Zerbrechliche Schönheiten

Eine Story von Jochens Pictures
20.01.2025

In dieser Story

Wenn ich sage, ich habe jahrelang auf diese Gelegenheit gewartet, dann ist das noch nicht einmal übertrieben. Man sollte ja meinen, das der Wunsch gar nicht so hoch gegriffen ist: ein kalter, sonniger, ruhiger Wintermorgen. Kalt genug muss es sein, nahe an -10°C oder darunter sollten es schon sein, und am besten nach einer klaren Nacht. Doch die letzten Jahre war davon nicht viel sehen – der letzte Winter war viel zu nass; überhaupt mal die Sonne zu sehen schon die Ausnahme. Vor allem aber waren (sind) die letzten Winter viel zu warm. Selbst hier im Odenwald kann ich die Morgen, an denen ich auf dem Weg ins Büro die Autoscheiben frei kratzen musste, an einer Hand abzählen.

Umso mehr habe ich mich daher gefreut, als es um das vergangene Wochenende herum endlich mal richtig kalt wurde! -8 bis -12 Grad hieß es in der Wettervorhersage. Damit blieb nur noch die bange Frage: Wolken? Nebel? Doch als mich am Samstagmorgen der Hund geweckt hat, der wie jeden Tag pünktlich mit der Kirchturmglocke um 6:30 sein Frühstück will (hat jemand eine Idee, wie man einem Hund das Konzept “Wochenende” beibringt?), zeigte der Blick aus dem Fenster einen funkelnden Sternenhimmel. Und das Außenthermometer -9°. Bingo!

Also die Zeit zum Sonnenaufgang genutzt zum Frühstücken, Kamera zusammensuchen, und die Seifenblasenflüssigkeit… ah richtig, im Spielzeugschrank sind noch zwei Döschen. Und Strohhalme sind auch noch da – perfekt. Um kurz vor acht ging es dann los, die Fellnase im Schlepptau, die Kamera umgehängt, und alles andere in den großen Jackentaschen. Nach eine Runde zum Waldrand, wo viele Bälle gefangen und andere Dinge erledigt wurden, war ich pünktlich genau als die ersten Sonnenstrahlen über die Baumwipfel blinkten beim großen Baumstumpf am Ortsschild. Schnee hatten wir keinen, aber Raureif, Moos und das zerklüftete Holz boten viele schöne Motive.

Leider gab es nirgendwo eine gute Möglichkeit, die Seifenblasen-Dose abzustellen in den paar Sekunden, die einem nach dem vorsichtigen Setzen der Seifenblase bleiben, bis diese anfängt zu gefrieren. Die erste Dose fiel so der Neugier des schnüffelnden Hundes zum Opfer. Zum Glück hatte ich zwei dabei. Die ersten Bilder waren “im Kasten”, und der Tag hatte noch so viel Potenzial für mehr, die Bedingungen nahezu perfekt. Doch bald blieb der Erfolg aus: die Flüssigkeit wurde zu kalt, die Blasen hielten nicht mehr. Zu allem Überfluss hab ich die Dose dann auch noch mit den kalten Fingern umgestoßen…

Also ab nach Hause. Während sich der Hund zum Pfotenwärmen in sein Körbchen verkroch, mixte ich mir schnell aus Spüli und warmem(!) Wasser neue Seifenblasenflüssigkeit. Da gibt es jede Menge Rezepte für, aber “keep it simple” funktionierte hier für mich am besten. Dann ging es runter in den Garten. Auch dort gab es viele passende Motive; vor allem auch mit Raureif überzogenes Brennholz, das man perfekt zur Sonne ausrichten konnte. Und ich konnte mir einen Hocker mitnehmen, um die Dose mit der Flüssigkeit sicher abstellen zu können.

Denn die Eiskristalle in den Seifenblasen kommen am besten heraus, wenn sie in direktem Gegenlicht aufleuchten – daher mache ich diese Fotos in der Regel am frühen Morgen. Dann steht die Sonne schön tief, zudem ist es noch windstill, und es ist die kälteste Zeit des Tages.

Im Laufe einer Stunde sind so viele verschiedene Bilder entstanden – denn jede Seifenblase ist ein Unikat, die Eiskristalle wachsen jedes Mal anders. Schnell war der Ärger über die anfänglichen Ungeschicktheiten vergessen. Ich tue mir schwer, unter all den Bildern einen einzelnen Favoriten zu identifizieren… und auch unter Familie und Freunden hat scheinbar jeder so sein eigenes Lieblingsbild. Welches ist Eures?

 

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Autor:in
Jochens Pictures
IT Consultant / Projektleiter aus Wald-Michelbach
Ich lebe mit meiner Familie und diversen Haustieren im tiefsten Odenwald. Fotografieren ist für mich wie eine kleine Auszeit. Bei der Suche nach dem Motiv und dem richtigen Blickwinkel sind alle Sorgen und Stress schnell vergessen - deswegen ist die Kamera auch auf Dienstreisen immer mit dabei. Landschaften und Tiere sind meine bevorzugten Motive.
Ich lebe mit meiner Familie und diversen Haustieren im tiefsten Odenwald. Fotografieren ist für mich wie eine kleine Auszeit. Bei der Suche nach dem Motiv und dem richtigen Blickwinkel sind alle Sorgen und Stress schnell vergessen - deswegen ist die Kamera auch auf Dienstreisen immer mit dabei. Landschaften und Tiere sind meine bevorzugten Motive.

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Diskussionsbeiträge (2)

20.01.2025, 12:16 Uhr
Ludwig W.
20.01.2025, 12:16 Uhr

Auf diese Idee muss man auch erst mal kommen 🤣 . Tolles Foto.

20.01.2025, 08:23 Uhr
Roy Martin
20.01.2025, 08:23 Uhr

Servus Jochen,

das ist ja mal eine coole Idee. Seifenblasen einfrieren lassen und im Gegenlicht die Eisblumen fotografieren! 👍

Das muss ich auch mal versuchen! 

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