Is this a R5? – Wie mit einer Frage mein Zielfoto entstand

Zufällige Bekanntschaft im Urlaub

„Komm, wir gehen noch mal zum See“, sage ich zu meiner Familie im vergangenen Jahr im Schwedenurlaub. „Es ist ein roter Himmel zum Sonnenuntergang laut Wetterapp vorhergesagt“, schiebe ich nach. Schnell die Canon EOS R5 um den Hals gehängt und wir gehen von unserem Zelt über den Campingplatz zum See.
Wir sind absolute Schwedenfans und genießen unseren Sommerurlaub 2022 in der Nähe vom Naturreservat Tiveden. Nicht mal fünf Minuten später sind wir am See. Gegen 21 Uhr verschwindet die Sonne am Horizont und genau wie vorhergesagt färbt sich der Himmel und die Wolken rot. Ich versuche diesen Moment festzuhalten – ein paar andere Fotografen sind ebenfalls dabei, diesen Sonnenuntergang zu fotografieren. Plötzlich steht jemand neben mir und fragt mich: “Is this a R5?” Überrascht antworte ich: “Yes, it is”. Der Fotograf neben mir stellt die nächste Frage und ich ringe nach einer Antwort in Englisch und sage dann zu mir in deutsch…, “wie heißt das noch mal?”. “Ach, bist du aus Deutschland?” “Ja”. “Dann können wir ja in Deutsch weiterreden.” Wir reden dann über den tollen Himmel, unsere Kameras und was wir sonst so fotografieren. “Ich fotografiere eigentlich Flugzeuge vom Flugzeug aus” sagt der Fotograf, “aber diesen Himmel musste ich jetzt fotografieren”.

Der Gewinner vom Zielfoto-Wettbewerb

Ich staune ein wenig und plötzlich macht es KLICK – “sage mal, bis du Tobi Barth, der Tobi Barth, der beim Zielfoto-Wettbewerb Norddeutschland die Nikon Z5 gewonnen hat?”. “Ja” sagt Tobi, der bin ich, “woher kennst du mich?”. Ich erkläre, dass ich ein großer Fan der Zielfoto-Magazine bin und ich nahezu mein gesamtes Fotowissen von Stephan Wiesner über YT gelernt habe. Wir unterhalten uns noch eine ganze Zeit und zum Schluss frage ich, ob mich Tobi auch mal über das Wattenmeer fliegt, genauso wie bei Stephan. “Klar” ist die Antwort von Tobi. Wir tauschen unser Kontaktdaten aus und wir schreiben uns immer wieder mal in den nächsten Monaten.

Im Frühjahr 2023 suchen wir dann nach einem konkreten Termin. Ein bisschen unerwartet ruft mich Tobi Mitte Mai an und fragt mich, wie spontan ich bin. Die Wettervorsage sieht nicht schlecht aus. Also mache ich mich auf dem Weg nach Stade, um zum Sonnenuntergang mit Tobi übers Wattenmeer zu fliegen. Viel zu früh bin ich am Flugplatz. Nach einer kleinen Einführungsrunde holen wir das Flugzeug aus der Halle und Tobi beantwortet meine Fragen geduldig und erklärt was wie funktioniert und worauf ich achten muss, wenn wir in der Luft sind. Ich setze mich schon mal in das Flugzeug und muss feststellen, dass ich verdammt wenig Platz habe. Tobis Worte dazu: „Mann, du bist aber auch ein Sitzriese“. Das stimmt, ich bin 2m groß 

Um 19.45 Uhr wollen wir starten, um rechtzeitig über dem Wattenmeer zu sein. Doch leider reißt die Wolkendecke nicht wie vorhergesagt auf. Wir entscheiden gemeinsam abzubrechen. Ich fahre also ohne mein Zielfoto nach Hause. Enttäuscht bin in nicht, vielleicht ein wenig traurig weil es nicht im ersten Versuch geklappt hat. Anfang Juni wäre die Konstellation, Niedrigwasser zum Sonnenuntergang wieder optimal, doch leider passt das nicht in unseren Kalender rein.

Alle guten Dinge sind drei

Am 18. Juni verabreden wir uns zum dritten Mal – diesmal soll es nun klappen. Alles passt und ich mache mich erneut auf dem Weg nach Stade. Erstaunlicherweise bin ich dieses Mal total entspannt – klar ein wenig Aufregung ist schon da, doch die Vorfreude, dass nun mein Traum wahr wird, ist größer als die Aufregung. Dazu muss man wissen, dass es überhaupt erst mein dritter Flug ist, obwohl ich schon ein bisschen älter bin. Tobi hat noch die Idee, dass wir vom Flug ein Video für seinen YT-Kanal aufzeichnen. Selbst das lässt mich relativ kalt.

Am Flugplatz angekommen, kenne ich die Abläufe und mache mit Tobi das Flugzeug startklar. Die zweisitzige „Dimona“ wird getankt, Öl gecheckt und wir verstauen unser Foto-Equipment. Noch einmal auf Toilette und wir „machen“ es uns bequem in der kleinen Maschine. Tobi checkt noch mal alles, meldet uns beim Tower an und wir rollen zur Startbahn. Kurze Frage von Tobi, ob alles OKAY sei. „Ja“ ist meine Antwort und wird starten. Ab jetzt ist es für mich wie im Film. Wir steigen auf 2000 ft und haben eine Reisefluggeschwindigkeit von 170 km/h. Die ersten 25 Minuten Flug fühlen sich wie 5 Minuten an. Unser erstes Ziel ist die Elbmündung. Ich mache die Kamera klar, fotografiere zum warm werden den Nord-Ostsee-Kanal und ein Schiff auf der Elbe und dann endlich sind wir über dem Wattenmeer. Tobi hat nicht zu viel versprochen und es ist genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Es ist Niedrigwasser und die Sonne geht langsam unter. Ich bin happy und genieße die Aussicht. Priele, Sandbänke, die Insel Neuwerk und die Vogelschutzinseln Nigel- und Scharhörn sind aus 3000/3500 ft gut zu erkennen. Ständig neue Eindrücke – Strukturen, Lichteinfall und die Höhe formen immer wieder neue Motive. So kreisen wir über eine Stunde über das Wattenmeer. Tobi fliegt Runde um Runde, damit ich tolle Fotos machen kann. Nach zwei Stunden Flug und 3500 Fotos landen wir gegen 22 Uhr bei letzten Fluglicht wieder sicher in Stade. Mein Zielfoto habe ich bekommen und es hängt bereits in der Küche an der Wand, weil wir hier viel Zeit verbringen. Dieses Erlebnis wird mich noch sehr lange begleiten und mein Traum von einen Flug über das Wattenmeer ist wahr geworden. Ach ja, das Zielfoto habe ich mit der Canon EOS R5 gemacht und somit schließt sich der Kreis mit der Frage „Is this a R5?“

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