50 sind weniger als 200!

Eine Story von Dominik Wehmeier
16.03.2023

In dieser Story

Weiteres Equipment: Sony a7II, Canon 70-200 f/4 L IS

Die Idee

Das Internet gab nicht so richtig viel über das Leben der Moschusochsen sowie den Aufenthaltsort her. Klar war, dass es sie im Dovrefjell-Sundalsfjella Nationalpark gibt. Da ich eher der proaktive Naturtyp und kein Freund großer Recherchen bin, habe ich mir gedacht: „Einfach mal vorbeifahren und schauen“.

Der erste Versuch

Gesagt – getan. 2021 bin ich (in Begleitung einer Freundin) mit dem Camper nach Norwegen gestartet. Die erste Tour führte von der E6 in Kongsvoll über einen kleinen Wanderweg in den Nationalpark. Hier standen schon Warnschilder, die freundlich, aber bestimmt darauf hinwiesen, dass man von den Moschusochsen einen Sicherheitsabstand von mindestens 200 Metern einhalten sollte, da ein Angriff tödlich enden kann.

Mit meiner Sony a7II und dem Canon 70-200 f/4L IS ausgestattet stapften wir erst durch den Birkenwald bis wir nach ca. 30 Minuten auf eine freie, unbewachsene Fläche kamen. Um etwas die Gegend zu erkunden, entschieden wir uns für eine Rundwanderung.

Ernüchtert, aber beeindruckt von der Schönheit der Natur sind wir wieder am Birkenwald angekommen und freuten uns schon auf die Stärkung am Auto, als wir eine kleine Herde der gesuchten Ochsen in einer Senke entdeckten.
Bei höchstens durchschnittlichen Lichtverhältnissen konnte ich aber in weiter Entfernung das erste Mal meine Zielfoto-Tiere fotografieren – ein richtiger Erfolg!

Der zweite Versuch

Einige Tage später waren wir wieder im Park. Von der DNT-Hütte Snøheim wanderten wir nach Westen, um auf der Åmotdalshytta – einer einsam gelegenen, rustikalen Unterkunft – zu übernachten. Wenige Kilometer nach unserem Start fanden wir die zotteligen Tiere zu unserer Linken. Heute hatten wir Glück! Das Licht war gut und da wir etwas oberhalb waren, haben sie uns vielleicht nicht direkt bemerkt – oder sich einfach nicht stören lassen.

So sind aus meiner Sicht tolle Bilder entstanden, die nach dem Urlaub selbstverständlich auch den Weg ins heimische Wohnzimmer geschafft haben.

Der dritte Versuch

Nun hat es mich gepackt, ich wollte unbedingt mehr davon!

Um jetzt aber noch exklusivere Bilder machen zu können, entschied ich mich für eine Reise im Winter. Im Februar 2022 fuhren wir also erneut mit dem VW-Bus zum Dovrefjell-Sundalsfjella Nationalpark, der nicht nur zahlreiche Moschusochsen beheimaten soll, sondern auch durch seine für Norwegen charakteristische Idylle stark beeindruckt. Dieses Mal jedoch hatten wir nur beim einem von drei Anläufen Glück, als wir von Hjerkinn aus in den Park wanderten.

Über die vereiste Schotterstraße kämpften wir uns gegen Wind und einsetzenden Schneefall vor – belohnt wurde unser Ehrgeiz mit einer kleinen Herde aus ungefähr fünf Tieren. Ein richtiger Erfolg: Wir haben die Tiere im Winter im Schnee gefunden!

Schwierig gestaltete sich nun aber das Foto selbst, da der Schneefall zunahm. Zwischen Ochsen und Kamera war nun so viel Schnee in der Luft, dass „das Zielfoto“ leider nicht zustande kam.

Bei diesem Versuch kam die Sony a7II mit dem Sony 100-400 f/4,5-5,6 zum Einsatz.

Die Überraschung

Im Juni 2022 unternahm ich den letzten Versuch für das Zielfoto. Die zweiwöchige Rucksacktour startete durch den Dovrefjell-Sundalsfjella Nationalpark. Bei der Fotoausrüstung musste ich mich für diese Tour etwas beschränken, da ich schließlich alles auf dem Rücken tragen musste. Eine wichtige Erkenntnis: 23kg Startgewicht sind zu viel, aber die a7II, das 100-400 und ein Zeiss 16-35 f/4 mussten einfach mit.

In den drei Tagen im Nationalpark traf ich leider keine Ochsen. So trottete ich bei konstant leichtem Regen über eine Schotterstraße und war der festen Überzeugung, auch hier mein Zielfoto nicht mehr machen zu können. Durch die tief ins Gesicht gezogene Kapuze fehlte mir der Weitblick über den Straßenverlauf, sodass ich gelegentlich den Kopf bewusst für einen Überblick heben musste.

Hellwach war ich plötzlich aber in der Sekunde, als in etwa 100 Metern Entfernung vor mir eine Herde Moschusochsen stand. Mir war klar: Wir (oder speziell ich) haben jetzt ein Problem! Der immer wieder empfohlene 200-Meter-Sicherheitsabstand war nun sowieso schon unterschritten, daher war die Lage an sich schon ernst. Bei der Abwägung, ob ich die Böschung nach rechts vom Weg hinunter gehen sollte oder links vom Weg hinauf, entschied ich mich für die bessere Aussicht – so hätte ich wenigstens noch sehen können, wenn sie mich angegriffen hätten.

Einige Meter bergauf versteckte ich mich im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten hinter ein paar Sträuchern. Die Lage konnte ich jetzt nicht mehr weiter beeinflussen und mehr als hoffen, dass sie problemlos an mir vorbeigehen, konnte ich auch nicht. Daher holte ich die Kamera aus dem Deckelfach des Rucksacks und schoss meine ersehnten Zielfotos. Ganz langsam ging die Herde an mir vorbei – so ich hatte genug Zeit, um Bilder zu machen.

Nach ungefähr 30 Minuten Warten im nassen Gebüsch endete meine Begegnung mit diesen unglaublich schönen Tieren. Sie gingen langsam weiter Richtung Park, ich setzte meinen Weg mit schnellen Schritten in Richtung Lesja fort. Mit diesen beeindruckenden Impressionen hatte ich nicht nur meinen Urlaubstraum vom persönlichen Foto dieser anmutig wirkenden Tiere erreicht, sondern auch noch tolle Erinnerungen von meinem kleinen Abenteuer mitnehmen können.

Weitere Bilder

 

Zwei Moschusochsen überqueren einen Kieselweg
Ein Moschusochse vor einem tiefen Tal
zwei Moschusochsen auf einer weiten Wiese
Der Fotograf zeigt auf einen Wegweiser

 

Autor:in
Dominik Wehmeier
aus Porta Westfalica
Verrückt nach dem "draußen sein", Naturliebhaber und Reisender.
Norwegen hat es mir ganz besonders angetan. Ansonsten gehören aber auch Italien (Radfahren) und Frankreich (Kajak & Radfahren) mit ins Portfolio.
Verrückt nach dem "draußen sein", Naturliebhaber und Reisender.
Norwegen hat es mir ganz besonders angetan. Ansonsten gehören aber auch Italien (Radfahren) und Frankreich (Kajak & Radfahren) mit ins Portfolio.

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Diskussionsbeiträge (1)

18.03.2023, 20:24 Uhr
Peter Ebel
18.03.2023, 20:24 Uhr
Ja, auf den Wegen muss man aufpassen, auch und gerade in den Wäldchen. Ich stand mal urplötzlich an einer Biegung direkt vor einem Moschusochsen....
(Ein Bild war keine Priorität mehr ....)
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