Zwischen den Ecken des Himmels
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Es war einer dieser Tage, an denen du rausgehst ohne Plan – nur mit Kamera, Neugier und dem Gefühl, dass irgendwas passieren wird. Mein Ziel war Rotterdam. Keine große Route, keine To-do-Liste. Nur ich, meine Sony Alpha A7R IV, das 14mm f/1.8 und ein leerer Speicher auf der SD-Karte.
Die Idee zu diesem Foto entstand tatsächlich bei einem Espresso. Ich saß in einem kleinen Café in der Nähe des Oude Haven, scrollte durch ein paar Architektur-Hashtags und blieb an einem Bild hängen, das mich faszinierte. Es war von den berühmten Kubushäusern – aus der Froschperspektive fotografiert. Der Clou: der Himmel in der Mitte sah aus wie ein Stern.
Da wusste ich: Ich will diesen Moment selbst einfangen. Aber nicht einfach kopieren – ich wollte mein Bild, meine Geschichte, meine Perspektive.
Der Plan war simpel. Kamera schnappen, Kubushäuser finden, Bild machen. Die Realität? Ich lief erstmal in die komplett falsche Richtung – weil ich „Kubushaus“ bei Google Maps eingab und bei einem Baustoffhändler außerhalb der Stadt landete. Kein Witz.
Nach einer gefühlt ewigen Irrfahrt, die mehr nach Stadtsafari aussah als nach Fototour, stand ich endlich vor den ikonischen, schrägen Würfeln. Die Häuser schienen zu tanzen. Ich war sofort verliebt.
Ich stellte mich genau in die Mitte des Innenhofs, lehnte mich zurück, legte mich fast auf den Boden. Und da war er – der Blick nach oben. Wie ein Stern schnitten die Dächer den Himmel auf. Ich justierte, atmete tief durch – klick. Doch genau in dem Moment ging ein Fenster auf. Eine Frau beugte sich raus und rief auf Holländisch etwas, das vermutlich bedeutete: „Was machst du da, du Spinner?!“
Ich lächelte, nickte freundlich – und hoffte einfach, dass ich vorher abgedrückt hatte. Hatte ich. Glück gehabt.
Es ist mehr als nur Architektur. Mehr als Farbe. Es ist ein Blickwinkel, der so nicht alltäglich ist. Ein Perspektivwechsel, im wahrsten Sinne. Der Moment, wenn Geometrie auf Natur trifft. Wenn starre Formen den Himmel umrahmen – und doch eine gewisse Leichtigkeit entsteht. Dieses Bild steht für mich für Neugier, für Andersdenken und für das Geschenk, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Am Ende war es der Umweg, der mir die Geschichte gab, die ich jetzt teilen kann. Die beinahe verpatzte Aufnahme, das spontane Umdenken und die kleine Prise Glück, die man manchmal braucht. Und genau das ist doch das Schöne an der Fotografie: Es geht nicht nur um Technik – es geht ums Erleben.
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