Geisternebel am Boneyard Beach

Eine Story von Jochens Pictures
15.01.2024

In dieser Story

Smiling Faces, Beautiful Places

September – Wie fast jedes Jahr werde ich auch 2019 beruflich in die USA reisen. In rund 20 Jahren internationaler Projektarbeit sind Freundschaften entstanden, die weit über die Arbeit hinausgehen. Und so konnte ich auch in diesem Jahr an die Meetings in Charleston, South Carolina, noch ein paar Tage für einen Besuch bei Freunden anhängen. Die Gastfreundschaft, die sprichwörtliche Südstaaten-Herzlichkeit und die bezaubernde Gegend (“Smiling Faces, Beautiful Places” war lange Jahre zu Recht das Motto auf den örtlichen Nummernschildern) haben mein Herz einfach erobert und das Low Country gefühlt zu meiner zweiten Heimat gemacht.

Ich wollte die Zeit unbedingt auch zum Fotografieren nutzen und so hatten meine Freunde einen Ausflug nach Edisto Island vorgeschlagen. Die Insel liegt etwa eine Autostunde südwestlich von Charleston. Insbesondere das weitläufige Areal der ehemaligen Botany Bay Plantation ist heute ein Naturschutzgebiet mit vielen Möglichkeiten zum Fotografieren.

 

Boneyard Beach

In den letzten 20 Jahren haben mehrere schwere Stürme, zuletzt Hurrikan Matthew 2016, große Teile des Strandes von Edisto Island weggespült. In der Folge standen viele der alten Eichen plötzlich im salzigen Meerwasser und starben ab. Zusammen mit dem vom Sturm angeschwemmten Treibholz entstand eine bizarre Szenerie aus verwitterten Baumskeletten, die sich über viele Kilometer entlang des Strandes erstreckt.

Der September ist mitten in der Hurrikan-Saison, und als ich dort war, zog gerade ein großer Tropensturm an der Ostküste der USA vorbei. Weit genug weg, dass wir noch gutes Wetter hatten, aber nah genug, dass die Flut deutlich höher und der Wellengang deutlich stärker war als normal. Perfekte Bedingungen für dramatische Fotos!

 

Filter stapeln

Für das Zielfoto, das ich vor Augen hatte, wollte ich die Wellenbewegung durch längere Belichtungszeiten verwischen. Zu diesem Zweck hatte ich mir eine Reihe von Filtern besorgt, darunter 8x, 64x und 1000x ND-Schraubfilter mit 82 mm Durchmesser und flacher Bauart, die gut zu meinem 11-20 mm Ultraweitwinkel passten. Vor Ort merkte ich jedoch schnell, dass dies leichter gesagt als getan war. Es war später Vormittag – etwa halb elf – und die Sonne schien.

Nachdem ich ein geeignetes Motiv gefunden hatte, konnte ich mich Schritt für Schritt meinem Ziel nähern. Schnell war klar, dass bei diesen Lichtverhältnissen ein ND-Filter allein nicht ausreichen würde. Ohne Filter konnte ich bei Blende ƒ/5.6 und ISO 200 mit der kürzestmöglichen Belichtungszeit der 760D von 1/4.000 Sekunde die Wildheit des Wassers einfangen, wenn sich die Wellen an den alten Baumstämmen brechen. Das heißt, selbst mit dem 1.000x ND Filter wäre nur eine Viertel Sekunde herausgekommen – viel zu kurz für das, was ich vorhatte.

Schließlich schraubte ich den 8-fachen und den 1000-fachen ND-Filter übereinander und musste die Blende immer noch auf ƒ/13 schließen, um bei ISO 100 auf eine Belichtungszeit von 20 Sekunden zu kommen. Zum Glück hatte ich mein stabiles Stativ dabei und konnte es noch mit meinem Rucksack beschweren, der teilweise auf dem Boden lag, damit es nicht wackelte, so dass die Kamera dem doch recht starken Wind gut standhielt.

 

Geisterhafter Nebel

Das Ergebnis ist ein Bild, in dem sich die Brandung wie gewollt in einen gespenstischen Nebel verwandelt. Es wäre nicht verwunderlich, wenn hier im nächsten Moment die Besatzung der Black Pearl an Land gehen würde… Bei der Nachbearbeitung war es hilfreich, dass nicht nur die Kamera, sondern auch die Baumstämme unbeweglich im Wind standen, so dass sich außer Wasser und Wolken nichts bewegte. Gerade in Schwarzweiß entfaltet das Bild seine ganz eigene Wirkung. Zum Vergleich unten das gleiche Motiv mit 1/4.000 statt 20 Sekunden Belichtungszeit.

 

Autor:in
Jochens Pictures
IT Consultant / Projektleiter aus Wald-Michelbach
Ich lebe mit meiner Familie und diversen Haustieren im tiefsten Odenwald. Fotografieren ist für mich wie eine kleine Auszeit. Bei der Suche nach dem Motiv und dem richtigen Blickwinkel sind alle Sorgen und Stress schnell vergessen - deswegen ist die Kamera auch auf Dienstreisen immer mit dabei. Landschaften und Tiere sind meine bevorzugten Motive.
Ich lebe mit meiner Familie und diversen Haustieren im tiefsten Odenwald. Fotografieren ist für mich wie eine kleine Auszeit. Bei der Suche nach dem Motiv und dem richtigen Blickwinkel sind alle Sorgen und Stress schnell vergessen - deswegen ist die Kamera auch auf Dienstreisen immer mit dabei. Landschaften und Tiere sind meine bevorzugten Motive.

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