Fotografie mal anders: Schlechtwetterprogramm Silvester 2023
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Am letzten Tag des Jahres – Silvester 2023
Der letzte Tag des Jahres ist angebrochen. Der Blick aus dem Fenster ist eine gute Zusammenfassung für das Jahr 2023: schlechtes Wetter und Regen über Regen. Es war ein turbulentes Jahr und endet mit einer Starkregenwarnung des Deutschen Wetterdienstes.
Schon in den frühen Morgenstunden erreichen mich die Neujahrsgrüße. Schön, wenn Familie, Freunde und Kollegen an einen denken. Doch selten sind es nur Texte. Oft kommen eine ganze Reihe von Nachrichten in Bildform, die irgendwo aus dem Netz kopiert wurden und selbst auf dem Handy-Display eine fürchterliche Auflösung haben. So sollten meine News nicht aussehen. Eine Idee musste her. Aber was tun?
Um dem schlechten Wetter zu trotzen, schaute ich mich im Haus meiner Eltern um, die ich über Weihnachten besuche, und da war sie: selten beachtet – ja fast vergessen – eine Flasche Champagner in einer besonderen „Edelstein-Edition“ und garantiert schon über 15 Jahre alt. Zu schön, um sie jemals zu trinken, und perfekt für meine Foto-Idee. Das Bild in meinem Kopf verfestigte sich.
Der Weg zum leuchtenden Neujahrsgruß
Schnell noch eine alte Lichterkette, die der LED-Umstellung zum Opfer gefallen ist, und ein paar Christbaumkugeln, die es dieses Jahr nicht auf den Weihnachtsbaum geschafft haben. Sektgläser und eine festliche Tischdecke aus Mamas Fundus waren auch dabei – und jetzt?
Das Arrangieren von Stillleben ist so eine Sache für sich und wie das Arrangement im Spiel des Lichts zur Geltung kommt. Wir haben durchsichtiges Glas am Start und eine Flasche, die mit kleinen Edelsteinen besetzt ist, und das alles weit weg von zu Hause mit einer begrenzten Fotoausrüstung. Eine Kamera, ein Blitz und 2 Zoomobjektive. Ein 70-200 und ein 24-70 2.8 standen zur Auswahl.
Natürlich musste ich von der Seite blitzen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen, aber was ist mit dem Hintergrund? Mit nur einem Blitz wird das Bild nicht schwarz. Also ab in den Keller, wo ich das Licht ausschalten konnte.
Aber irgendwie wollte es immer noch nicht so recht passen. Ich probierte und improvisierte. Wie sollte ich die Lichterkette in Szene setzen – da kam meine Schwester durch die Tür und hatte eine Idee: Aus der Zeit, als sie noch den Berufswunsch „Superstar“ hatte, musste auf dem Dachboden bei den alten Sachen noch ein altes Mikrofonstativ liegen. Gesucht und gefunden. Der alte Galgen war super erhalten und wurde zur Foto-Stange umgebaut, die von nun an die Lichterkette im Hintergrund tragen sollte. An der Lichterkette wurden die Kugeln befestigt und ein paar größere Kugeln sollten im Vordergrund stehen.
Das Blitzlicht sollte von der Seite kommen und ein neues Problem tauchte auf. Eine Seite war hell, aber die andere Seite war völlig dunkel. Ein zweiter Blitz war nicht vorhanden, also musste ein weiß furniertes Regalbrett aus dem neuen Kleiderschrank meiner Eltern ausgeliehen werden, das mit einer Schraubzwinge aus der Werkstatt provisorisch an einem Stuhl befestigt, als Reflektor dienen sollte.
Der Hintergrund konnte durch ein paar große Sitzkissen der überwinterten Gartensitzecke seitlich vom Blitz abgeschattet werden und um Reflexionen an der schwarzen Decke zu vermeiden, fanden sich in der Kameratasche noch „Blitzkondome“, die auf einer Seite lichtundurchlässig waren (siehe Bild).
Eine perfekte Komposition – oder doch nicht? Nein, das Licht war einfach zu grell. Aber ein Diffusor war einfach nicht aufzutreiben. Beim Mittagessen kam mir dann die Idee: Backpapier. Einfach 2 Lagen Backpapier vor den Blitz, das müsste doch reichen, oder? Mangels Stativ fanden sich dann auch noch zwei freiwillige Familienmitglieder, die das mit Wäscheklammern beschwerte Backpapier ein paar Minuten nach unten hielten, um das Licht einzustellen.
Nun galt es, die richtige Kombination aus Verschlusszeit, Blitzintensität, ISO-Wert und Entfernung zu finden. Den Rest erledigte die Canon R7 mit dem Sigma 24-70 2.8 bei offener Blende.
Der Neujahrsgruß war gerettet. Nun hieß es nur noch RAW entwickeln und mit dem Weißabgleich das gelbliche Blitzlicht des Backpapiers in den Griff bekommen.
Auch der Mikrofonständer musste im Hintergrund weichen und einige der grünen Kabel wurden entfernt – der Bildbearbeitungssoftware sei Dank.
Das Bild war fertig und so stand dem eigenen Neujahrsgruß nichts mehr im Wege und wer mich kennt, musste schmunzeln – nicht nur wegen des Inhalts meines eigenen Etiketts (das ich für die Öffentlichkeit entfernt habe).
Und so habe ich mich gefreut, als ich unter anderem folgende Antwort bekam: „Ich dachte schon, du schickst keinen Netzfund. Das Ergebnis kann sich sehen lassen“. Es hat sich gelohnt und so war auch das letzte (improvisierte) Fotoprojekt 2023 trotz miesem Wetter und mit allerlei zweckentfremdeten Utensilien aus dem Haushalt ein Erfolg.
Ich wünsche allen Lesern ein tolles 2024 und viel Erfolg bei allen kommenden Fotoprojekten!
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