Zwischen den Ufern der Zeit
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Der Tag hinter dem Foto
Es war der 3. Oktober, kurz vor Mittag. Die Luft war mild, das Licht sanft gedämpft – einer dieser Tage, an denen die Stadt ruhiger scheint als sonst. Ich war mit meiner Kamera unterwegs, einer Fujifilm X-T1, und hatte aus einer Laune heraus ein Schwarz-Weiß-Preset eingestellt. Vielleicht war es meine leicht melancholische Stimmung, die mich zu dieser Reduktion auf Formen und Kontraste führte.
Vom Brückengeländer aus sah ich den Neckar unter mir, eingerahmt vom dichten Grün der Ufer. Das Wasser spiegelte die Bäume in dunklen, fast samtigen Flächen – wie ein natürlicher Rahmen, der die Szene umschloss.
Die Idee dahinter
In diesem Moment dachte ich an einen meiner fotografischen Vorbilder: Sam Abell. Sein Prinzip „Compose and wait“ – komponiere das Bild und warte auf den Moment – war mir sofort präsent.
Also richtete ich den Bildausschnitt aus, stellte den Fokus, überprüfte die Linien und wartete.
Dann glitt ein Stocherkahn lautlos ins Bild – als wäre er genau für diesen Augenblick bestimmt gewesen.
Herausforderung und Geduld
Das Licht war weich, aber unstet. Der Himmel wechselte zwischen Helligkeit und leichter Trübung, und das Wasser reflektierte jede Veränderung. Die größte Herausforderung war, den Moment der Ruhe zu erwischen – genau dann, wenn der Kahn sich in die Spiegelung einfügte und das Licht auf der Wasseroberfläche stillstand.
Was dieses Foto für mich besonders macht
Dieses Bild ist für mich mehr als nur eine Szene am Fluss. Es ist ein Sinnbild für Zeitlosigkeit und Ruhe, für das Verweilen zwischen Bewegung und Stillstand.
In einer Welt, die oft laut und schnell ist, erinnert mich diese Aufnahme daran, dass Schönheit oft im Warten liegt – im bewussten Innehalten, bevor etwas geschieht.
Nachklang
Wenn ich das Foto heute betrachte, spüre ich dieselbe Stille wie damals.
Vielleicht ist es genau das, was Fotografie für mich bedeutet: einen Moment so festzuhalten, dass er auch Jahre später noch atmet.











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