Wenn bei 920 Kilometern zu Fuß die Kamera streikt

Eine Story von Rene Hertzsch
01.02.2024

In dieser Story

Eine Pilgerreise, meine Kamera und ich

Vor einigen Jahren beschloss ich, eine Pilgerreise zu machen. Natürlich wollte ich meinen Weg in schönen Bildern festhalten und so musste eine Spiegelreflexkamera her. Als Objektiv nahm ich aus Gewichtsgründen ein Reisezoom. Beim Packen kam mir der Gedanke: Wenn man noch ein Stativ mitnimmt, kann man sich selbst fotografieren. So wog meine Kameraausrüstung 2,5 kg und der gesamte Rucksack stolze 17 kg.

Ende Mai 2013 stand ich mit meinem Rucksack in Saint-Jean-Pied-de-Port und hatte meine erste Strecke vor mir. Diese sollte 28 Kilometer lang sein, mit 1200m Aufstieg und 460m Abstieg. Das Wetter war bescheiden. Es regnete, schneite und hagelte. Immer wieder machte ich ein paar Fotos. Bis kurz vor dem Ziel die Kamera nicht mehr ansprang. In der Hütte schaute ich nach und was sah ich: Wasser im Batteriefach. Also trocknete ich das Fach so gut es ging und versuchte den Akku wieder aufzuladen. Leider ohne Erfolg. Den Ersatzakku hatte ich zu Hause vergessen und so wusste ich nicht, ob meine Kamera auch betroffen war.

Am nächsten Tag ging es weiter und die Fotos wurden mit dem Smartphone gemacht. Auch an diesem Tag regnete es ununterbrochen. So beschloss ich am Abend in der Jugendherberge, das Stativ dort zu lassen, um Gewicht zu sparen. Zum Glück war es nur ein Werbegeschenk.
Mit etwas leichterem Gepäck ging es weiter nach Pamplona. Dort riet mir ein anderer Pilger, meine Ausrüstung nach Hause zu schicken. Aber ich wollte nicht aufgeben. Also beschloss ich, da es in Strömen regnete, am nächsten Tag einen Fotohändler zu suchen, um einen neuen Akku zu kaufen. Leider hatte ich nicht bedacht, dass wir, wenn die Geschäfte öffnen, längst aus Pamplona raus sein würden.

Also hieß es, mit der „defekten“ Kamera in die nächste größere Stadt zu laufen.

 

Von Logroño nach Finistère

Zum Glück kam ich mittags in Logroño an und suchte einen Fotoladen. Der Verkäufer besorgte mir eine neue Batterie. Nach einer Stunde Wartezeit legte ich den Akku in die Kamera, atmete tief durch, sprach ein Gebet zum Himmel und schaltete die Kamera ein. Es war ein schönes Gefühl zu sehen, wie die Kamera wieder zum Leben erwachte. So konnte ich nach mehreren Tagen und ca. 250 km zu Fuß den Rest der Reise mit meiner Kamera die wunderbaren Momente und Landschaften festhalten.

Ich habe damals auf mein Gefühl gehört und nie aufgegeben. Ich bekam die Kamera wieder zum Laufen und wurde so für mein Durchhalten belohnt.Nach 920 Kilometern und mehreren tausend Bildern später kam ich glücklich an meinem Ziel im Finistère an. Ich hatte das Meer erreicht.

 

Eines habe ich damals mitgenommen:

Wenn man für etwas brennt, kann man viele Strapazen ertragen und überwinden. So kann man auch eine Kamera tragen, die nicht funktioniert. Nur mit einem Funken Hoffnung und einer großen Portion Leidenschaft.

 

Autor:in
Rene Hertzsch
ambitionieter Hobbyfotograf aus Erding
Ich liebe es die Natur zu Fuß oder mit dem Rad zu erkunden.
Ich liebe es die Natur zu Fuß oder mit dem Rad zu erkunden.

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