Zerbrechliche Schönheit

Als ich anfing, mich ernsthaft mit der Fotografie als Hobby zu befassen, verbrachte ich viel Zeit auf den bekannten Videoplattformen im Internet – ich habe dort viel über die Grundlagen gelernt, und mir in der Anfangszeit auch Fotoideen geholt. So stieß ich schon bald auf die ersten Videos, in denen um das Fotografieren gefrierender Seifenblasen im Winter ging. Sofort haben mich die filigranen Muster der Eiskristalle fasziniert, die dort zu sehen waren – und noch dazu der scheinbare Widerspruch, etwas so zartes wie eine Seifenblase einzufrieren!

Nun ist das mit dem Winter so eine Sache – damals habe ich noch mitten im Rhein-Main-Gebiet gewohnt, eine der wärmsten Gegenden Deutschlands. Kalte Wintertage sind dort eine absolute Ausnahme. Und für die Fotos sollte es schon mindestens minus fünf Grad haben, am besten noch kälter…

Zum Glück konnte ich einige Vorbereitungen auch schon bei wärmerem Wetter treffen. Wesentlicher Punkt dabei war zu üben, die Seifenblasen mit einem Strohhalm an genau die Stelle zu setzen, wo ich sie fotografieren wollte. Das erforderte einiges an Probieren. Auch konnte ich schauen, wann das Licht passte – dort, wo die Sonne im Winter aufgeht, gibt es einige Lücken in den Bäumen und Büschen, durch die Licht auf unseren Terrassentisch fiel, wenn ich ihn vorher passend positionierte.

Showtime

Endlich war der erste passende Tag da – das Außenthermometer zeigte zum Sonnenaufgang -6°. Also Kamera, Seifenblasenflüssigkeit und Strohhalm schnappen und nix wie raus! Schnell merkte ich, wie empfindlich diese Gebilde sind – es wehte nur ein leichter Wind, aber das war schon zu viel. Keine der Blasen hielt lang genug. Aber ich hatte die ersten Kristalle gesehen – es funktionierte also!
Ein paar Tage später der nächste Versuch: -5°C und absolut windstill. Und tatsächlich: etwas 5-10 Sekunden nach dem Absetzen fingen die Seifenblasen an, zu gefrieren. Genug Zeit, die Utensilien zur Seite zu legen und die Kamera in die Hand zu nehmen. Die Eiskristalle wuchsen dabei stets von unten, wo die Seifenblase den kalten Tisch berührte, nach oben. Die Muster, die dabei entstanden, erinnern an Vogelfedern. Dieser Vorgang dauerte wiederum 5-10 Sekunden, bis die Blase vollständig gefroren war. Genug Zeit für viele Fotos – mit den ersten Ergebnissen war ich schon recht zufrieden. Ich probierte verschiedene Blendeneinstellungen für die Schärfentiefe aus und blieb schließlich bei ƒ/8.
Der perfekte Moment kam schließlich, als es über Nacht schneite – nicht viel, vielleicht zwei Zentimeter, die mittags auch schon wieder weg waren. Aber an dem Morgen bot das den perfekten Untergrund für die Seifenblasen. Ich war tatsächlich überrascht, als ich den richtigen Winkel zur Sonne erwischte und die Eiskristalle auf einmal in allen Farben des Regenbogens aufleuchteten!
Ich hatte seither noch einige Male die Gelegenheit, diese nette Fotospielerei zu wiederholen. Jedes dieser Kunstwerke ist einmalig – und dennoch, diese eine Kugel Regenbogeneis wird für mich immer einen besonderen Platz haben.