Das Beste kommt zum Schluss
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Manchmal gibt es solche Momente, da fallen viele gute Umstände zusammen. Im August 2018 war genau so einer.
Ein paar Wochen vorher habe ich bei Stephan das Video „Meine letzte Milchstraße Fotografieren in den Alpen“ gesehen. Sofort hat mich die Begeisterung gepackt. Beobachtet hatte ich die Milchstraße in früheren Urlauben in den Alpen schon häufiger. Auch die ersten Versuche eines Milchstraßen-Fotos hatte ich schon mit mäßigem Erfolg absolviert. Aber eben noch nicht vor so einer atemberaubenden Kulisse, sondern „nur“ im heimischen Garten oder im nahegelegenen Wald.
Sofort kam der Gedanke: „Das wird Meine Erste Milchstraße in den Alpen!“
Auf die erste Euphorie folgten nun ernsthafte Überlegungen: Wann?, Wie dort hin kommen?, Wo genau ist das?, Mit wem zusammen dorthin fahren?
Da ich so sehr von dem Video angefixt war, stand fest, dass ich genau da hin muss. Nach eingehender Recherche des Videomaterials und einigen Stunden experimentieren in Google Earth und Komoot war der Platz gefunden.
In den Folgenden Tagen kam dann alles zusammen. Durch Zufall fand ich heraus, dass ein Fernbus von Jena nach Grindelwald Non-Stop durchfährt. Für 24€ Das war für mich damals als Student die Lösung! Schnell war mit meinem Bruder auch ein Mitstreiter gefunden.
Der Plan war also an einem Donnerstag mit dem Bus in die Schweiz zu fahren, an dem Nachmittag noch schnell die 1000hm aufzusteigen, um am geplanten Punkt zu übernachten und DAS Zielfoto zu schießen. Am nächsten Tag von dort aus über die Schynige Platte Richtung Brienzersee zu wandern, da am Samstagmorgen der Fernbus von Interlaken wieder zurück nach Jena fuhr.
Nun musste für unser gemeinsames Abenteuer nur das Wetter noch stimmen. Kurz bevor es losging prüfte ich noch mal die Vorhersage. Alles sah gut aus! Also hieß es Rucksäcke packen und ab zum Bus.
Nach 12 Stunden Fahrt standen wir dann am Fuß des Eigers. Ein imposanter Anblick der uns beim anstehenden Aufstieg immer wieder in seinen Bann zog. Langsam ging die Sonne unter und auch durch die zunehmende Höhe wurde es merklich kälter. Unser Tagesziel erreichten wir dann erst bei Dunkelheit, aber durch den klaren Himmel und den Mondschein konnten wir noch gut einen Platz für unser Zelt finden. Noch schnell die Umgebung und den Fotospot erkunden, den Wecker auf 2:00 Uhr stellen und dann ab in die Schlafsäcke.
Als dann der Wecker klingelte und ich das erste mal den Kopf aus dem Zelt hielt, staunte ich nicht schlecht. Die letzten Wolken des Vortages waren komplett verschwunden. Der Himmel sternenklar. Also nix wie raus in die Kälte. Der Anblick der riesigen Nordwand des Eigers, das tief im Tal liegende Grindelwald und die Milchstraße, die sich hoch über die Berggipfel erhob. All das ließ einem den Atem stocken und die Kälte und Müdigkeit vergessen. Die Position für das Foto war schnell gefunden und das Bild war überraschend schnell im Kasten. Nach ein paar weiteren Aufnahmen mit alternativen Bildausschnitten nahm dann die Müdigkeit wieder überhand und wir verschwanden wieder im Zelt. Der Morgen ließ nicht lange auf sich warten und mit den ersten Sonnenstrahlen kam die Wärme zurück, die wir in der Nacht so vermisst hatten.
Das anstehende Frühstück war ein Genuss. Wärme, Sonnenschein, der Ausblick aus dem Zelt, ein heißer Tee… Genauso hatten wir uns das vorgestellt.
Die nun anstehende Tagesaufgabe hieß 20km Wandern bis zur Schynigen Platte. Das Wetter war perfekt. Viel Sonne. Keine Wolken. Folgerichtig war der Flüssigkeitsbedarf höher als angenommen. Gegen Nachmittag erreichten wir unseren geplanten Übernachtungsplatz hoch oben über dem Brienzersee. Unsere Wasservorräte waren leer und auch nach langem Suchen fanden wir keine Quelle, sodass wir uns dafür entschieden die gut 1000hm zum Brienzersee abzusteigen.
Das sollte sich in zweierlei Hinsicht als eine gute Entscheidung herausstellen. Einerseits fanden wir auf dem Abstieg einen Gebirgsbach, an dem wir unsere Wasservorräte auffüllen konnten. Andererseits lag unser Übernachtungsplatz nun schon sehr viel Näher an unserem Zielort (dem Busbahnhof von Interlaken),
sodass wir uns entschieden, unser Frühstück am nächsten Tag ans Ufer des Brienzersees zu verlagern…
Die wahrscheinlich beste Idee unseres kurzen Abenteuers. Das Wetter am folgenden Morgen war genauso gut wie am Vortag. Wolkenfrei und schon vor Sonnenaufgang angenehm warm.
Nach dem Aufstehen schnell alles einpacken und die wenigen verbleibenden Höhenmeter bis zum See hinabsteigen.
Dort angekommen, waren wir völlig für uns. Eine kleine Gruppe von Stand-Up-Paddelern verließ gerade das Ufer und bewegte sich langsam über das Wasser und verschwand allmählich aus unserem Blickfeld. Die Luft war klar und absolut windstill. Der See folglich spiegelglatt. Die Sonne erhob sich langsam hinter der Bergkette am gegenüberliegenden Ufer und beschien die Berge in einem intensiven Gelbton. Durch die ersten Sonnenstrahlen fing das sonst schon beeindruckend blaue Wasser des Brienzersees förmlich an zu leuchten.
An Frühstück war erstmal nicht zu denken. Den Moment einfangen, war erstmal angesagt. Ein Motiv war mit der Schaukel sofort gefunden – Das Foto schnell gemacht.
Nun saßen wir gemeinsam auf der Mauer. Die Beine hingen kurz über der milchig blauen Wasseroberfläche. Der Gaskocher lieferte nach kurzer Zeit für jeden eine Tasse frischen Tee.
So saßen wir da. Ließen all diese Eindrücke auf uns wirken. Gingen in Gedanken noch einmal die zwei vergangen ereignisreichen Tage durch.
Die Einzigartigkeit des Moments und die Erinnerungen an dieses spontane Abenteuer, kommen mir unvermittelt in den Sinn, wenn ich dieses Foto sehe.
Ich bin mit einem Zielfoto im Kopf losgefahren und bin vor allem mit einem großen Sack voll Erinnerungen zurück gekommen, an die wir uns beide gern zurückerinnern.
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