittendrin. Die Bilder sind dann minimalistischer und die Äste und Blüten im Vor- und Hintergrund sind schon unruhig. Da müsste dann doch irgendwie ein 400 f/2.8 her, oder so. Aber das ist ausgeschlossen.
Also stelle ich scharf, blende auf f/6.3 ab und habe dann effektiv mit dem 2x TC trotzdem noch f/12,6. Aber da dann 5m Abstand doch eher wenig sind, kann ich den Hintergrund trotzdem noch gut auflösen. Nun heißt es warten und wenn dann ein Subjekt der Begierde an meinen Ast anfliegt, dann gibt es Dauerfeuer. Belichtungszeit war bei 1/250s. Damit habe ich scharfe Bienen, aber unscharfe Flügel. Und mit etwas Glück ist das Bild dann gelungen, wie in diesem Fall.
Das ganze Spektakel geht dann im besten Fall so 2 Wochen, dann haben die Bienchen und Hummelchen und Wespchen und Hornissen… -chen ihr Werk getan, der Baum ist befruchtet und die Blüten verblühen.
Nun braucht der Baum so 3-4 Monate, er bildet in der Zeit seine eigentliche, grüne Laubdecke und so langsam aber sicher wachsen aus den Blüten die später knackig oragenen Mirabellen. Im Juli dann fallen die ersten Früchte von alleine ab. Diese sollte man aber nicht essen, den meistens sind sie bewohnt. Noch 2-3 Wochen mehr und dann geht es schlag auf schlag. Dann ist plötzlich der ganze Boden (und das Trampolin der Kinder) voller Früchte und die eigentliche Arbeit beginnt. Jetzt wird entsteint und entkernt und entsteint. Je nachdem, wie fleißig die fleißigen Bienchen und Hummelchen… und ihr wisst schon wer alles noch… waren, ist die Menge an Früchten echt überwältigend. Das schlimmste ist aber, dass die Hände nach 4-5 Stunden völlig aufgequollen und von der Säure angefressen sind. Und zu allem Überfluss kriegen sie dann auch noch einen orangenen Tint, der sich nicht wirklich abwaschen lässt. Aber das verzieht sich nach ner Woche auch wieder.
Wir haben für uns Marmelade entdeckt. Also wird aufgekocht, geliergezuckert und dann eingeglast. Das Ergebnis sind so 20 Gläser an Marmelade im Jahr. Die wird dann an Verwandte, Bekannte und sonstige Willige verschenkt. Ein Jahresvorrat davon bleibt natürlich für uns übrig und geht dann beim Sonntagsfrühstück drauf.
Nach einem Jahr ist der Vorrat aber aufgebraucht uns so freue ich mich schon auf den nächsten Frühling. Denn bald schon wird es wieder warm und wir haben wieder neue Gänste im Baum. Dieses Jahr habe ich ein Canon fd 200mm f2.8 mit dem 2xTC vorbereitet. Mal sehen, was sich damit anstellen lässt.
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