Der „unsichtbare“ Moment

Eine Story von Michael Walser
08.01.2024

In dieser Story

Ich war mal wieder geschäftlich unterwegs. In dem Hotel, in dem ich untergebracht war, gab es eine wirklich schöne kleine Hotelbar. Sie war als Cocktailbar eingerichtet und der Barkeeper verstand sein Handwerk wie kein anderer. So wie er Gläser und Drinks durch die Luft warf, während er Drinks und Cocktails mixte, hätte er auch im Showbusiness auftreten können – kontrolliert und doch beeindruckend.

Er hatte die Angewohnheit, die gewünschten Flüssigkeiten immer gefühlt einen halben Meter über dem Glas aus den Flaschen zu gießen. Während ich ihm zusah, entstand in meinem Kopf eine Idee: Es müsste doch möglich sein, genau den Moment einzufrieren”, in dem die Flüssigkeit das Glas erreicht.

Ich recherchierte an diesem Abend noch ein wenig, und als ich nach Hause kam, setzte ich mein Vorhaben in die Tat um. Die neue Canon R7 war der Schlüssel zum Ziel. Die Serienbildfunktion sollte mir helfen, den richtigen Moment zu finden.

Im Baumarkt besorgte ich mir eine halbtransparente, milchige Plexiglasplatte, die als Diffusor dienen sollte. Als Gläser dienten doppelwandige Teegläser und eine schöne Flasche fand sich auch im Haushalt.

 

Mit blauer Farbe zum Erfolg

Die Resultate der ersten Versuche waren nicht, was ich mir vorgestellt hatte. Das Nervige war die Gläser jedes Mal wieder zu reinigen, nachdem ein Versuch fehlgeschlagen war. Das Problem war, dass ich das Wasser in den Gläsern nicht richtig sichtbar machen konnte.

Doch dann kam mir die rettende Idee. Ein wenig Lebensmittelfarbe aus der Weihnachtsbäckerei in der Küche müsste doch reichen. Ich entschied mich für die blaue Farbe, für die eh niemand eine wirkliche Verwendung hatte (naja blaue Kekse hätten schon was…)

Ein Tropfen der intensiven Farbe genügte, um dem Wasser den gewünschten Kontrast zu verleihen.

Die Plexiglasscheibe wurde etwa einen Meter hinter dem Glas und dahinter in einem Abstand von circa 50 cm wurde der Blitz aufgestellt, sodass dieser sich in etwa auf der Höhe des Glases befand.

 

ISO habe ich auf den Wert 100 eingefroren. Die maximale Blitz-Synchronzeit der R7 beträgt 250 ms, was die Zeit fix definierte. Nun musste noch eine Blende gewählt werden, die ausreichend tiefenschärfe versprach. Wichtig bei der Blendenwahl war zusätzlich, dass das Umgebungslicht komplett ausgeblendet wurde. Bei ausgeschaltetem Blitz musste das Foto schwarz sein. Das ist wichtig damit nur der Blitz das Bild erleuchtet. Damit erreichen wir, dass nur während des Abbrennens des Blitzes das Bild auf dem Sensor aufgenommen wird.

Bei 1/128 hat der verwendete Godox-Blitz nach meinen Recherchen eine Abbrennzeit von 1/7000 Sekunde.Das sollte ausreichen, um die Bewegung einzufrieren.Die Betonung liegt auf „manuell“. Da die Belichtung nur über den Blitz gesteuert wird, ist es egal, welche Kamera verwendet wird. Wichtig ist nur, die maximale Blitzsynchronzeit in der Bedienungsanleitung der Kamera zu beachten.

Auch kann der Blitz bei so geringer Leistung mehrmals kurz hintereinander gezündet werden (Serienbild). Leider war das Bild bei so geringer Leistung wegen des Plexiglases etwas zu dunkel. Aber da wir die ISO anfänglich auf 100 eingestellt hatten, konnte ich hier gegensteuern. Bei ISO 400 war das Bild schön belichtet und die Plexiglasscheibe sorgte für einen perfekt weißen Hintergrund. Es hat geklappt: Die Serienbildaufnahme ermöglichte es, den „Guss“ von den ersten Tropfen bis zum vollen Glas perfekt einzufrieren.

 

Das Unsichtbare einfangen

Und so war wieder einmal ein Fotoprojekt gelungen, das im Kopf entstanden war. Als Objektiv kam ein Canon RF 24-105 zum Einsatz.

Ich finde es faszinierend, wie vielfältig man Technik einsetzen kann, um spannende Projekte zu realisieren. Deshalb gibt es auch an nasskalten, regnerischen Tagen keinen Grund, die Kamera im Schrank zu lassen.

Am Ende wird mir bewusst: Der Moment ist gar nicht „unsichtbar“, er ist nur zu schnell vorbei, als dass unsere Augen ihn ohne die kleinen technischen Hilfsmittel sehen könnten.

 

Autor:in
Michael Walser
Ingenieur aus München
Ich bin ein leidenschaftlicher Hobbyfotograf und seit Jahren mit meiner Linse auf Achse. Vor allem Lanschaften und Reisen gehören zu meinem Portfolio. Aber nebenbei beschäftige ich mich mit der Restaurierung alter Negative, Fotos und Filmen mit moderner Technik um die Erinnerungen längst vergangener Zeigen wieder aufzufrischen.
Ich bin ein leidenschaftlicher Hobbyfotograf und seit Jahren mit meiner Linse auf Achse. Vor allem Lanschaften und Reisen gehören zu meinem Portfolio. Aber nebenbei beschäftige ich mich mit der Restaurierung alter Negative, Fotos und Filmen mit moderner Technik um die Erinnerungen längst vergangener Zeigen wieder aufzufrischen.

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