Eine zündende Idee

Eine Story von Jochens Pictures
12.11.2023

In dieser Story

Brennende Streichhölzer fotografieren – natürlich ist die Idee nicht neu. Das erkenne ich schnell bei einer kurzen Suche im Internet. Aber: Ich will es selbst hinbekommen. Nach meinen Vorstellungen. Es ist Anfang 2017. Ich bin damals gerade im “Fotografie-Lern-Fieber” und dabei zu entdecken, was man mit Blitzen alles so machen kann. Dazu passend quasi druckfrisch bei mir im virtuellen Bücherschrank: Das “Portraits mit Aufsteckblitz” eBook von Stephan. Ok, ein Streichholz ist keine Person, aber das Buch liefert die passenden Tipps und Bausteine, Stichwort “Der Magier”.

Das Setup

Als “Fotostudio” dient der Essbereich zwischen Wohnzimmer und Küche. Der Fliesenboden minimiert das Risiko von Brandflecken, und mit der Terrassentür im Rücken und dem Küchenfenster zur Seite kann ich für ausreichend Belüftung sorgen. Als Hintergrund dient ein einfacher schwarzer Fotokarton aus dem Schreibwarenhandel. Ein runder Reflektor in seiner schwarzen Hülle an der Seite hält Licht vom Küchenfenster ab. Ein Metalltablett dient als feuerfeste Unterlage.
Als Blitze kommen damals zwei sehr preiswerte Yongnuos mit zusätzlichen Funk-Auslösern zum Einsatz. An einem Blitz habe ich mit Tesafilm noch ein Stück schwarzen Karton angebracht um zu verhindern, dass dieser den Hintergrund anleuchtet. Das Streichholz wird in einer Hintergrund-Klammer gehalten, die an einem Stativarm angebracht und in die richtige Stellung gebracht ist.
Als Kamera kommt die Canon EOS 760D zum Einsatz; anfangs mit dem Tamrom 90 mm ƒ/2.8 Makro; später bin ich dann auf das Canon EF 50 mm ƒ/1.8 (“nifty fifty”) gewechselt.

Das Shooting

Am Anfang galt es, die richtige Einstellung für die Kamera zu finden, damit die Flamme im Bild gut zur Geltung kommt und möglichst nicht ausbrennt. Nach einigen Versuchen landete ich bei ISO 200, ƒ/8, und 1/200 Sekunde. Dann habe ich die Blitze dazu genommen – wobei ich direkt gemerkt habe, dass die niedrigste Einstellung – also 1/128 – schon völlig ausreichend ist für den gewünschten Effekt. Durch die extrem kurze Abbrennzeit bei dieser Einstellung – ca. 1/20.000 Sekunde – wird der Rauch gestochen scharf in seiner Bewegung eingefroren, während bei der Flamme die 1/200 Sekunde ausreicht, um eine leichte Bewegungsunschärfe zu erhalten. Ich habe mit verschiedenen Positionen der Blitze gespielt, und dann die für mich besten Ergebnisse erzielt mit einem Blitz schräg von hinten und einem schräg von vorne, wie unten zu sehen.
Letztlich hat sich folgender Ablauf eingespielt: Streichholz in die Klammer einspannen, und Kamera manuell auf den Streichholzkopf fokussieren. Dann, den Kabellauslöser in der einen Hand, die brennende Kerze unter das Streichholz halten. In dem Moment, wo das Streichholz zündet, den Auslöser drücken und halten, und die Kamera im Serienbildmodus 5-10 Fotos machen lassen. Bei der eingestellten niedrigen Leistung kommen die Blitze dabei locker mit. Einen Moment warten, das Streichholz auspusten, und nochmal 5-10 Bilder aufnehmen. Rinse and repeat.

Die Ergebnisse

Ein paar Dinge haben mich im Nachhinein echt erstaunt. Zum einen die Strukturen, die da durch die Luftwirbel im Rauch entstehen; Wirbel, die aussehen wie aufgerolltes Papier. Und auch die Bilder insgesamt – jedes absolut einmalig. Mal ist eine dichte Wolke, mal ein Rauchring, mal verschlungene Muster. Ein komplettes Päckchen Streichhölzer habe ich an dem Nachmittag verbraucht und hunderte Fotos gemacht, von denen ich am Ende 20 aufgehoben habe. Alles in allem habe die Ergebnisse meine Erwartungen übertroffen und ich war froh, die Theorie gut in die Praxis umsetzen zu können. Am meisten lernt man eben doch, wenn man es selbst macht.

Kennt Ihr Rohrschachtests? Wer von Euch findet das tanzende Einhorn und den boxenden Drachen in den Bildern unten?

Autor:in
Jochens Pictures
IT Consultant / Projektleiter aus Wald-Michelbach
Ich lebe mit meiner Familie und diversen Haustieren im tiefsten Odenwald. Fotografieren ist für mich wie eine kleine Auszeit. Bei der Suche nach dem Motiv und dem richtigen Blickwinkel sind alle Sorgen und Stress schnell vergessen - deswegen ist die Kamera auch auf Dienstreisen immer mit dabei. Landschaften und Tiere sind meine bevorzugten Motive.
Ich lebe mit meiner Familie und diversen Haustieren im tiefsten Odenwald. Fotografieren ist für mich wie eine kleine Auszeit. Bei der Suche nach dem Motiv und dem richtigen Blickwinkel sind alle Sorgen und Stress schnell vergessen - deswegen ist die Kamera auch auf Dienstreisen immer mit dabei. Landschaften und Tiere sind meine bevorzugten Motive.

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