Lichtrichtung in der Fotografie verstehen
Die Schatten machen das Foto
Die Richtung der Hauptlichtquelle bestimmt die Intensität und Ausrichtung der Schatten in einem Foto. Und die Schatten sorgen dafür, dass Objekte dreidimensional dargestellt werden. Gerade die Produkt- und Foodfotografie bietet sich ideal an, um die eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Licht und Schatten zu trainieren. Das gelernte kann dann auch für die Portrait Fotografie eingesetzt werden.
Bewusstes Trainieren
Für diesen Beitrag habe ich ein einfaches Setup an einem verregneten Samstagmorgen aufgebaut: Eine Lampe mit Softbox, ein paar alte Holzbretter und ein Teller selbstgemachtes Pesto mit Nudeln (Rezept am Ende vom Beitrag). Die Kamera kommt aufs Stativ. Dadurch kann ich nach jeder kleinen Veränderung ein Foto machen und die Auswirkungen studieren.
“Zum Lernen ist es ideal, wenn der Fotograf alle Parameter beeinflussen kann. Und immer nur EINE Variable pro Foto verändert!”
Stephan Wiesner
Das Licht bewegen
Die Fotos zeigen unbearbeitete! Fotos. Beim ersten Foto habe ich die Softbox direkt neben das Stativ gestellt, das Licht kommt also von schräg vorne, wie auf dem Making of Foto zu sehen. Beim Vergleichsfoto steht die Softbox hinten links. Bei beiden Fotos sorgt ein Abschatter auf der rechten Seite für Schatten. Die Vergleichsfotos zeigen deutlich, wie sich die Intensität und Richtung der Schatten verändern. Achte auch auf die Tomaten und die Zitrone. Die Lichtrichtung verändert die Leuchtkraft der Farben.
Interessanterweise kann es durchaus sein, dass einzelne Elemente des Fotos bei unterschiedlichen Lichtrichtungen optimal wirken. Die Tomaten möchte ich leuchten sehen. Aber die Zwiebel gefällt mir besser im Moody-Licht von hinten. Hier muss der Fotograf sich entscheiden, was Priorität hat.
Die Richtung vom Licht bestimmt die Leuchtkraft des Fotos
Die Magie eines Abschatters
Die folgenden Fotos zeigen die Wirkung des Abschatters auf der rechten Seite. Die Wirkung ist subtil und vor allem in der Zitrone und bei den Tomaten zu sehen. Dabei gibt es kein “besser” oder gar “richtiger”. Es ist einfach ein mächtiges Werkzeug um den kleinen Unterschied in den Fotos zu bewirken. Umgekehrt könnte man mit einem silbernen Reflektor die rechte Bildseite aufhellen, statt abzudunkeln.
Das Waffel-Foto unten fällt wohl in die Rubrik Moody Foodfotografie, weil es eher dunkel ist. Der Apfel oben rechts hat eine sehr dunkle rechte Seite. Aber achte mal auf die Vorderseite der Waffeln: Wenn das Licht von hinten links kommt (wie der Apfel zeigt), warum sind die Waffeln dann hell? Weil dort ein kleiner Aufheller steht (ein Blatt weisses Papier). Man kann also zielgerichtet einzelne Bildelemente ausleuchten. Mit Geduld statt Photoshop.
Üben, Üben, Üben!
Du isst täglich. Also warum nicht ab und an auch ein Foto davon machen? Und ein wenig experimentieren. Statt der Lampe kann man ein Fenster ohne direktes Sonnenlicht verwenden. Oder halt eine Schreibtischlampe oder was auch immer Du daheim hast. Ausreden gibt es eigentlich keine. Das ist evtl. auch eine sehr gute Gelegenheit, Deine Partnerin, Deinen Partner mit einzubeziehen. Gemeinsam kochen, fotografieren und dann verspeisen? Klingt nach einem guten Programm für ein gemütliches Wochenende daheim, oder?