Zwei Pinselohren im Harz

So ein Luchs ist schon ein wahrhaft interessantes Geschöpf. Gleicht er eben noch der Schmusekatze aus dem heimischen Wohnzimmer, ist er im nächsten Moment ein sehr majestätisches und wildes Tier.

Schon länger hatte ich mir die Gelegenheit gewünscht einen Luchs einmal im Wald beobachten zu können. “Am besten hat man dann auch noch die Kamera dabei…” war oft mein Gedanke. Doch wonach suchen? Wie findet man solch ein Tier?
Berufsbedingt pendle ich mit dem Auto regelmäßig durch den schönen Harz. Während man auf der einen Seite genau die Zerstörung des Waldes durch den Borkenkäfer und die damit einhergehende Rodung vieler Waldabschnitte beobachten kann, sieht man regelmäßig wilde Tiere in Straßennähe. Egal ob Wildschwein, Rotwild oder Füchse. Alles ist mir auf meine Fahrten schon begegnet. Auch der Luchs. Allerdings immer nur kurz und sehr flüchtig. Mal am Fahrbahnrand sitzend und mal bei dem Versuch an einem Maschendrahtzaun zu klettern.
Jedes Mal war ich entweder zu schnell an der Stelle vorbei oder aber die Kamera war nicht griffbereit.

Wie es der Zufall eben will sah ich erst vor ein paar Tagen das letzte Video von Chris Kaula. Auch er war im Harz auf der Suche nach einem Luchs.
“Ach ja das wäre schon was….so ein Luchs vor der Linse.” dachte ich da bei mir.

Als ich dann diese Woche auf dem Heimweg war traute ich fast meinen Augen nicht. Im Augenwinkel erkannte ich deutlich einen Luchs in Fahrbahnnähe auf einem Baumstumpf in der Sonne sitzen. “Das kann doch nicht wahr sein” dachte ich mir und wendete. Langsam und vorsichtig fuhr ich in einen angrenzenden Waldweg und stellte mein Auto ab. Ich nahm meine Z6 aus dem Rucksack und musste mich dann doch mit meinem Sigma 70-300 als einzigem Tele begnügen. Leise wie ich es von bekannten Jägern gewohnt war schloss ich meine Autotür und ging in Richtung des Luchses. Und siehe da. Er hatte sich nicht weg bewegt. Er saß tiefenentspannt auf dem Baumstumpf und sonnte sich. Ich versuchte die ersten Bilder und konnte immer näher heran gehen. Am Ende war ich auf gut 20m herangekommen. So konnte ich ihn eine ganze Weile beobachten und fotografieren. Bis er auf einmal aufstand und ganz langsam auf mich zugelaufen kam. Da wurde es mir dann doch etwas mulmig und ich ging lieber ein paar Meter zurück. Aber scheinbar störte ich ihn gar nicht, denn er suchte sich nur einen anderen Baumstumpf auf dem er dann vornehm Platz nahm. Als die Sonne dann langsam verschwand ging auch ich zurück zu meinem Auto. Beim Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich ganze 20 min mit dem Luchs verbracht hatte. Zufrieden stieg ich nun ins Auto und trat meinen weiteren Heimweg an.

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