Einmal Heide und zurück
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Wenn man an einzigartige Landschaften in Niedersachsen denkt, so kommt einem neben der Nordseeküste und dem Harz als Erstes die Lüneburger Heide in den Sinn. Für mich als junger Fotograf schon seit längerem ein Sehnsuchtsort, den ich trotz der geografischen Nähe zu meiner Heimat, dem Schaumburger Land, erst dieses Jahr besuchen konnte.
Mein duales Studium lässt durch seinen straffen Zeitplan kaum Luft für kleine Trips oder Ausflüge, doch im August dieses Jahres tat sich für mich die Gelegenheit auf, nach Absolvierung der letzten schriftlichen Prüfung des Semesters, der Heide einen Besuch abzustatten. Also hieß es schnell die Hotel-Suchmaschine anzuschmeißen, um in diesem doch sehr gefragten Monat überhaupt noch ein Gästebett zu finden. Schnell fand ich ein kleines, aber feines Landhotel in Marxen. Cool, dachte ich mir, da ist ja gleich das Marxener Paradies in der Nähe. Doch nach Ankunft machte sich Ernüchterung breit. In der Heide gibt es zwei Orte mit dem wundervollen Namen „Marxen“. Nur hatte ich den Ort herausgesucht, der doch schon 10 Autominuten zur nächsten Heidefläche entfernt war. Aber abgesehen davon bot das kleine Hotel immerhin eine sehr geschmackvolle Einrichtung, gutes Essen und eine tolle Atmosphäre.
Nachdem ich nun das erste mal in der Heide angekommen war und mir meiner Situation bewusst war, informierte ich mich über einige touristische Highlights und besuchte das Pietzmoor, welches leider unter der Last von hunderten Besuchern kaum die Wirkung entfalten konnte, welche in Zeitung und im Internet beschrieben wurde. Trotzdem war das Moor einen Besuch wert und hatte an Motiven auch einiges zu bieten – vielleicht jedoch nicht zur Mittagszeit bei 30 Grad im Schatten. Verschwitzt und etwas demotiviert machte ich mich später wieder auf den Weg ins Hotel. Auf dem Weg dahin passierte ich einige Heideflächen rechts und links der Straßen. Immerhin wusste ich nun, wo ich zum Sonnenuntergang hinfahren musste. Angekommen im Hotel machte ich es mir im Restaurant gemütlich und entschied mich für einen Burger mit lokalem Fleisch vom Rind. Eine der leckersten Entscheidungen meines Lebens, wie ich später feststellte. Satt und zufrieden betrachtete ich besorgt den Himmel, welcher sich am Mittag noch blau, mit strahlender Sonne, nun aber von Wolken verdeckt präsentierte. Ich entschied mich, trotz der schlechten Aussicht auf einen sichtbaren Sonnenuntergang, mich ins Auto zu setzen und die nächste Heidefläche zu suchen. Mein lückenhaftes Gedächtnis führt mich durch Dörfer, Wiesen und Felder. In meiner Erinnerung bin ich doch an so vielen Heideflächen vorbeigekommen, warum finde ich diese nicht mehr wieder? Der Sonnenuntergang rückte immer näher und für mich war noch keine Heidefläche in Sicht. Und so fuhr ich weiter, immer der Nase nach. Irgendwann gelangte ich durch eine ausgedehnte Waldfläche, gab meine Such innerlich schon auf, und entdeckte plötzlich eine ausgedehnte Heidefläche neben der Straße. Mein Glück kaum fassend, suchte ich den nächsten Wanderparkplatz auf und schnappte mir meine Kamera. Die Heidefläche, welche ich entdeckte, war die Weseler Heide mit dem angrenzenden Pastor-Bode-Teich.
Stille. Das war das Erste, was ich wahrnahm, war die absolute Ruhe. Auf dem Wanderparkplatz standen nur drei Fahrzeuge: Ein Camper, dessen Bewohner offensichtlich bereits den Feierabend eingeläutet hatten, ein weiteres Auto eines gerade zurückkommenden Wanderers und meins. Die Weseler Heide lag verlassen da, nur ich und die Natur, sonst niemand. Für mich ideale Bedingungen, um meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Ich schnappte mir also meine Kamera, installierte meinen Ultraweitwinkel und startete die Suche nach schönen Blickwinkeln. An diesem Abend stellt sich ein Schafstall mit Reetdach als ideales Motiv heraus. Die Wolken wurden noch etwas von der untergehenden Sonne eingefärbt und korrespondierten perfekt zum Lila der Heide. Doch bis auf dieses Bild blieb der Abend unspektakulär, zuweilen mich die Horden an Mücken in der Abenddämmerung recht schnell wieder zum Auto trieben. Nach einer kurzen Nacht, deren meiste Zeit ich mit dem Sortieren und Bearbeiten der Bilder bäuchlings auf dem bequemen Bett verbracht habe, stieg ich bereits weit vor Sonnenaufgang in mein Auto und machte mich in der Hoffnung auf einen spektakulären Sonnenaufgang auf den Weg in die Weseler Heide.
Bei der Heidefläche angekommen wurde ich bereits von Nebelschwaden, leichter Dämmerung und absoluter Ruhe empfangen. Ähnlich wie am Vortag lag die Heide verlassen vor mir. Nur der Camper stand noch am gleiche Platz wie am gestrigen Abend. Schnell holte ich meine Kamera aus dem Rucksack, welchen ich aus Gewichtsgründen im Auto ließ. Voller Elan machte ich mich zu Fuß auf die Suche nach tollen Motiven. Ich kletterte über sanfte Heide-Hügel und durchkämmte angrenzende Waldstücke, umrundete Teiche und fand schließlich mein Motiv des Tages: Eine kleine Hügelkette mitten in der Heide. Das Licht der aufgehenden Sonne verzauberte die Heide in eine märchenhafte Landschaft. Der helle Sandboden der Hügelkette bildete einen perfekten Kontrast zum leuchtenden Lila der Heideblüten. Die Kamera immer griffbereit am Schultergurt suchte ich ein paar passende Bildwinkel aus, versuchte mich mit verschiedenen Brennweiten und auch verschiedenen Blenden. Am Ende der Fotosession hatte ich mein Zielfoto… dachte ich.
Wieder angekommen, entnahm ich meine Speicherkarte aus der Kamera und fütterte den Mac mit reichlich RAWs. Nach ein paar Versuchen in Lightroom, entsprach der bearbeitete Look der Bilder endlich meinen Vorstellungen. Zu meiner Überraschung entwickelte sich während der Bearbeitung der Bilder mein bisheriger Favorit eher zu einem “Mitläufer” und ein anderes Bild aus dieser Serie nahm dessen Platz als “Zielfoto” ein. Das Ergebnis seht ihr oben!
Diese Erfahrung in der Heide war bisher eine der schönsten Fototouren für mich. Natürlich ist eine neue Region, ein neues Motiv immer spannend, jedoch empfand ich meinen Aufenthalt in der Heide und die dazugehörige Fototour als eine der entspannendsten der letzten Zeit. Gerade in dieser schnellen Zeit ist solch eine Ruhe und Entspannung nicht immer gegeben. Nun, da ich diese Erinnerung auf Bild und im Gedächtnis habe, steht eines fest: Ich werde wiederkommen.
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