Von Nordlichtern und einem ungebetenen Gast überrascht
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Ein hilfreicher Anruf
Als der Anruf kam, saß ich mit Jogginghose und Schlabberpulli vor dem iPad und schaute eine Serie. “Heute Abend soll es einen Sternschnuppenschauer geben, vielleicht ist das ja was für dich”, erzählte mein Vater am anderen Ende der Leitung. Ich bin zwar kein erfahrener Astro-Fotograf, konnte mir aber gut vorstellen ein Zeitraffer zu machen oder einen Baum, den ich in der Kronsbergheide einige Tage vorher entdeckt hatte, neben der Milchstraße in Szene zu setzen. Es war Mitte August und das Heidekraut stand hier bereits in voller Blüte. “Wie cool wäre es, Milchstraße und die blühende Heide zusammen einzufangen?” Ein kleiner Plan formte sich noch während des Telefonats und als ich auflegte, hatte sich schon ein Bild vor meinem inneren Auge manifestiert. Also schnappte ich mir Stativ, Kamera und diverse Taschen- und Kopflampen und machte mich ca. um 23:00 Uhr aus Lüneburg auf den Weg in die Kronsbergheide.
Die Ankunft
Als ich auf den gut erreichbaren Parkplatz einbog, waren bis auf mein Auto nur zwei andere dort. Die Nacht war Pechschwarz, also schnappte ich mir meine Lampen und machte mich auf den Weg ca. 400m durch den dunklen Wald. Überall knackte und raschelte es und ich schaute mich immer wieder hektisch um. Zugegeben, meine Fantasie spielte im mutmaßlichen Wolfsrevier verrückt. Meine Aufregung legte sich ein bisschen als mir zwei rote Strahlen entgegenkamen. Recht schnell erkannte ich zwei weitere Fotografen, die den Spot anscheinend schon abgearbeitet hatten und wieder in Richtung ihres Autos gingen. Man grüßte sich und ich setzte meinen Weg fort. Nur etwa einhundert Meter weiter blieb ich abrupt stehen. War das ein Rascheln nur ein paar Meter neben mir? Ich drehte meine Taschenlampe in die Hörrichtung und musste schlucken als mich zwei Augen etwa auf Kniehöhe reflektierend anstarrten. Dann fing das unbekannte Tier an zu knurren. Langsam bewegte ich mich zurück immer den Blick auf die beiden Augen gerichtet. Als das Tier anfing zu bellen, war ich gleichzeitig beruhigt und irritiert. “Wieso zum Teufel läuft hier ein herrenloser Hund herum?”, dachte ich. Während ich weiter rückwärts ging, fragte ich immer wieder in die Dunkelheit ob da jemand sei, bekam aber keine Antwort. Auch wenn ich keinem Wolf ins Gesicht gestarrt hatte, war der Gedanke eines aggressiven Hundes noch beunruhigender und so trat ich meinen Rückweg an.
Danke für Nichts
Zurück am Parkplatz traf ich wieder auf die beiden Fotografen und berichtete von meinem Erlebnis. “Achso”, meinte einer von beiden,” der gehört, dem Rentner-Paar, was hinter dem Baum auf der Bank sitzt.” “Super”, dachte ich,” man hätte ja auch ein Lebenszeichen von sich geben können.” Mit ein wenig Wut im Bauch, machte ich also einen neuen Versuch. Der Hund war bei meiner Ankunft zu den beiden Personen zurückgekehrt, die ich auch nun im Lampenschein entdecken konnte. Endlich konnte ich beruhigt mein Stativ aufbauen, den Bildausschnitt prüfen und Testfotos schießen. Leider hatte ich bei Fotopills zuvor den Stand der Milchstraße am falschen Datum dokumentiert, sodass ich nach einem schönen Ausschnitt suchen musste. Ich machte also einige Testfotos. Und da war es plötzlich: Ein lila Leuchten zock sich über mein Display. Erst dachte ich, dass es sich um Lichtverschmutzung handeln müsste, die ich beim letzten Mal übersehen hatte. Aber dafür war das Leuchten einfach zu stark und ungewöhnlich gefärbt. Eine kurze Google Suche ergab eine hohe Sonnenaktivität und das Potenzial für Nordlichter, sogar in Deutschland. Ich war hin und weg. Nie hatte ich dieses Licht selber gesehen, geschweige denn fotografiert. Mit den mitgebrachten Taschenlampen versuchte ich den Vordergrund so auszuleuchten, dass die Heideblüte zwar zur Geltung kommen würde, ohne vom Wetterleuchten abzulenken. Auch wollte ich die Heidekante zum Weg als eine Art führende Linie zum Baum verwenden. Mit einigen Fotos im Kasten machte ich mich auf den Weg zum Auto und kam ohne weitere Überraschungen zuhause an.
Meine Meinung zum Ergebnis
Ich bin sehr glücklich mit dem Bild. Nächstes Mal würde ich dennoch versuchen zwei Fotos aufzunehmen und einmal den Himmel und den Vordergrund zu separieren und anschließend zusammenfügen, um für bessere Belichtungsverhältnisse zu sorgen und die Bewegungsunschärfe aus den bewegten Teilen des Heidekrauts zu entfernen. Das Bild hat mir aber wieder neue Motivation gegeben, meine Fotos und meinen Fortschritt als Hobbyfotograf wieder auf Instagram und anderen Plattformen wie hier zu teilen.
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