Wo der Schatten wartet – Part 2 der “Echoes of 1888 Serie”
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Manche Bilder entstehen nicht – sie werden gebaut.Teil 2 meiner Serie “Echoes of 1888” ist kein Zufallsfund, kein Schnappschuss. Es ist ein bewusst komponierter Moment, der wirken soll wie ein Standbild aus einem Film, der nie gedreht wurde.
Die Herausforderung: eine Szene zu erschaffen, die aussieht, als wäre sie echt – und doch vollständig inszeniert ist.
Der Aufbau begann mit einer Frage: Wie erzählt man Spannung, ohne Bewegung? Wie erzeugt man Atmosphäre, ohne Worte? Ich suchte nach einer Kulisse mit Tiefe, Symmetrie und Geschichte. Ein Gebäude mit klarer Linienführung, das im richtigen Licht zur Bühne wird. Die Fassade war gut beleuchtet, um Struktur und Dramatik zu erzeugen – nicht zu viel, nicht zu wenig. Nur der Nebel kam leider nicht wie bestellt.
Die Figur im Bild ist gestellt – und genau deshalb stark. Ein Freund übernahm die Rolle des Schattenmannes. Zylinder und Mantel, – minimalistisch, aber ikonisch. Wir arbeiteten an der Körpersprache: kein Blick zur Kamera zurück, kein Zögern im Schritt. Die Bewegung sollte natürlich wirken, aber exakt platziert sein – ein einziger Schritt, eingefroren zwischen Licht und Dunkel.
Die Kamera – meine Sony A7R II – war mein Regieinstrument. Manuelle Einstellungen, Stativ, Langzeitbelichtung. Ich wollte keine Schärfe um jeden Preis, sondern Tiefe, Atmosphäre, ein leichtes Verwischen der Figur, um sie wie ein Echo wirken zu lassen. Der Fokus lag auf der Balance: Architektur und Mensch, Licht und Schatten, Inszenierung und Illusion.
Was das Bild besonders macht?
Es ist ein Hybrid. Zwischen Fotografie und Film. Zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Zwischen Kontrolle und Zufall. Es erzählt keine Geschichte – es lädt dazu ein, eine zu erfinden. Und genau das ist für mich das Ziel dieser Serie: Räume zu schaffen, in denen sich der Betrachter selbst verliert.
Teil 2 ist ein Beweis dafür, dass Inszenierung nicht künstlich sein muss. Wenn alles stimmt – Licht, Komposition, Bewegung, Atmosphäre – dann entsteht ein Bild, das mehr ist als die Summe seiner Teile. Dann wird Fotografie zur Erzählung.











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