Model Release und Vertrag mit Fotograf

Ohne Vertrag verlieren alle

Sowohl Fotografen, als auch fotografierten Menschen begegnen immer wieder rechtliche Fragen. Hier daher zwei Videos, die ich mit spezialisierten Anwälten gefilmt habe. Im ZIELFOTO-Magazin Menschen fotografieren gibt es ausserdem einen Artikel zum Thema Street Fotografie von einem weiteren Rechtsanwalt. Hinweis: Dieser Blogbeitrag kann keine Rechts-Belehrung bieten!

Rechtliche Probleme bei Abenteurern und Sportlern

Aktuell (Herbst 2022) haben wir mit den Arbeiten am ZIELFOTO-Extrem Band 2 begonnen. Darin sollen zehn Abenteurer/Innen eine Geschichte in Text und Bild erzählen. Und bei den Fotos gehen die Probleme los: Häufig existieren keine Verträge. Teilweise haben die Personen sich selbst fotografiert, dann ist die Situation einfach.

Kompliziert wird es, wenn dritte die Fotos erstellt haben. Teils sind das Freunde, manchmal auch professionelle Fotografen als bezahlte Arbeit. Und wie das so ist im Leben: Es existieren keine Verträge, sondern nur das implizite Verständnis, dass alle beteiligten Personen die Fotos nicht kommerziell verwenden können. Und dann kommt der Wiesner und will Geld zahlen…

Der Wiesner möchte mit dem Erzähler einen Vertrag machen und darin soll der Erzähler versichern, dass er alle notwendigen Rechte hat, um mir zu erlauben, die Fotos zu drucken. Dann erhalte ich erstmal keine Antwort. Und dann nicht selten eine Forderung nach zusätzlichen Zahlungen, da die Fotografen etwas abhaben möchten und der Abenteurer das nicht finanzieren will. Wenn ich mal groß bin und wir den Axel Springer Verlag gekauft haben, dann zahle ich die Fotografen gerne. Aber als Ein-Mann-Firma ist dafür einfach kein Budget und leider platzt der Beitrag dann häufig. Verlieren tun dabei alle: Der Erzähler, der Fotograf, die Leser und natürlich auch wir als Verlag.

Boxen - Fotograf braucht Model Release Vertrag für Sportler
Boxen – Fotograf braucht Model Release Vertrag für Sportler

Ein Model Release Vertrag ist immer Pflicht

Wenn ich jemanden fotografiere, lasse ich (fast) immer auch ein Model Release unterschreiben. Wobei das unter Freunden meist nur eine Email im Sinne von “darf ich die Fotos frei verwenden” ist. Nicht ideal, aber immer noch besser als gar nichts. Bei geplanten Shootings habe ich immer einen richtigen Vertrag dabei. Ohne Ausnahme. Kein Vertrag, keine Fotos.

Vorlagen findet man im Netz reichlich. Wir selbst haben uns einmal von einem spezialisierten Anwalt einen Satz an Verträgen für unsere Standardsituationen erstellen lassen. Das kostet ein paar hundert EUR und dann ist man weitestgehend auf der sicheren Seite.

Wichtig ist darauf zu achten, dass auch geklärt ist, was die fotografierte Person darf (oder eben nicht darf)! Ich selbst bin da immer super kulant und strebe nie an, im Nachhinein Geld mit alten Fotos zu verdienen. Wahrscheinlich flucht jetzt der eine oder andere alteingesessene Fotograf, dass “der Wiesner den Markt kaputt macht”.

Macht der Wiesner den Markt kaputt?

Nein, tut er nicht.

Zurück zum konkreten Fall aus meiner Praxis. Wie beschrieben ist das Resultat von sturen Fotografen: Es gibt keinen Artikel. Der Fotograf verliert also eine Publikation und hat nichts gewonnen. Der Abenteurer ist enttäuscht und beauftrag den Fotografen potentiell nicht wieder. Ich habe Arbeit verschwendet und kontaktiere den Abenteurer potentiell nicht wieder. Den Lesern entgeht eine tolle Geschichte. Lauter Verlierer, keine Gewinner.

Ich mache das anders: Ich kalkuliere schon so, dass die Fotos später gratis verwendet werden können. Hin und wieder kommt es vor, dass meine Fotos in großen Magazinen erscheinen. Manchmal bekomme ich dann doch ein paar hundert EUR, meistens nicht. So oder so spielt das für mein Einkommen keine Rolle und ich spare mir das ganze Theater das damit einhergeht.

Fotografieren für Ruhm und Ehre?

Man kann argumentieren, dass eine Publikation eine Auszeichnung ist (so sehe ich das). Man kann auch hoffen, durch Publikationen Aufträge zu bekommen (habe ich noch nie, höre ich aber öfter). Besser wäre aber doch so zu denken: Ich als Fotograf mache mit meinen Fotos jemandem eine Freude. Je mehr Personen meine Fotos sehen, desto mehr Freude. Im Zweifel einfach mal ausprobieren, das ist gut für die Seele 🙂

Als Fotograf bereite ich mit meinen Fotos anderen Menschen eine Freude!

Stephan Wiesner

Fazit: Beschäftige Dich mit den Grundlagen zum Thema Recht und Fotografen, auch wenn Du selbst vor und nicht hinter der Kamera stehst. Man weiss nie, wann die Wiesner Medien GmbH anklopft und Dich bezahlen möchte!

Die Boxerin auf dem Foto ist übrigens: instagram.com/heyfely

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Stephan Wiesner
25.10.2022
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