Lightpainting trifft Naturfotografie

Eine Story von Philipp Schächle
16.03.2023
Verwendetes Equipment: Kamera: Nikon Z6; Objektiv: Nikkor Z 24-70mm f/4; Aufsteckblitz: Nikon SB500; Stativ: Rollei Rock Solid Beta Mach II; Kabel-Fernauslöser: Nikon MC-DC2; Funkauslöser

Anlass zum Foto

Im November 2021 habe ich an einem dreiwöchigen Online-Fotoworkshop für Naturfotografie teilgenommen, bei dem man jede Woche Bilder zu einem bestimmten Thema einreichen konnte. Das Thema der letzten Woche lautete “Serie” und man musste vier Bilder aufnehmen, die zusammen eine Serie ergeben.

Inspiration und erste Zweifel

Da gerade Herbst war und die Bäume mittendrin waren ihr Blätterkleid zu verlieren, wollte ich unbedingt herunterfallende Blätter fotografisch festhalten. Ich hatte also mein Zielfoto im Kopf. Wie sich jedoch herausstellte ist die Umsetzung eines solchen Fotos schwieriger als gedacht. Fragen wie: “Wie kann man ein Blatt so fotografieren, dass der Betrachter sieht, dass es fällt?” “Wie kann sich ein fallendes Blatt vom Hintergrund abheben?” und “Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blatt im richtigen Moment an der richtigen Stelle (die im Fokus ist) vom Baum herunterfällt?” haben mich beschäftigt.

Das Licht im Dunkel

Zu dieser Zeit habe ich auch Stephan’s Videos, die er zusammen mit Zolaq zum Thema Lightpainting gemacht hat mit Faszination verfolgt. Auch habe ich mir seine Videos rund ums Blitzen angeschaut. Irgendwann hat es dann klick gemacht und ich habe mir gedacht, es sollte doch möglich sein, fallende Blätter mit Lightpainting in Szene zu setzen. Wenn ich Blätter während sie fallen mit einer Taschenlampe beleuchte, sollte eine Lichtspur übrig bleiben und durch den Einsatz eines Blitzes auf dem zweiten Verschluss könnte man die Blätter am tiefsten Punkt einfrieren.

Naturfotografie im Wohnzimmer

Die Idee fürs Foto war also vorhanden und nun hieß es das ganze in die Praxis umzusetzen. Da ich nicht Stunden in der Kälte vor einem Baum sitzen und darauf warten wollte, dass ein Blatt genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort meinen Sucher kreuzt, habe ich beschlossen ein kleines Fotoshooting in unserem Wohnzimmer zu veranstalten.
Dafür habe ich mir aber zuerst meine Models (Blätter in verschiedenen Formen und Farben) draußen eingesammelt. Als Hintergrund habe ich zwei dünne Holzplatten aus dem Baumarkt verwendet, die ich schwarz angemalt habe. Die Kamera wurde hochkant auf einem Stativ platziert, ein Fernauslöser angeschlossen und der Fokus manuell auf etwa 1m Entfernung eingestellt (die Distanz, die im Fokus ist habe ich mit einem Stück Papier auf dem Boden markiert; Fotos vom Aufbau sind unten zu sehen). Die Einstellungen für die Belichtungszeit und die Brennweite wurden mit ein paar Testbildern empirisch bestimmt, das heißt, ein Blatt wurde im Abstand der Fokusdistanz fallen gelassen (mein Vater hat mir netterweise geholfen, da es zu zweit wesentlich einfacher ist) und die Brennweite sowie die Belichtungszeit so gewählt, dass das Blatt während der gesamten Belichtungszeit im Bildausschnitt zu sehen ist. Für meinen Aufbau war dies bei einer Belichtungszeit von 0.4s und einer Brennweite von 69mm der Fall.

Licht, Kamera, Action

Nun wurde das Licht ausgeschaltet und die Kunst bei der Aufnahme bestand jetzt darin, dass nur das fallende Blatt belichtet sein sollte. Um die Blätter am tiefsten Punkt einzufrieren, habe ich einen entkoppelten Aufsteckblitz verwendet und so eingestellt, dass er auf den zweiten Verschluss auslöst. Um zu vermeiden, dass der Hintergrund durch Streulicht vom Blitz aufgehellt wird, habe ich einfach ein schwarzes Blatt Papier um den Aufsteckblitz geklebt (siehe unten links im Aufbau) und den Winkel des Blitzes so eingestellt, dass er auf das untere Ende des Bildes zielt (dort wo das Blatt am tiefsten Punkt sein sollte).
Jetzt hat mein Vater einfach immer wieder Blätter fallen gelassen und ich habe mit Hilfe einer Taschenlampe versucht die Blätter im Flug anzuleuchten und gleichzeitig den Fernauslöser betätigt als die Blätter den Bildausschnitt durchquerten.
Etwa tausend Auslösungen später durfte ich erfreut feststellen, dass etwa eine Handvoll brauchbarer Bilder dabei waren, die dem Zielfoto in meinem Kopf entsprachen.

Neues auszuprobieren lohnt sich

Ich bin sehr zufrieden mit den entstandenen Fotos, da es das erste Mal in meiner Fotokarriere war, dass ich eine Idee erfolgreich umsetzen konnte, die ich noch nirgends sonst im Internet oder auf Social Media gesehen hatte. Dabei hat es sehr viel Spaß gemacht verschiedene Techniken der Fotografie zu kombinieren und auszutesten. Die drei anderen Fotos der Serie findet ihr unten.

 

Weitere Bilder

 

Das Bild zeigt das Setup für das Foto. Ein provisorisch eingerichtetes Fotografie Setup wird genutzt um das Blatt in Szene zu setzen.
Wie das Zielfoto auch zeigt das Bild ein Blatt, welches vor einem Schwarzen Hintergrund beleuchtet wird und herunter segelt. Es hinterlässt eine Lichtspur
Wie das Zielfoto auch zeigt das Bild ein Blatt, welches vor einem Schwarzen Hintergrund beleuchtet wird und herunter segelt. Es hinterlässt eine Lichtspur
Wie das Zielfoto auch zeigt das Bild ein Blatt, welches vor einem Schwarzen Hintergrund beleuchtet wird und herunter segelt. Es hinterlässt eine Lichtspur
Ein Bild des provisorischen Fotosetups

 

Autor:in
Philipp Schächle
Wissenschaftlicher Mitarbeiter aus Liechtenstein
Leidenschaftlicher Hobbyfotograf.
Leidenschaftlicher Hobbyfotograf.

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Diskussionsbeiträge (2)

13.11.2023, 18:58 Uhr
Philipp
13.11.2023, 18:58 Uhr
Klasse Idee und eine spannende Anregung!
16.03.2023, 21:54 Uhr
DS_PhotoGraphy
16.03.2023, 21:54 Uhr
Absolut coole Idee. Toll, dass Du dran geblieben bist und es umgesetzt hast und uns nun mit Deiner Story daran teilhaben lässt! Danke!
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