Das Tor zur Hölle oder einfach nur ein wunderbares Naturschauspiel
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Es ist der 12. Juli 2023. Hinter uns liegen zwei Wochen Rundreise durch Island, meist entlang der Ringstraße und wir sind auf dem Weg zurück nach Reykjavik. Am nächsten Morgen geht bereits der Flug zurück nach Frankfurt. Als wir der Halbinsel Reykjanes näher kommen, können wir schon eine markante Rauchsäule erkennen. Gerade einmal zwei Tage zuvor gab es eine neue Eruption am Berg Litli Hrútur, nördlich des Fagradalsfjall.
Ein kleiner Rückblick auf unsere Reise
Wir springen aber an dieser Stelle zunächst ein paar Tage zurück. Nach etwa eineinhalb Wochen auf der Insel sind wir im Osten angekommen und haben in der Nähe von Höfn unser Quartier, eine gemütliche Hütte mit Blick auf den Fláajökull, bezogen. Davor verbrachten wir zu Beginn der Reise zunächst zwei Tage auf der Halbinsel Snaefellsnes und fuhren dann weiter in den Norden in die Gegend um Sauðárkrókur. Von dort ging es über Akureyri zum Jökulsárgljúfur-Nationalpark mit seinen Sehenswürdigkeiten Ásbyrgi und Dettifoss. Schließlich führte die Tour weiter Richtung Egilsstaðir und die Ostfjorde. In dieser Zeit hatten wir vom drohenden Vulkanausbruch noch nichts mitbekommen. Im Autoradio lief nämlich immer der isländische Sender Rás 2, so dass wir zwar mit guter Musik versorgt waren, aber leider auch die Nachrichten nicht verstehen konnten. Erst als ich auf der Suche nach dem Titel eines gefälligen Liedes auf der Internetseite des Senders recherchierte, las ich von den vielen Erdbeben der letzten Tage rund um Reykjavik und der Möglichkeit einer erneuten Eruption in diesem Gebiet.
Zuerst war da natürlich die Sorge, ob der Rückflug möglicherweise beeinträchtigt wird. Zu präsent waren immer noch die Folgen des Ausbruchs des Eyjafjallajökull im Jahr 2010 für den Flugverkehr, an die man zwangsläufig immer denkt, wenn man in einem Satz Island und Vulkan hört. Aber als nächstes war da gleich der Gedanke, ob es dieses Mal endlich mit dem Foto eines aktiven Vulkans klappen könnte. Bei unserer zweiten Islandreise im Jahr 2021 ist uns diese Gelegenheit nur knapp entgangen. Wir waren nur ein paar Tage zu spät und konnten „nur“ noch das riesige, gerade abkühlende Lavafeld bewundern.
Die Zeit wurde knapp
Es waren also noch fünf Tage, die wir auf der Insel verbrachten, und es war unwahrscheinlich, dass wir den Ausbruch noch miterleben können. So setzten wir unseren Roadtrip wie geplant fort und verbrachten noch eine schöne Zeit bei sonnigem Wetter im Süden der Insel. Landmannalaugar und ein Aufenthalt auf den Westmännerinseln sollten unseren Urlaub zu einem würdigen Abschluss bringen. Natürlich verfolgten wir jetzt die Geschehnisse in der Hauptstadtregion regelmäßiger. Und tatsächlich kam am 10. Juli 2023 die Meldung über den Ticker, dass die Eruption begonnen habe. Über das Ausmaß und Möglichkeiten der Besichtigung war jedoch noch nichts weiter bekannt.
Am nächsten Tag sind wir erst einmal mit der Fähre nach Heimaey, übergesetzt und erkundeten die größte der Westmännerinseln. Nach einer kleinen Wanderung auf den Eldfjell, einem Vulkan, der just vor 40 Jahren ausgebrochen und den kleinen Ort an seinem Fuß halb verschüttet hat, lasen wir von der Öffnung eines Wanderweges zur neuen Ausbruchsstelle. Jedoch, die zur Verfügung stehende Zeit sprach dagegen, dieses Abenteuer zu wagen, war doch der Wanderweg ca. 9 km lang (one-way). Erste Berichte auf offiziellen Internetseiten sprachen von etwa sechs Stunden für den Hin- und Rückweg, plus Aufenthalt vor Ort. Das war für uns eigentlich nicht zu schaffen – es sei denn wir verzichten auf den Schlaf in unserer letzten Nacht im Flughafenhotel.
Die Entscheidung
Wir sind also auf der Fahrt zum Flughafen und entscheiden uns, in Selfoss auf die Küstenstraße 427 abzubiegen, die direkt zum Parkplatz des Wanderweges zum Vulkan führt. Dort angekommen, sehen wir schon die vielen Menschen, die sich hinter einer Kuppe einen Weg hinaufschlängeln. Doch es ist schon spät und wir müssen erst noch zum Hotel. Dort entscheiden wir uns, nach einer kleinen Stärkung, wieder zurück zu fahren und den Weg zum Vulkan zu wagen, in der Hoffnung, den fehlenden Schlaf im Flugzeug nachholen zu können.
Der Weg
Nach einer knappen halben Stunde Fahrt biegen wir auf den Parkplatz ein, der allerdings von der Straße nicht einsehbar ist. Erst hinter einer kleinen Kuppe sehen wir unzählige Fahrzeuge, die auf einer Wiese stehen. Die Sonne steht schon sehr tief, als wir loslaufen. Am Beginn des Weges weist uns ein Ranger noch einmal auf den langen Weg hin und fragt, ob wir genug Proviant und Getränke dabei haben. Dann geht es einen kleinen Hügel hinauf und entlang eines Wirtschaftsweges in Richtung Rauchsäule. Auf einem Teilstück, etwa nach fünf Kilometern, hüllt sich das Tal in einen Dunstschleier. Die Sicht ist nicht mehr so gut und es riecht verbrannt. Wir kommen dem Ziel aber immer näher. Am Ende des Weges stehen noch einmal einige Ranger und Rettungstrupps, denn es geht nun in unwegsames Gelände. Wir überqueren altes, mit Moos bewachsenes Lavageröll und orientieren uns nur noch an Pfählen, die die Ranger als Wegmarkierung eingeschlagen haben. Noch einmal geht es einen kleinen Hügel hinauf und dann offenbart sich uns ein Anblick, den man sich nicht hätte besser vorstellen können. Einige hundert Meter vor uns erhebt sich der noch junge Vulkankegel im Licht der untergehenden Sonne und speit seine Lava in den Abendhimmel. Über ihm schwebt die weithin sichtbare Rauchsäule und an seinem Fuß erstreckt sich bereits ein großes schwarzes Lavafeld, das von brennenden Moos umgeben ist. Das ist der perfekte Ort für mein Zielfoto.
Das Zielfoto
Das Foto selbst schoss ich, als wir uns bereits auf dem Rückweg gemacht haben und ich mich noch einmal umdrehte. Ich sah die Silhouetten der beiden Personen vor dem Vulkankegel und machte davon noch ein paar Aufnahmen. Mit dabei hatte ich meine gute alte Canon EOS 6D mit einem Tamron 28-300mm Reiseobjektiv. Außerdem hatte ich noch das 16-35mm-Weitwinkelobjektiv von Canon in der Tasche, dass ich aber nur am Anfang genutzt hatte.
Übrigens, wir waren sportlich unterwegs und nach etwa 4,5 Stunden wir wieder am Parkplatz. So konnten wir doch noch einmal im Hotel kurz die Augen zu machen, bevor es dann wirklich zurück nach Hause ging.
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