Nach fast 40 Jahren wieder in den Westalpen

Eine Story von Werner Winkler
21.08.2023

In dieser Story

Nicht, dass das Abenteuer Matterhorn damals in den 80er Jahren eine bergsteigerische Schockwelle bei mir ausgelöst hätte; nein, ganz im Gegenteil, aber es war vermutlich weder die Zeit noch die Gelegenheit für einen neuerlichen Besuch da, oder vielleicht habe ich es einfach aus den Augen verloren.

 

Ein neuer Besuch in der Schweiz geplant

Anfang des Jahres reifte der Entschluss, im Sommer ein paar Tage in die Schweiz zu fahren und einen der noch ausstehenden 4000er zu besteigen. Eine Hürde musste ich bei diesem Prozess noch
nehmen, dass Okay meiner Frau die, die Leidenschaft Bergsteigen, mit mir nicht teilt. Im Mai waren dann alle Genehmigungen eingeholt und zu Beginn meines Urlaubs im Juli, sollte die Reise und Tour über die Bühne gehen.

 

Das Ziel war ausgesucht

Die Wahl fiel auf das Weissmies im Kanton Wallis, ein Berg mit 4017m Höhe. Die Besteigung soll über Saas Amagell, die Almageller Hütte und den Süd Grat erfolgen. Da ich allein unterwegs war, war die Route über die Weissmies Hütte und den Gletscher keine Option. Um das nicht als Tagestour zu machen, plante ich eine Nacht in der Almageller Hütte ein.

 

Es war so weit, der Rucksack war gepackt

Am 10. Juli startete ich unseren kleinen Polo für die lange Fahrt nach Saas Almagell. Über Oberalp – und Furkapass erreichte ich nach 7 Stunden das Bergdorf am Fuße des Weissmies. Bei ca. 32°C im Schatten waren die ersten Höhenmeter Südseitig zur Almageller Alp zu überwinden. Der nahe Bach lud ständig zu einer kleinen Abkühlung ein und auch wenn ich das Angebot nicht annahm, war es sehr beruhigend bei diesem echt heißen Wetter die Gelegenheit dazu gehabt zu haben. Nach 3 Stunden war die Almageller Hütte auf rund 2900m erreicht und das alkoholfreie Weizen schmeckte an diesem Tag besonders gut.

 

Der entscheidende Tag

Wer schon mal auf eine gut gefüllten Hütte übernachtet hat und nicht von einem „eisernen“ Schlaf gesegnet ist weiß, dass man meist mehr schlecht wie recht die Nacht herumkriegt. Aber wie auch immer, um 4 Uhr endet der Kampf mit Schnarch-Geräuschen und ständig eingeschalteten Stirnlampen, nebst einer schier nicht enden wollenden Kolonne von aufgeregten Bergsteigern, die auf ihrem Weg zum WC nicht völlig lautlos gegen können. Ein kurzes aber sehr gutes Frühstück und schon findet man sich auf dem Weg von der Hütte, Richtung Berg der Sehnsüchte. Ein wettermäßiger Traum Tag, der vermutlich die Motivation aller Bergbegeisterter an diesem Tag nochmal hochschraubte, kündigte sich an.

 

Der Weg zum Gipfel

Schön war sie, die kleine Lichterkette aus Stirnlampen, die sich im morgendlichen Dunkel von der Hütte wegbewegte. Hier hätte ich gerne eine Langzeitbelichtung gemacht, aber mangels Stativ blieb es nur bei dem Gedanken. Nach ca. einer Stunde und bei ca. 3400 Seehöhe, betrat unser Zentralgestirn die Bühne und tauchte die Berglandschaft der Walliser Alpen in genau das Licht,
welches man sich an einem solchen Tag erwartete. Der Süd Grat zeigte sich von seiner besten Seite. Trockener griffiger Fels der die leichte Kletterei zu einem Genuss machte. Das Panorama, links und rechts vom Grad in Symbiose mit dem Morgenlicht lässt einen ehrfürchtig werden. Nach unzähligen Fotos mit meiner alten Alpha 6000 und hunderten Blicken in alle Richtungen,
erreichte ich kurz nach halb 8 den Gipfel des Weissmies. Windstill, angenehm warm und sogar allein so präsentierte sich dieser Berg an diesem Tag, als wollte er sagen: „Schön, dass du wieder mal in der Schweiz bist“

 

Fazit

Auch bei bester Planung einer Hochtour, es wird vielleicht immer etwas anders kommen als erwartet. In meinem Fall hat die Realität der Tour die Erwartung übertroffen. Danke an das großartige Team auf der Hütte, danke an meine liebe Melanie, die mich dieses kleine Abenteuer erleben hat lassen und danke auch an die freundlichen Menschen, die ich auf der Hütte kennenlernen durfte. Wird es wieder 40 Jahre bis zum nächsten Besuch in den Westalpen dauern?

 
 

Weitere Bilder

 

Autor:in
Werner Winkler
Technischer Angestellter aus Tirol
Bergfotograf, Bergsteiger
Bergfotograf, Bergsteiger

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